Berlin. CSU-Ministerpräsident Markus Söder war zu Gast bei „Markus Lanz“. Dabei sprach er sich gegen eine Lockerung der Corona-Maßnahmen aus.

  • Am Montag beraten Bund und Länder über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise
  • Im Vorfeld war der bayerische Ministerpräsident Markus Söder zu Gast im ZDF-Talk von Markus Lanz
  • Zu möglichen Lockerungen der Corona-Beschränkungen äußerte der CSU-Chef eine klare Meinung

Steht uns ein verlängerter Lockdown bevor? Am Montag wollen Bund und Länder erneut zusammenkommen, um Zwischenbilanz über die Coronamaßnahmen zu ziehen. „Für Lockerungen ist jetzt überhaupt kein Anlass. Das wäre ein schwerer Fehler“, sagte der bayrische Ministerpräsident Markus Söder bei „Markus Lanz“. Neben den Entwicklungen der Corona-Maßnahmen diskutierte die Runde auch feministische Entwicklungen, welche eine hitzige Debatte zwischen Lanz und Alice Schwarzer auslösten.

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„Markus Lanz“: Konsequente Lockdown-Strategie auf nationaler Ebene

„Wird dieser Lockdown verlängert, ja oder nein?“, fragte Markus Lanz den bayrischen Ministerpräsidenten zu Beginn der Talkshow per Videochat. Eine eindeutige Antwort gab es auf die Frage nicht, dafür aber Kritik am Zeitmanagement. „Vielleicht hat man auch national zu spät reagiert. Zwei Wochen vorher wäre es medizinisch besser gewesen“, stellte Markus Söder fest.

Laut dem Ministerpräsidenten habe der verzögerte Lockdown zu einer drastischeren Einschränkung der individuellen Kontakte geführt. Söder plädierte für einen „ehrlichen Umgang“ mit der Situation. „Die Krankenhäuser werden voller, obwohl wir die Intensivbetten deutlich ausgebaut haben“, so der CSU-Politiker. Man müsse besonders jetzt entscheidend handeln und die Verordnungen konsequent auf nationaler und einheitlicher Ebene umsetzten. „Wir hoffen, dass die Kurve etwas flacher wird, aber wir wissen nicht ob das reicht“, sagte Söder.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder dämpft die Hoffnungen auf eine schnelle Lockerung der Corona-Maßnahmen.
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder dämpft die Hoffnungen auf eine schnelle Lockerung der Corona-Maßnahmen. © AFP | Sven Hoppe

„Lanz“: Markus Söder plädiert für offene Schulen mit Maskenpflicht

Die Entscheidung Bildungseinrichtungen wie Schulen und Kitas weiterhin offen zu lassen verteidigte der Politiker. „Warum funktioniert diese Schulstrategie nicht?“, fragte Lanz im Hinblick auf die Schließung von insgesamt 3000 Schulen. „Das ist alles unter ein Prozent“, entgegnete Markus Söder. Lesen Sie hier: Corona-Krise – Tausende Schulen wieder im Ausnahmezustand

Die in Bayern eingeführte generelle Maskenpflicht und Lüftungsmaßnahmen befürwortete der Ministerpräsident auch für die anderen Bundesländer. Dennoch soll laut Söder kommenden Montag erneut über das Thema Schule gesprochen werden.

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Für notwendig erklärte der CSU-Politiker auch die Kontaktnachverfolgung , die wieder durch die Gesundheitsämter möglich gemacht werden solle. Demnach soll im Idealfall ein Inzidenzwert von 50 nicht überschritten werden. „Wir wissen am Ende, was wirkt. Es muss sich keiner Sorgen machen, dass wir das nicht irgendwo in den Griff kriegen“, betonte Markus Söder. Besonders entscheidend für den Erfolg eines milderen Lockdowns sei das individuelle Verhalten.

Physiker bei „Markus Lanz“: Individuelles Verhalten entscheidend

Das fanden auch Physiker Dirk Brockmann und Philosoph Julian Nida-Rümelin. Beide argumentierten, dass eine offensichtliche Verhaltensänderung den Reproduktionsfaktor statistisch bereits vor einem Lockdown senkt.

Dies ging aus einer Untersuchung des ersten Lockdowns im Frühjahr hervor. „Nach Ende des Lockdowns geht er nicht wieder nach oben, sondern bleibt dann auch um die eins“, erklärte Julian Nida-Rümelin. Anhand eines statistischen Modells verdeutliche Dirk Brockmann das exponentielle Wachstum der Verbreitung.

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Laut Brockmann sei es besonders problematisch, nur auf die Mortalität und Risikogruppen zu schauen. Kein Argument, findet Julian Nida-Rümelin und akzentuierte die differenzierte Betrachtung der betroffenen Gruppen: „Da kann man nicht sagen: Ja, es sind alle gleich betroffen“.

Julian Nida-Rümelin, Ex-Kulturstaatssekretär und Professor für Philosophie und politische Theorie an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie Mitglied im Deutschen Ethikrat, spricht sich für eine differenzierte Betrachtung der Risikogruppen aus.
Julian Nida-Rümelin, Ex-Kulturstaatssekretär und Professor für Philosophie und politische Theorie an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie Mitglied im Deutschen Ethikrat, spricht sich für eine differenzierte Betrachtung der Risikogruppen aus. © imago images/Jürgen Heinrich

Alice Schwarzer: „Die Schlacht spielt sich mal wieder auf den Körpern der Frauen ab“

Mit der differenzierten Betrachtung von sozialen Gruppen setzt sich neben Julian Nida-Rümelin auch die Feministin und Autorin Alice Schwarzer auseinander. Und das bereits seit 50 Jahren. Neben einer Diskussion über Corona-Maßnahmen sprachen Lanz und Schwarzer über die aktuelle Entwicklung des Feminismus .

Besonders hitzig wurde die Diskussion rund um die Darstellung von Frauen in Medien. „Wir leben jetzt in Zeiten des Umbruchs. Die Schlacht spielt sich mal wieder auf den Körpern der Frauen ab“, sagte Schwarzer. „Stopp, aber das kann man nicht so stehen lassen. Das machen doch Frauen freiwillig“, entgegnete Lanz.

Uneinsichtig zeigte sich Markus Lanz auch, als Schwarzer versuchte, ihm die Ursachen für ein verändertes Frauenbild näher zu bringen: „Es gibt die Medien, es gibt die Kultur“. „Die Medien. Was zur Hölle haben die Medien damit zu tun?“, fragte der Moderator sichtlich aufgebracht. „Was zur Hölle haben die Medien mit einem Menschenbild zu tun? Aber Herr Lanz, bitte“, hielt die Autorin kopfschüttelnd dagegen.

Doch Markus Lanz bohrte weiter und schien zumindest für sich selbst eine Antwort auf die Frage gefunden zu haben. Offensichtlich seien es die Frauen selbst, die sich unter Druck setzten, denn Germany’s Next Topmodel würde ja auch nicht von einem Mann moderiert werden. „Allen Ernstes: So einen Quatsch wollen Sie hier verbreiten?“, fragte Schwarzer sichtlich aufgebracht.

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