Berlin. Bei „Markus Lanz“ diskutierte die Runde nicht nur über die EM, sondern auch über das Treffen von Biden und Putin. So lief der Talk.
Fünf Monate nach Amtseintritt kamen US-Präsident Joe Biden und der russische Staatschef Wladimir Putin zu ihrem ersten Gipfeltreffen in Genf zusammen. Doch mit welchem Ergebnis? Gemeinsam mit seinen Gästen diskutierte Markus Lanz über das Verhältnis der beiden Großmächte.
Daraus entfachte eine außenpolitische Debatte zwischen Katja Kipping, ehemalige Vorsitzende der Linken, und dem FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff.
„Markus Lanz“ – Das waren die Gäste:
- Katja Kipping (Linke), Politikerin
- Alexander Graf Lambsdorff (FDP), Politiker
- Anna Schneider, "Welt"-Chefreporterin
- Lucas Vogelsang, Autor und Produzent eines Fußball-Podcasts
„Markus Lanz“: Die politische Dimension der EM
Zu Beginn der Sendung ging es allerdings zunächst um die Fußball-Europameisterschaft. Moderator Markus Lanz brannte vor allem eine Frage unter den Nägeln: „Warum ist die EM so politisch?“, wollte Lanz wissen. Der Journalist Lucas Vogelsang betonte, dass transkontinentale Turniere immer wieder instrumentalisiert werden. „Es gibt nur immer mehr Interessensgruppen, die den Fußball als politische Bühne nutzen wollen und auch nutzen können“, sagte Vogelsang.
Doch nicht nur Interessensgruppen sind an der Politisierung beteiligt. Auch einzelne Akteure verfügen über viel Macht. Nachdem Fußballer Cristiano Ronaldo eine Coca-Cola ablehnte, fiel der Börsenkurs und verursachte einen Verlust von rund vier Milliarden Dollar. „Das zeigt die große Kraft des Individuums im Mannschaftssport. Wenn wir etwas im System verändern wollen, müssen wir es mit dem Spieler verändern“, findet Lucas Vogelsang.
Besonders einig war sich die Talkrunde über die Kritik an der Greenpeace Protestaktion, bei der insgesamt zwei Männer schwer verletzt wurden. FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff bezeichnete die Aktion als „gemeingefährlich“.
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„Lanz“: Kritik an der Greenpeace Protestaktion
„Hier wird Protest im Grunde kaputt gemacht, wenn dabei Menschenleben riskiert werden, dann diskreditiert das einfach den Protest“, akzentuierte Lambsdorff. Auch die ehemalige Vorsitzende der Linken Katja Kipping kritisierte das Vorgehen. Kipping vermutete, dass es dabei zu einer unzureichenden Kommunikation mit der Polizei gekommen sei.
Lucas Vogelsang verwies zudem auf die Verletzbarkeit und Anfälligkeit von öffentlichen Events und erinnerte an den Terroranschlag beim Länderspiel in Paris im November 2015. „Man ist ja eh schon alert in diese Richtung und dann kommt noch einer vom Himmel geflogen“, kommentierte Vogelsang.
Während bei der Europameisterschaft verschiedene Fußballmannschaften aufeinandertreffen, kamen am Mittwoch US-Präsident Biden und Russlands Präsident Putin zusammen. „Was hat man geschafft mit dem Treffen? Was ist das Ergebnis“, fragte Markus Lanz Alexander Graf Lambsdorff.
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FDP-Politiker über Gipfeltreffen: Große Konflikte bleiben
„Das Ergebnis ist ein Anfang. Dieses Treffen etablierte Russland wieder auf der Bühne“, sagte der FDP-Politiker. Auch Katja Kipping betrachtete das Gipfeltreffen als notwendigen Einstieg für eine kommunikative Grundlage.
„Wenn man im Iran Konflikt eine Lösung haben will, wird man Russland als Kooperations- und Gesprächspartner brauchen“, sagte Kipping. So blieben auch nach dem Gipfeltreffen viele Konfliktbereiche wie die Ukraine, Syrien, Libyen sowie Afghanistan ungeklärt.
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Als Journalistin Anna Schneider in einer Bemerkung die NATO erwähnte, entfachte sie damit eine außenpolitische Diskussion. Katja Kipping hob hervor, dass Europa sich als eigenständiger Akteur aufstellten und im Zweifelsfall als Vermittler handeln müsse. „In der NATO sind auch Länder wie die Türkei, da kann man jetzt nicht sagen: das ist so ein tolles Bündnis der Demokrat:innen“, sagte Kipping.
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„Markus Lanz“: Alexander Graf Lambsdorff nennt Linke „Radio Moskau“
Markus Lanz nannte das Whataboutism, also ein rhetorisches Ablenkungsmanöver. „Das hat Putin auf der Pressekonferenz heute auch gemacht“, kommentierte der Moderator. FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff argumentierte, dass der Westen nicht nur als geografische, sondern vor allem als philosophische Einheit verstanden werden müsse. Zudem sei Außenpolitik ein „ständiger Abwägungsprozess“ und die „Türkei auch ein wichtiger Partner“.
Neben der Außenpolitik diskutierten Kipping und Graf Lambsdorff aber auch über Steuerpolitik. Wenn es nach Linke-Politikerin Katja Kipping geht, wird es eine sozio-ökologische Wende mit der Union und FDP nicht geben können. „Radio Moskau“ nannte Alexander Graf Lambsdorff die Linkspartei und kritisierte im Zuge die Unberechenbarkeit der außenpolitischen Argumentation.
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„Wenn sie an die Regierung kommen, keine Steuererhöhung?“, fragte Lanz den FDP-Politiker. „Keine Steuererhöhungen. Die Antwort ist nein, kategorisch nein“, versicherte Graf Lambsdorff. Die einzige Ausnahme stellen hierbei Facebook, Apple sowie Amazon dar. „Er muss ja sein Klientel vor hohen Steuern schützen“, entgegnete Kipping.
Dabei kritisierte sie vor allem die geringe Besteuerung eins hohen Jahreseinkommens und die Ausnutzung von sogenannten „Steuer-Oasen“, also Gebieten mit besonders niedrigen Steuern. Journalist Lucas Vogelsang warf auch schon eine Wahlplakat-Idee für die FDP in die Runde: „Ich freue mich auf das Wahlplakat. Lieber nicht besteuern, als falsch besteuern“, witzelte Vogelsang.
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