Berlin. Bei „Markus Lanz“ äußerte sich der Ex-Oligarch Michail Chodorkowski zu Putins Kriegsrhetorik. Dabei machte er eine düstere Prognose.

Ein Monat ist seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine bereits vergangenen. Der Krieg kostete inzwischen zahlreiche Menschen das Leben, vertrieb Millionen in die Flucht und zerstörte unzählige ukrainische Städte.

Der Vormarsch der russischen Truppen scheint ins Stocken zu geraten, ein Ende ist jedoch kaum in Sicht. Wie dramatisch die Situation werden könnte, beschrieb der russische Ex-Oligarch Michail Chodorkowski bei „Markus Lanz“.

"Markus Lanz" – Das waren die Gäste:

  • Natalia Klitschko, Sängerin
  • Janis Kluge, Ökonom (Stiftung Wissenschaft und Politik)
  • Sebastian Fiedler, Politiker (SPD)
  • Michail Chodorkowski, ehemaliger Oligarch
  • Solomiya Vitvitska, Journalistin in Kiew

„Markus Lanz“: Verhandlungen sind Machtspiel für Putin

Mit den Worten „Putin ist ein Gangster“ meldete sich der russische Ex-Oligarch Michail Chodorkowski per Videoschalte in die Runde. Der Unternehmer war in den 1990er Jahren einer der bekanntesten Oligarchen und Vorstandsvorsitzender des Ölkonzerns Jukos.

Chodorkowski bezeichnete Russland als ein Land „der Korruption und des Krieges“. Besonders die westliche Einstellung gegenüber Putin sei hier das zentrale Problem. Laut Chodorkowski sehe der russische Präsident die Verhandlungen ganz anders.

Die Anrufe des französischen Präsidenten Emmanuel Macron seien vergeblich – für Putin sei dies lediglich ein Machtspiel. „Es ist Demütigung und er ergötzt sich daran“, erklärte der Unternehmer. Chodorkowski akzentuierte, dass Stärke notwendig sei, um mit Putin zu verhandeln.

„Lanz“: Ex-Oligarch macht düstere Prognose für Krieg

Man dürfe laut Chodorkowski den russischen Präsidenten nicht in die Enge treiben, allerdings müsse man die Sanktionen auch „zu einem logischen Ende“ führen. Als Beispiel nannte der Unternehmer die Gazprom-Bank, die weiterhin von den Sanktionen unberührt bleibt.

Es brauche außerdem auch eine Flugverbotszone. „Was glauben Sie, wie Putin reagieren würde, wenn die Nato genau das macht?“, hakte Markus Lanz nach. „Wir haben es mit einem Banditen zu tun“, entgegnete Chodorkowski. „Moldau, Polen, Baltikum – halten Sie das für möglich?“, fragte Lanz weiter. Lesen Sie auch: Ukraine-Krieg: So rüstet Odessa gegen die Feinde auf

„Ich glaube es ist unausweichlich. Wenn er die Ukraine einnimmt, dann ist sein nächster Schritt das Baltikum, Moldau oder Polen. Warum glauben Sie, dass er zum fünften Mal so ein Problem anders lösen will?“, fragte der Ex-Oligarch. Und spätestens zu diesem Zeitpunkt verschlug es auch dem sonst so gesprächigen Moderator die Sprache.

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Natalia Klitschko bei „Lanz“: Männer sind Krieger und Kämpfer

Einen persönlichen Einblick in die Situation in Kiew gewährte Natalia Klitschko, Ehefrau von Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko. Gerade jetzt sei die Sorge um die verbliebenen Männer besonders groß, da die regelmäßige Kommunikation nicht mehr möglich sei.

„Man gewöhnt sich dran, dass man diese kurzen Nachrichten kriegt“, so Klitschko. Sehr gefasst berichtete die Sängerin von der unglaublichen Trauer und Wut, die nicht nur sie selbst verspürt, sondern auch die Männer an der Front. „Die sind echte Krieger und Kämpfer geworden“, sagte sie. Auch interessant: Ukraine-Krieg: Entführt Russland Flüchtlinge aus Mariupol?

An der medialen Front befindet sich hingegen die ukrainische Journalistin Solomiya Vitvitska, die sich ebenfalls entschied, das Land nicht zu verlassen. Per Videoschalte berichtete Vitvitska von Luftalarmen und Bombenangriffen.

„Markus Lanz“: Ukrainische Journalistin appelliert an Bundesregierung

„Wir gehen bis zum Ende“, betonte die Journalistin. Die Medien des Landes haben sich laut Vitvitska mittlerweile zusammengeschlossen: „Wir müssen der russischen Propaganda entgegenwirken“. Teilweise berichte man aus Bunkern oder schlafe sogar in den Büros.

Und als Moderator Markus Lanz eigentlich über die Risikobereitschaft sprechen wollte, appellierte die Nachrichten-Moderatorin plötzlich an die Bundesregierung. „Wir sind verzweifelt. Jetzt ist nicht die Zeit für Diskussionen, jetzt ist die Zeit fürs Handeln. Bitte gebt uns alles, was ihr habt, schickt es schneller“, sagte Vitvitska.

Die ständigen Diskussionen der Regierung, während Menschen „abgeschlachtet“ würden, seien eine schwache Reaktion Deutschlands. „Wir brauchen es jetzt, nicht morgen, wenn unsere Leute tot sind“, ergänzte sie.

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Dieser Artikel ist zuerst auf waz.de erschienen