Berlin. Oliver Pocher und Michael Wendler trugen ihren Social-Media-Beef in einer RTL-Show aus. Das TV-Duell glich eher einem Trauerspiel.

Es ist schon irgendwie ein Trauerspiel, das da abläuft: Oliver Pocher und Michael Wendler, zwei etwas in die Jahre gekommene, nun ja, Entertainer rennen mit an Fahrradhelmen befestigten Schwämmen durch ein Fernsehstudio, schmeißen sich in unförmigen Kostümen auf Matratzen von denen sie nicht mehr ohne Hilfe hochkommen, und werfen mit Pärchenfotos bedruckten Kissen auf den anderen.

Wer das nicht gesehen hat, wird zwar nicht glauben können, dass es sich dabei um eine reale Spielshow an einem Sonntagabend handelt – er hat aber auch nichts verpasst. RTL hatte die Sendung als großen Showdown angekündigt und scheiterte wohl daran, dass ein Social-Media-Beef eben vor allem im Netz und nicht vor einem Studiopublikum spannend ist.

Wendler forderte Pocher zum Duell heraus – der akzeptierte die „Challenge“

„Pocher vs. Wendler – Schluss mit lustig!“ soll das Ergebnis wochenlanger Provokationen und Online-Streitereien zwischen Michael Wendler und Oliver Pocher sein, wollte RTL die Zuschauer glauben machen. Womöglich war das Hin-und-her etwa auf Instagram aber auch einfach PR für die Show.

Pocher hatte Wendler mit seiner Schatzi-Parodie, Posieren im Wendler-Shirt bis hin zu einem Toast auf den Schlagersänger anscheinend wütend gemacht. Der hatte angeblich schon über eine Anzeige nachgedacht – entschied sich dann aber wohl dafür, das Ganze doch lieber wie „echte Männer“ auszutragen und forderte Pocher zum Duell heraus.

Gesagt, getan, RTL – wo Wendler-Freundin Laura gerade DAS Thema bei „Let’s Dance“ ist, wo Michael Wendler und Oliver Pocher auch schon tanzten – bot sich ganz uneigennützig als Gastgeber an. Und Moderatorin Laura Wontorra („Ninja Warrior Germany“) kam auch nicht umhin, möglichst häufig zu betonen, wie toll es doch sei, dass der Sender das ganze Spektakel binnen einer Woche auf die Beine gestellt habe.

„Pocher vs. Wendler“ ist wie „Wetten, dass..?“ ohne alles

Wer sich fragt, wie RTL eine dreistündige Spielshow innerhalb kürzester Zeit organisieren konnte, der findet die Antwort schnell: Die ganze Sendung sieht aus, als hätte man in der Requisite mal eben geguckt, was irgendwie zu einem mittelmäßig lustigen Spiel zusammengebaut werden kann. Natürlich nehmen die Spiele den Wendler und Pocher ein wenig aus Korn – aber Fahrradhelme und Autoschlüssel gibt es ja in jeder GZSZ-Folge genug.

„Pocher vs. Wendler“ ist ein wenig wie „Wetten, dass…“, aber ohne nennenswerten Einsatz oder spannende Wetten. Noch nicht mal Stars sitzen auf dem Sofa, sondern nur die „Spielerfrauen“ Amira Pocher und Laura Müller, die ihren Partnern bei dem ein oder anderen Spiel assistieren dürfen. Im Publikum halten Fans ein Plakat hoch: „Niveaulos, respektlos, talentlos – aber uns egal!!!“ Diese motivierende Worte richten sich zwar an Oliver Pocher, könnten aber genauso dem Wendler gelten. Oder der gesamten Show.

Gegen die Misere, die ein scheinbar ewig dauerndes Memory-Spiel oder ein Wettkampf im Zerschlagen von gekochten und rohen Eiern auf der Stirn auslösen, kann nicht mal die ungewollte Situationskomik ankommen. Zum Beispiel als Oliver Pocher seinen Kontrahenten in puncto Songtexte auf den Zahn fühlt: „Warum sieht der DJ sie in dem Lied eigentlich nicht?“ Die Antwort von Michael Wendler kommt etwas zu prompt und laut: „Vielleicht ist sie einfach zu hässlich!“

Die testosterongeschwängerte Stimmung wird also charmant wie eh und je mit ein wenig Frauenfeindlichkeit angereichert, das Publikum zeigt sich empört. Und während der Zuschauer darauf wartet, dass es nun zumindest irgendwie mit dem verbalen Schlagabtausch weitergeht, damit es endlich was Schönes, nämlich guten Trash zu sehen gibt, kommt gleich die nächste wirr zusammengesponnene Prüfung daher.

Sänger Michael Wendler sollte – warum auch immer – 25 Wäscheklammern in seinem Gesicht unterbringen.
Sänger Michael Wendler sollte – warum auch immer – 25 Wäscheklammern in seinem Gesicht unterbringen. © dpa | Rolf Vennenbernd

Wendler: T-Shirt mit peinlichem Rechtschreibfehler

Der Wendler darf sich in einer Minute mindestens 25 Wäscheklammern ins Gesicht tackern, das Publikum feuert ihn mit „Schatzi, Schatzi“-Rufen an. Auch wenn er am Ende nur 19 Klammern unterbringen kann – die Bilder sind für immer in die Zuschauergehirne eingebrannt.

Ähnlich wie Michael Wendler sich wohl sein Leben lang eine falsche Schreibweise gemerkt hat: Er trägt selbstbewusst ein T-Shirt mit der Aufschrift: „egal. Ich bin hier das Orginal“. Pocher fragt den Wendler in einer Spielpause, ob man das Wort „Original“ nicht eigentlich anders schreibe? Der ist sich jedoch keines Fehlers bewusst.

Wennn es um Aufmerksamkeit geht, ist sich Oliver Pocher (r.) für nichts zu schade.
Wennn es um Aufmerksamkeit geht, ist sich Oliver Pocher (r.) für nichts zu schade. © dpa | Rolf Vennenbernd

Oliver Pocher im String-Tanga – und dann ist der Spuk vorbei

Zehnmal duellieren sich Pocher und Wendler am Sonntagabend und mit jeder weiteren Werbepause fragt man sich, wieso man sich dieses dreistündige Programm eigentlich angetan hat. Besonders als Oliver Pocher im Männerstring über einem Planschbecken voll Eiswasser baumelt oder die Machomänner seltsame Pasten von den Armen der Frauen lecken müssen.

Am Ende gewinnt Pocher das Duell – der Wendler muss sich nun bei ihm für die vorherigen Streitereien entschuldigen. Die beiden versöhnen sich mit einer Umarmung. Um 23.15 Uhr ist der Spuk endlich vorbei – besonders für das Publikum – und kann abgelegt werden in die Akte „Dinge, die besser auf Instagram bleiben“.

Die besten Zitate von Michael Wendler

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    Pocher gegen Wendler – Mehr zum Thema:

    „Pocher vs. Wendler“: So kam es zum TV-Duell. Schon in der ersten Folge von „Let’s Dance“ brachte Laura Müller ihren Freund Michael Wendler mit – und Oliver Pocher spottete. Zurzeit veranstaltet RTL die Laura-Müller-Michael-Wendler-Festspiele: Der Sender zeigt „Laura und der Wendler“ – Trash-TV vom Feinsten.