Berlin. Markus Lanz diskutierte über die Folgen des Angriffskriegs. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff sah dabei nicht gut aus.

Im ukrainischen Lwiw traf am Donnerstag Präsident Wolodymyr Selenskyj auf den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan und UN-Generalsekretär António Guterres. Auf dem Verhandlungstisch stand nicht nur die Besprechung der aktuellen Kriegslage, sondern vor allem auch die Hoffnung auf weitere Diplomatie. Auch Markus Lanz bat seine Gäste an einen kleineren Verhandlungstisch, um über die Folgen des Kriegs zu diskutieren.

„Markus Lanz“ – Das waren die Gäste:

  • Reiner Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt
  • Anne Hähnig, Journalistin
  • Sönke Neitzel, Militärexperte
  • Rüdiger von Fritsch, Ex-Diplomat

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff machte zu Beginn der Sendung klar, dass die Konsequenzen des Krieges von allen gleichermaßen getragen werden müssen. „Es ist alles miteinander verbunden. Nichts funktioniert autark für sich“, so Haseloff. „Haben Sie das Gefühl, dass wir wirklich mit aller Macht alles tun?“, hakte Markus Lanz direkt nach. Dabei spielte der Moderator auf die Appelle an, weniger zu duschen oder in privaten Haushalten Energie zu sparen.

„Ich habe auf die Abhängigkeit hingewiesen“, erläuterte der CDU-Politiker und verwies immer wieder auf die Klimapolitik der vergangenen Jahre. Besonders stichelte Haseloff hier gegen die Grünen, die laut dem Ministerpräsidenten den Ausstieg aus der Atomenergie gesellschaftsfähig gemacht hatten. „Das war Ihre CDU, die das beschlossen hat“, kommentierte Lanz.

Auch Militärexperte Sönke Neitzel kritisierte besonders die Verantwortungsdiffusion der Politik. Laut Neitzel könne die Politik nicht erwarten, dass Bürgerinnen und Bürger über das gleiche Expertenwissen verfügen. „Wir haben Diplomaten, wir haben Generäle, die ein anderes Wissen haben“, so Neitzel.

„Markus Lanz“: Militärexperte kritisiert Regierung

„Haben Sie davor gewarnt?“, wollte Markus Lanz es von Reiner Haseloff genauer wissen. Statt einer konkreten Antwort, widmete sich der Ministerpräsident einer Geschichtsodyssee rund um Russland und die DDR. „Haben sie davor gewarnt?“, fragte der Moderator erneut. Doch auch an dieser Stelle verlor Haselhoff kein Wort über sein Warnsystem.

Sönke Neitzel plädierte für einen produktiveren Umgang mit Fehlern in Bezug auf die Russlandpolitik Deutschlands. So müsse die Regierung auch zugeben können: „Wir haben einen kapitalen Bock geschossen“.

Auch „Zeit“-Journalistin Anne Hähnig wetterte gegen den CDU-Politiker, indem sie Haseloff vorwarf, ein „Lobbyist der eigenen Bevölkerung“ zu sein. Zudem teilte Hähnig die Beobachtung, Ostdeutsche würden in Anspruch nehmen, Russland besser zu kennen.

„Lanz“: Haseloff gerät mit „Zeit“-Journalistin aneinander

Spätestens an dieser Stelle war Reiner Haseloff, zumindest was den Redeanteil angeht, nicht mehr zu stoppen. Immer wieder verteidigte der Ministerpräsident seine eigenen historischen Erfahrungen und rechtfertigte seine fluide Position in Bezug auf Sanktionen gegen Russland.

„Ich muss mich in meinem Alter nicht verbiegen. Ich habe meine Linie. Ich habe meine persönliche Erfahrung“, sagte Haseloff. „Eines sage ich Ihnen, zu diesem Thema brauche ich keine Belehrung“, fügte der Politiker kopfschüttelnd hinzu.

„Ihre Partei, die Kanzlerin Ihrer Partei und auch Sie persönlich haben die Russlandpolitik der früheren Regierung zu verantworten. Da kann man sich doch nicht hinstellen und sagen: Das haben wir alles gewusst“, entgegnete die Journalistin.

Haseloff bei „Lanz“: Produktionsstopp bei SKW Stickstoffen

Belehren konnte Haseloff allerdings dann, wenn es um die Chemieindustrie in Sachsen-Anhalt ging. Denn der Ministerpräsident bestätigte den Produktionsstopp des größten Düngemittelproduzenten Deutschlands, SKW Stickstoffe Piesteritz, in Wittenberg.

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„Die produzieren derzeit nicht“, warf der CDU-Politiker ein, als Lanz Hähnig zur Mangellage in Ostdeutschland befragte. Bei den aktuellen Gaspreisen mache das Unternehmen derzeit Verluste von knapp 90 Millionen Euro. „Jetzt muss entschieden werden, ob im Oktober wieder hochgefahren wird“, erklärte Haseloff.

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Der Zusammenbruch des Betriebs würde gleichzeitig bedeuten, dass Deutschland Düngemittel importieren müsse. „Unsere Werke fliegen raus, während Putin Profit macht“, kritisierte der CDU-Politiker.

„Sie wären für eine Übergewinnsteuer?“, wollte Markus Lanz wissen. Haseloff sprach sich für eine Besteuerung aus. „Da brauchen wir auf jeden Fall Ideen“, so der Politiker. Wichtig sei laut Haseloff, die „moderne Industrie wieder nach Europa“ zu holen und damit wieder unabhängiger zu werden. Als Beispiel nannte er an dieser Stelle die Unabhängigkeit Sachsen-Anhalts von der Energieproduktion. „Wir sind zu 100 Prozent erneuerbar“, so Haseloff.

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Dieser Artikel erschien zuerst bei morgenpost.de.