Berlin. Können wir bald wieder raus? Nein, war man sich bei „Maybrit Illner“ einig. Karl Lauterbach warb gar für eine sehr strenge Strategie.
Das Coronavirus hat die Welt mit seinen gesundheitlichen, wirtschaftlichen und psychologischen Folgen ins Chaos gestürzt. Aus gutem Grund dominiert es die privaten Gespräche, die Nachrichten – und auch die Talkshows. „Kampf gegen Corona – genug Geld, genug Kraft, genug Zeit?“, lautete am Donnerstagabend passend dazu der Titel von „Maybrit Illner“.
Diskutiert wurde das Thema von den Ärzten und Politikern Karl Lauterbach (SPD) und Andrew Ullmann (FDP) sowie von der Virologin Sandra Ciesek und der Krankenschwester Yvonne Falckner.
Coronavirus-Krise: Wann sollte man über einen Exit nachdenken?
Interessant war vor allem die Debatte um eine mögliche „Exit“-Strategie. Wann können die Maßnahmen der sozialen Isolation wieder zurückgefahren werden? Diese Frage treibt viele Menschen und auch die Politik um. Die Meinungen in der Runde gingen dabei nur minimal auseinander.
So war man sich durchaus einig, dass die Maßnahmen noch lange aufrechterhalten werden müssen. Zurück zum Normalen nach Ostern? Eher unwahrscheinlich. Andrew Ullmann hielt es aber für legitim, schon mal langsam an einer Exit-Strategie zu arbeiten. Karl Lauterbach sprach sich dagegen aus: Schließlich sei bisher noch nicht viel gewonnen, weil noch immer eine Flut von Fällen aufkommen könnte.
Bringen die Maßnahmen denn etwas? Das werde man erst in einigen Wochen sagen können, erklärte die Virologin Ciesek. Der Erfolg sei grundsätzlich nicht leicht zu beurteilen, schließlich habe man keine Kontrollgruppe. Zugleich gab Ciesek einen Ausblick für eine schrittweise Normalisierung: So könne es mittelfristig möglich sein, einzelne, wenig gefährdete Personengruppen wie etwa Schüler wieder für das öffentliche Leben zu zulassen.
Lauterbach nennt drei Strategien
Warum Lauterbach gegen die Exit-Überlegungen ist, machte er kurze Zeit später deutlich. Dazu skizzierte er drei Strategien gegen das Virus. Erstens: Man isoliert die Gefährdeten und lässt zu, dass sich die anderen infizieren. Das könne aber bedeuten, dass sich dann die Gefährdeten schnell anstecken, sobald sie aus der Isolation kommen – und dann das Gesundheitssystem doch überfordert werde, warnte der SPD-Politiker.
Die zweite Option: Man setzt auf eine langsame Ausbreitung, „aber nie so schnell, dass die Kapazitäten überlastet sind“. Ziel sei dabei, sich Stück für Stück an die Herdenimmunität von 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung heranzutasten. Das sei aber auch schwierig, weil eine Infektion auch Folgeschäden bedeuten könne.
Was also tun? Lauterbach favorisiert Variante 3: Die Zahl der Infizierten möglichst lange niedrig halten – bis ein Impfstoff entwickelt worden ist. Eine plausible, aber auch sehr strenge Strategie. Schließlich ist mit einem Impfstoff frühestens in rund einem Jahr zu rechnen.
Ein milder Verlauf bei Graf Lambsdorff
Keine schöne Aussicht, zumal wenn man bedenkt, welche Kollateralschäden das Virus schon jetzt auslöst. Der präzisen Erklärung von Lauterbach stand vor diesem Hintergrund ein wenig der Auftritt des kurz zugeschalteten Alexander Graf Lambsdorff entgegen.
Der positiv auf das Coronavirus getestete FDP-Politiker berichtete von anfänglichen Grippesymptomen, Fieber und Abgeschlagenheit. Diese seien relativ schnell weg gewesen, dann seien sie wellenförmig wieder gekommen. Klingt nicht so dramatisch. „Ich habe Glück gehabt“, sagte Lambsdorff. Viele andere nicht. Da ist was dran, und doch stellte sich erst recht die Frage: Ab wann wäre ein dauerhafter Ausnahmezustand, wie er Lauterbach vorschwebt, wirklich angemessen?
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Das Fazit
Die Antwort darauf blieb diese Ausgabe von „Maybrit Illner“ leider schuldig. Dafür brachte sie in einigen anderen Punkten weitere Klarheit. Das lag vor allem an Karl Lauterbach, der gut im Stoff war. Umso erschreckender war sein Ausblick für die längerfristige Zukunft: „Das wird noch mal kommen“, prognostizierte Lauterbach weitere globale Virusausbrüche.