Hamburg. Merz präsentierte sich vor der Vorsitzwahl der CDU selbstbewusst und entspannt bei Lanz. Er wolle kein Anti-Merkel sein, erklärte er.

  • Im Talk bei Markus Lanz kam am Mittwoch dem Kandidaten für den CDU-Vorsitz, Friedrich Merz, bei Weitem die meiste Aufmerksamkeit zu
  • Merz gab sich vor der Wahl beim digitalen Parteitag am kommenden Wochenende entspannt
  • Er hatte aber auch Lob für einen seiner Konkurrenten übrig

Für Friedrich Merz entscheidet sich am Samstag wohl endgültig, ob er in der Bundespolitik noch einmal Karriere machen wird – oder nicht. Am 16. Januar wählt die CDU auf einem digitalen Parteitag nach langem Hin und Her einen neuen Vorsitzenden. Der ehemalige Unions-Fraktionsvorsitzende und Blackrock-Manager Merz rührt für seine Kandidatur seit langer Zeit die Werbetrommel – so auch bei Markus Lanz am Mittwoch vor dem Parteitagswochenende.

Dabei hat er zu aktuellen Fragestellungen im Talk relativ wenig zu sagen. Bei Corona-Diskussionen schien er sich schlichtweg nicht festlegen zu wollen: Zur Diskussion um eine mögliche Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen sagte der CDU-Politiker nur, das sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht angezeigt. Er blieb aber schwammig, sagte, er sei offen für gute Argumente für eine solche Verpflichtung.

CDU-Parteivorsitz: Merz nicht nervös vor Wahl

Auch wenn es um Privilegien für Geimpfte geht, wich Merz aus. „Grundrechte wahrzunehmen ist kein Privileg“, stellte er fest. Aber es sei zu früh, um über mögliche Vorzüge einer Corona-Impfung zu diskutieren. Noch im Dezember 2020 hatte Merz selbst Vorrechte für Geimpfte vorgeschlagen. Eine weitere Aussage, von der niemand weiß, was sie am Ende wirklich bedeuten soll: „Wir müssen nach Corona einen Kassensturz machen.“ Eine „Neidsteuer“ auf höhere Einkommen lehnte er natürlich ab.

Trotzdem schien Friedrich Merz in Bezug auf die Abstimmung am Samstag alles andere als nervös: „Ich sitze doch ganz ruhig bei Ihnen“, sagte er zu Moderator Lanz, als dieser ihn fragt. Es scheint zu stimmen, Nervosität strahlte Merz jedenfalls nicht aus. Der Vorsitzkandidat saß lässig zurückgelehnt im Sessel, lächelte sehr viel häufiger als sonst. Wahrscheinlich beste Voraussetzungen für seinen Auftritt auf den Bildschirmen der 1001 CDU-Delegierten beim anstehenden Parteitag.

Markus Lanz – das waren die Gäste:

  • Friedrich Merz, CDU-Politiker
  • Eva Quadbeck, stellvertretende Chefredakteurin des "RedaktionsNetzwerks Deutschland"
  • Dr. Ingmar Hoerr, Gründer des Biotech-Unternehmens Curevac
  • Ulf Röller, Leiter des ZDF-Studios Ostasien

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Merz lobt Armin Laschet bei "Markus Lanz"

So kurz vor dem entscheidenden Tag gab sich Merz nicht nur entspannt, sondern auch sehr viel versöhnlicher als sonst. Am Pandemie-Management seines Konkurrenten Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, hatte er nichts auszusetzen: „Laschet macht’s gut.“ Er fühle sich in Nordrhein-Westfalen derzeit nicht schlechter regiert als in Bayern. Und natürlich könne Laschet auch Kanzler, denn als NRW-Ministerpräsident hätte man das Kanzleramt potenziell immer in der Jobbeschreibung stehen, so Merz.

Die Journalistin Eva Quadbeck sieht dahinter reines Kalkül, schließlich gehe es bei der Wahl des neuen CDU-Parteichefs wahrscheinlich wirklich um den nächsten Kanzler. „Und ein großer Teil der 35 bis 40 Prozent der Umfragestimmen der Union gehört eben Angela Merkel. Seither geben Sie sich nicht mehr als der Anti-Merkel“, erklärte sie. Generell sei der innerparteiliche Wahlkampf über die Pandemie-Zeit zu einem „Merkel-Lookalike-Wettbewerb“ geworden.

Friedrich Merz bei Lanz: "Ich war nie der Anti-Merkel"

„Ich war nie der Anti-Merkel – jedenfalls nicht in der Form, wie es kolportiert wird“, konterte Merz. Dass das Verhältnis zwischen Merkel und ihm seit Jahren als sehr schwierig gilt, ist kein Geheimnis. Im vergangenen Jahr bezichtigte der ehemalige Bundestagsabgeordnete auch die Parteispitze, sich gegen ihn zu stellen.

Nach Aussagen, die Einiges an Aufsehen erregten, sei dieser Streit aber nach fünf Tagen vorbei gewesen, meint Merz. „Das Konrad-Adenauer-Haus und der Generalsekretär Paul Ziemiak, organisieren die Wahl in vollständiger Loyalität zu allen Kandidaten.“

Damals bezichtigte er das „Establishment“ der Partei, ihn aktiv verhindern zu wollen. Eva Quadbeck wies darauf hin, dass Merz ja die Möglichkeit hatte, selbst zu diesem Establishment zu gehören. 2018, nach seiner erfolglosen Kandidatur für den Vorsitz, war ihm ein Posten im Parteivorstand angeboten worden. Er entschloss sich aber, nicht tätig zu werden. Sollte er erneut verlieren, will er sein Engagement aber anbieten: „Wenn ihr wollt, dass ich helfe, dann helfe ich euch.“

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CDU-Parteitag: Wohl knappes Ergebnis bei Vorsitzwahl

Erstmal sieht sich Merz aber weiter auf Erfolgskurs und traut sich gar heilende Kräfte für die Parteiendemokratie zu. Eine CDU unter Merz mit klarer Linie – dann könnte es endlich mal wieder „Streit in der politischen Mitte geben“. Im Gegensatz zu seinem Vorsitz-Konkurrenten Norbert Röttgen, der eine Zusammenarbeit mit der FDP erst kürzlich ausschloss, will Merz keiner unionsüblichen Koalitionsmöglichkeit die Absage erteilen.

Allerdings wäre es gut, wenn man die Zusammenarbeit mit der SPD nicht fortsetzen müsste, erklärte er bei Lanz. AfD und Linke fallen ebenfalls raus. Letztere spiele in der deutschen Politik eh nur eine „untergeordnete Rolle“, so Friedrich Merz.

Er präsentierte sich in der Talkshow selbstbewusst – nicht wie einer, dem sogar der Underdog unter den Vorsitzkandidaten, Norbert Röttgen, in den letzten Umfragen beachtlich auf die Pelle gerückt ist. Für die anderen Gäste der Talkshow blieb nur wenig Redezeit übrig.

Die Kandidaten für den CDU-Vorsitz im Interview:

Beim digitalen CDU-Bundesparteitag am Freitag und Samstag wird nach fast einem Jahr Parteienwahlkampf die richtungsweisende Abstimmung über den neuen Parteichef stattfinden. Es wird mit einer Stichwahl und einem knappen Ausgang gerechnet. In Umfragen unter CDU-Anhängern hatte Merz bisher vorn gelegen. Wahlberechtigt sind aber nur die 1001 Parteidelegierten.

„Markus Lanz“ – So liefen die vergangenen Sendungen