Berlin. Bei „Markus Lanz“ ging es um Corona, die Impfstoffzulassung und Überbrückungshilfen. Carsten Linnemann sorgte dabei für Kopfschütteln.

  • Sind die Hoffnungen auf einen baldigen Corona-Impfstoff berechtig? Kann er wirklich die Pandemie beenden?
  • Darum ging es am Mittwochabend bei Markus Lanz. Im Fokus standen aber auch die Hilfen der Bundesregierung
  • Während der ZDF-Sendung sorgte ein CDU-Politiker mit provokanten Aussagen für Aufsehen
  • Markus Lanz verschlug es völlig die Sprache einmal

Mit der Zulassung des Corona-Impfstoffs von Biontech und Pfizer in Großbritannien steigen auch die Hoffnungen in Deutschland auf eine baldige Verfügbarkeit. Doch der Infektiologe Peter Kremsner warnt vor übermäßigem Optimismus: „Wir können nur mutmaßen und spekulieren, wie lange der Schutz hält“, sagte Kremsner am Mittwochabend bei „Markus Lanz“.

„Markus Lanz“: Infektiologe warnt vor Euphorie

Immer wieder wird der Impfstoff als Hoffnungsträger in der Coronavirus-Pandemie angepriesen. Per Videochat äußerte sich Infektiologe Peter Kremsner kritisch bezüglich der herrschenden Euphorie. Demnach sei die Verträglichkeit ausgezeichnet, jedoch sei die Dauer der Wirksamkeit noch weitestgehend unbekannt. „Bisher können wir nur von ein paar Wochen Schutz ausgehen“, sagte der Infektiologe im ZDF-Talk.

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„Wird da möglicherweise mehr Hoffnung gemacht, als eigentlich geboten wäre?“, bohrte Moderator Markus Lanz nach. Laut Kremsner könne man mit dem Impfstoff höchstens eine Wende in der Pandemie erzielen. „Möglicherweise braucht man auch noch mehr Impfungen“, erklärte Peter Kremsner.

Der Infektiologe leitet selbst momentan die dritte Phase der Impfstoffentwicklung des Pharmaunternehmens Curevac. Für eine Zulassung in der EU gibt es allerdings noch kein grünes Licht. Entscheidend ist hierbei die Genehmigung des Paul-Ehrlich-Instituts.

„Markus Lanz“ – Das waren die Gäste:

  • Carsten Linnemann (CDU): Politiker
  • Cerstin Gammelin: Journalistin
  • Dr. Tankred Stöbe: Intensivmediziner
  • Prof. Peter Kremsner: Infektiologe
  • Ulf Röller: Journalist

„Lanz“: Bereits Hunderttausende in China geimpft

Doch nicht nur in Großbritannien liegt eine Impfstoffzulassung vor. In China wird laut Angaben des Journalisten Ulf Röller bereits „massiv geimpft seit Wochen“. So seien bereits über hunderttausende Menschen geimpft worden.

Über die Wirksamkeit und die Nebenwirkungen sei jedoch wenig bekannt. Erst vor wenigen Tagen zitierte das chinesische Staatsfernsehen Virologe Alexander Kekulé für Propagandazwecke. Laut Ulf Röller herrsche eine Mentalität à la „Der Staat sagt, dass der Impfstoff gut ist, dann wird das auch so sein“. Und dennoch müsse man auf die niedrigen Infektionszahlen verweisen, die allerdings mit einer Menge Patriotismus gefeiert werden.

Carsten Linnemann bei „Lanz“: Corona-App ist faktisch nutzlos

Ob man sich bei China etwas abschauen könne, fragte Markus Lanz den CDU-Politiker Carsten Linnemann. „Also bei der Corona-App schon. Die ist ja faktisch nutzlos“, sagte Linnemann. Doch besonders müsse man darauf schauen, dass China als wirtschaftlicher Konkurrent momentan weiterhin aufsteigt.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte sich auf dem Digitalgipfel am Dienstag frustriert über den wirtschaftlichen Rückschritt. „Da hört man den Frust raus einfach darüber, dass es immer wieder nur halbherzige Lockdown-Maßnahmen gibt“, betonte die Journalistin Cerstin Gammelin.

Scharf kritisierte die Journalistin das Finanzministerium. So rechnete Finanzminister Olaf Scholz noch zu Beginn mit 96 Milliarden Euro Schulden für das kommende Jahr. Mittlerweile stieg die Summe auf 180 Milliarden. „Wenn wir einmal richtig runterfahren, dann ist die Nachverfolgung besser, dann wird die Wirtschaft auch wieder schneller an Fahrt aufnehmen“, sagte Cerstin Gammelin.

Carsten Linnemann ist Vorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung (MIT) der CDU/CSU und übt scharfe Kritik an den Überbrückungshilfen in der Corona-Krise.
Carsten Linnemann ist Vorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung (MIT) der CDU/CSU und übt scharfe Kritik an den Überbrückungshilfen in der Corona-Krise. © dpa | Michael Kappeler

„Markus Lanz“: Scharfe Kritik an Überbrückungshilfen

Von Runterfahren wollte CDU-Politiker Carsten Linnemann aber nichts hören. „Natürlich können wir darüber diskutieren“, wiederholte Linnemann mehrfach. Spoiler: Diskutiert wurde nicht. Moderator Markus Lanz und Cerstin Gammelin waren sich dafür einig: zu viele Debatten und wenig Initiative bei der Umsetzung der Maßnahmen. „Das ist nicht zu diskutieren, ich finde das ist umzusetzen“, akzentuierte die Journalistin.

Was allerdings schnell umgesetzt wurde, sind die Überbrückungshilfen des Bundes für November und Dezember. Die Kursänderung sorgte bei CDU-Politiker Carsten Linnemann für reichlich Verwirrung. „Da habe ich gedacht, er hat sich vertan“, kommentierte Linnemann die Aussagen von Bundesfinanzminister Olaf Scholz.

Demnach sollen Unternehmen 75 Prozent des letztjährigen Umsatzes erstattet bekommen. So können beispielsweise Fastfood-Ketten wie Burger King oder McDonalds 75 Prozent des Umsatzes fordern und weiterhin das Außerhausgeschäft ohne Limitierung durchführen. Problematisch seien vor allem große Konzerne, die stark davon profitieren.

Moderator Markus Lanz ist sprachlos

Für Carsten Linnemann absolut unverantwortlich. „Ich kann nur heute sagen, bei Ihnen, Herr Lanz, dass damit im Januar Schluss sein muss“, betonte der Politiker. Stattdessen plädierte Linnemann für die Erstattung der Fix- und Lebenserhaltungskosten. „Haben sie darauf deutlich hingewiesen?“, fragte Lanz.

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Der CDU-Politiker zeigte sich jedoch unwissend, er habe davon nichts mitbekommen. Selbst Markus Lanz verschlug es für einige Sekunden die Sprache: „Und deutsche Steuerzahler stehen jetzt für 75 Prozent des vergangenen Novemberumsatzes gerade? Ich kann ehrlich gesagt kaum glauben, was ich da höre“. Kopfschüttelnd versuchte der Moderator nachzuhaken, weshalb keiner sich gegen den Beschluss aussprach. Beantworten konnte Carsten Linnemann die Frage allerdings nicht.

„Markus Lanz“ – So waren die letzten Folgen: