Maischberger

Ramelow beklagt im ARD-Talk „elendiges Spiel“ in Thüringen

André Zuschlag
| Lesedauer: 5 Minuten
Bodo Ramelow gab am Mittwochabend als Gast von Sandra Maischberger in der ARD einen Einblick in seine Gefühlswelt.

Bodo Ramelow gab am Mittwochabend als Gast von Sandra Maischberger in der ARD einen Einblick in seine Gefühlswelt.

Foto: Max Kohr / WDR/Max Kohr

Berlin.  Bei „Maischberger“ schaltete Bodo Ramelow nach dem Thüringen-Schock in den Angriffsmodus. Die CDU hingegen gab ein miserables Bild ab.

  • Bodo Ramelow hat am Mittwochabend bei „maischberger.die woche“ einen Einblick in seine Gefühlswelt nach dem Wahl-Eklat von Thüringen gegeben
  • Der frühere Ministerpräsident von Thüringen schaltete nach dem Schock in den Angriffsmodus
  • Die CDU hingegen gab im ARD-Talk ein miserables Bild ab

Die Erdbeben in der deutschen Politik reißen nicht ab: Annegret Kramp-Karrenbauer hat bei der CDU hingeschmissen und die Partei steht vor einschneidenden Wochen. Driftet sie nach rechts? Wird unter einem neuen CDU-Vorsitzenden Angela Merkel noch Bundeskanzlerin sein können? Darauf lieferten zwei CDU-Mitglieder bei „Maischberger“ am Mittwochabend verwirrende Antworten. Doch zunächst konnten die Zuschauer einen Einblick in die Gefühlslage von Bodo Ramelow (Linke) erhalten.

Ramelow berichtete in der Sendung, wie er die Stunden nach der Abwahl als Ministerpräsident von Thüringen erlebt hat. Das Bild von seiner versteinerten Miene, als das Ergebnis des dritten Wahlgangs bekannt gegeben wurde, sprach Bände: Da war jemand völlig erschüttert vom Ergebnis.

Bei „Maischberger“ erklärte er seine Erschütterung: „Ich dachte: Acht Tage zuvor waren an selber Stelle Überlebende von Buchenwald zu Gast und dann wurde mit den Stimmen von Höckes AfD ein Ministerpräsident gewählt.“

„maischberger.die woche“ – das waren die Gäste am Mittwochabend:

  • Bodo Ramelow (Linke), ehemaliger Ministerpräsident Thüringen
  • Elmar Brok (CDU), Vorstandsmitglied der Union
  • Werner Patzelt, Politikwissenschaftler und Mitglied der Werte-Union
  • Cerstin Gammelin, Parlamentskorrespondentin „Süddeutsche Zeitung“
  • Markus Feldenkirchen, Autor und Journalist „Der Spiegel“
  • Nikolaus Blome, Journalist

„Hier ist ein elendiges Spiel gemacht worden und ich habe mich zum Trottel gemacht“, sagte Ramelow. Er habe nicht damit gerechnet, dass die FDP sich tatsächlich auf einen Pakt mit der AfD einlassen würde. Unmittelbar vor der Wahl habe er noch das Gespräch mit der FDP gesucht. Doch zugleich zeigte sich bei „Maischberger“, dass Ramelow jetzt schnell in Angriffsmodus umgeschaltet ist – er will sich kommende Woche erneut zum Ministerpräsident wählen lassen, um dann Neuwahlen einzuleiten.

Nach Thüringen-Eklat: Bodo Ramelow schaltet in den Angriffsmodus

Und vom Angriffsmodus bekam auch Moderatorin Sandra Maischberger einiges ab: Sichtlich genervt von ihrer Frage, ob er nicht besser einem SPD-Abgeordneten den Vortritt lassen solle, damit CDU und FDP diesen einfacher wählen können, blökte Ramelow genervt zurück: „Warum muss ich mich denn rechtfertigen, dass ich mich als Wahlsieger zum Ministerpräsidenten wählen lassen will?“, echauffierte er sich.

Doch ob er gewählt wird, hängt weiter von CDU und FDP ab. „Jetzt zeigt sich, ob die Reue der CDU und FDP ernst gemeint war“, sagte „Spiegel“-Journalist Markus Feldenkirchen.

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CDU-Politiker diskutieren bei „Maischberger“ an Inhalten vorbei

Eine Lehrstunde über eine der Ursachen, warum die CDU derzeit auf dem Niedergang ist, erhielten die Zuschauer anhand des Streits zwischen zwei CDU-Altvorderen: Elmar Brok gegen Werner Patzelt. Einerseits muss man vorweg festhalten: Es war eine schöne Idee, zwei CDU-Mitglieder live im Fernsehen über die künftige Ausrichtung der Partei streiten zu lassen. Andererseits: Es war grotesk.

Denn was dabei rauskam, wirft die Frage auf, ob es der CDU eigentlich tatsächlich um Inhalte geht – oder nicht einfach darum, wie man am einfachsten mehr Wählerstimmen bekommt. Da diskutierten die beiden älteren Herren, nahezu ohne ein einziges Mal in konkrete Streitpunkte zu gehen.

Es ging nur um den Verlust von Wählerstimmen auf der einen oder der anderen Seite. Es ging um „Flanken gegen Rechts“, um die derzeit schon fast mystifizierte „Mitte“ oder um die „Neuerrichtung der konservativen Säule“, wie Patzelt sprach. Oder ganz einfach um „Strategien“. Blutleerer konnte sich Konservatismus nicht präsentieren.

Woche der Rücktritte wirft Fragen nach Lindner und Scheuer auf

Sandra Maischberger merkte es anfangs an: Es hagelte Rücktritte en masse in dieser Woche, von AKK über Kardinal Marx bis Jürgen Klinsmann. Für die Kommentatoren war hingegen klar: Es waren vielleicht nicht die Falschen, die zurückgetreten sind, aber ihnen fielen noch einige weitere Namen ein, die dringend in Betracht gezogen werden sollten: „Christian Lindner wäre eigentlich fällig gewesen“, sagte Cerstin Gammelin.

Nikolaus Blome fiel noch auf, dass „komischerweise“ Andreas Scheuer noch im Amt ist – ohne ersichtlichen Grund nach dem Maut-Debakel. Das zeigte: Es hätte am Mittwochabend bei „Maischberger“ nach so einer Woche noch einiges mehr zu besprechen gegeben.

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