Berlin. Maybrit Illner diskutierte mit ihren Gästen über die Feiertage während der Corona-Krise. Zu einer richtigen Debatte kam es nicht.

Die neuen Verschärfungen der Corona-Maßnahmen stehen fest. Kurz vor Weihnachten soll der „Lockdown light“ noch „lighter“ werden. Dann können sich bis zum 1. Januar zehn Personen aus unterschiedlichen Haushalten treffen. Doch wie effektiv und nachhaltig ist diese Strategie? Diesem Thema widmete sich die Runde bei „Maybrit Illner“ am Donnerstagabend – diesmal mit vielen Fragen, aber viel zu wenig Antworten.

„Sind die ausgegebenen Ziele der Politik realistisch? Sind die Ausnahmen über die Feiertage gefährlich?“, fragte Maybrit Illner zu Beginn der Talkshow. Die Gäste waren sich einig: Weihnachten muss stattfinden. Daher füllte sich auch die Sendezeit vor allem mit Monologen über die Notwendigkeit von Weihnachten. Über die Nachhaltigkeit der Maßnahmen wurde jedoch kaum diskutiert.

„Maybrit Illner“: Das wären die Gäste

  • Helge Braun (CDU) , Kanzleramtsminister
  • Manuela Schwesig (SPD) , Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommern
  • Ranga Yogeshwar , Wissenschaftsjournalist und Physiker
  • Sibylle Katzenstein , Allgemeinmedizinerin, Covid-19-Schwerpunktpraxis in Berlin
  • Ulrike Lüken , Psychologische Psychotherapeutin
  • Michael Mittermeier , Komiker

Die Talrunde bei „Maybrit Illner“ am Donnerstagabend.
Die Talrunde bei „Maybrit Illner“ am Donnerstagabend. © Svea Pietschmann | ZDF

Helge Braun bei „Maybrit Illner“: Lockerungen gelten nicht an Silvester

Für Kanzleramtsminister Helge Braun stand jedenfalls fest: Weihnachten ist ein privates Fest. Daher sei es besonders wichtig, auf individueller Ebene Verantwortung zu übernehmen. Braun betonte es sei notwendig, die sozialen Kontakte in der Vorweihnachtswoche auf „ein absolutes Minimum“ zu reduzieren.

Zusätzlich mahnte Helge Braun, dass die Lockerungen der Maßnahmen nicht für Silvesterfeiern gelten. „Es geht gar nicht um die Silvesterparty, aber um die Chance, dass auch nach Weihnachten die Familien zusammenkommen“, entgegnete die Mecklenburgische Ministerpräsidentin Manuela Schwesig .

Auf die Frage, ob der Inzidenzwert von 50 unrealistisch sei, gab es vom Kanzleramtsminister nur eine Menge Optimismus. „Zunächst mal gelten die 50 weiter“, sagte Helge Braun. Demnach sei es wichtig, dass jeder Landkreis eigenständig Maßnahmen ergreift, wenn der Wert von 50 überschritten wird.

Die Landkreise, die deutlich den Wert von 200 überschreiten, haben laut ihm „mehr zu machen“. Manuela Schwesig sprach sich für schärfere Regelungen in den sogenannten Superhotspots aus.

Ärztin Sibylle Katzenstein fordert Schnelltests in Drogerien

Reichlich Kritik gab es vor allem im Rahmen der Testung und Nachverfolgung. Physiker und Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar akzentuierte, dass gerade im Zeitalter der Digitalisierung die Kontaktnachverfolgungen in Deutschland „unendlich träge“ seien.

Die Nachverfolgung per Zettel sieht der Physiker als überholt. „Das ist wie, wenn man den Rasen mähen würde, aber dazu eine Nagelschere nutzt. Da gibt es andere Länder, die deutlich besser sind“, sagte Ranga Yogeshwar. Lesen Sie dazu: Gesundheitsämter: Warum der Kampf gegen Corona so lahmt

Auch die Ärztin Sibylle Katzenstein kritisierte den bisher erschwerten Zugang zu Schnelltests . „Warum sind diese Tests nicht in Drogerien?“, fragte Katzenstein den Kanzleramtsminister. Demnach gebe es zwar viele, jedoch nicht genügend Tests für die gesamte Bevölkerung. Lesen Sie hier: Corona: Wo gibt es Antigen-Schnelltests zu kaufen?

„Maybrit Illner“: Kann jeder selbst einen Corona-Schnelltest machen?

Momentan seien ungefähr 17 Millionen Schnelltests verfügbar. Einen Verkauf in der Drogerie könne sich Helge Braun jedoch nicht vorstellen. „Man muss auch aufpassen, dass man die Menschen nicht mit der Diagnose alleine lässt“, sagte Braun.

Laut Helge Braun seien die Schnelltests insbesondere an Schulen in einer Testphase. „Man kann Lehrer anlernen, dass die in der Schule gegenseitig diese Tests machen können“, sagte der Kanzleramtsminister. So soll besonders im neuen Jahr eine größere Anzahl an Schnelltests verfügbar sein.

Helge Braun bei
Helge Braun bei "Maybrit Illner" am 26. November 2020 © Svea Pietschmann | ZDF

Mit viel Unverständnis reagierte Sibylle Katzenstein: „Das ist mir alles zu medikalisiert“. Katzenstein betonte, dass Patienten ohne viel Training in der Lage seien, eigenständig einen Schnelltest durchzuführen. „Da muss kein Arzt dahinterstehen. Jemand, der positiv testet, wird sich immer an den Arzt wenden“, erklärte die Ärztin.

Corona-Impfung: Ministerpräsidenten haben Vertrauen in die Bevölkerung

Auch beim Thema Impfstoff verlief die Diskussion schleppend. Dabei gab es wieder mehr Empfehlungen als Lösungsansätze. So betonte Ranga Yogeshwar, dass gerade das Vertrauen bei der Impfkampagne wichtig sei. „Wir müssen die Transparenz hinbekommen“, sagte Yogeshwar.

„Wir bereiten uns in den Ländern darauf vor. Ich bin da zuversichtlich“, fügte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig hinzu. Und auch Helge Braun brachte sich wie bereits zuvor sehr optimistisch in das langatmige Gespräch ein: „Impfen ist ein ganz sensibles Thema. Ich bin auch zuversichtlich, dass das ganz viele Menschen machen werden“.

So wurden zwar viele Appelle und Empfehlungen an die Bevölkerung gerichtet, wirklich diskutiert wurde jedoch nicht. Es fehlten die Debatte über die Maßnahmen und vor allem Fragen, die mehr als nur Pauschalaussagen als Antworten hervorbringen.

„Maybritt Illner“ – Mehr zur Sendung