Saarbrücken. Der zweite Fall des Saarbrücker „Tatort“-Duos wird spannend: Die Ermittlungen führen in den Wald - nicht zuletzt wegen des Lockdowns.
Die Deutschen und ihr Wald, ein ewiger Mythos. Schon die alten Germanen haben ihn beschworen, die Romantiker verklärten ihn als Traumlandschaft, in Märchen wurde er zum Ort der Reifung und Wandlung. Und auch in den Fernsehkrimis gibt es verstärkt Gewalt im Wald, man denke nur an „Das Geheimnis des Totenwaldes“, den „Schwarzwald-“ und den „Taunuskrimi“.
Nun verschlägt es auch die neuen „Tatort“-Kommissare aus Saarbrücken, Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) und Adam Schürk (Daniel Sträßer), in ihrer zweiten Folge dahin. Aber nicht nur, weil es im Drehbuch stand: Wegen des Corona-Lockdowns mussten die Dreharbeiten im Frühjahr 2021 verschoben werden, danach wurde so viel wie möglich im Freien gedreht.
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Und was treibt sich hier alles herum: Verliebte Teenager, die sich zum Stelldichein verabreden, ein seltsamer Wilder, der wie ein heimischer Tarzan durchs Gehölz springt und in den Baumwipfeln lauert. Und ein Jogger, der hier eines Morgens ein totes Mädchen findet, das nicht von Amors Pfeil, sondern von dem eines Jägers getroffen wurde.
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Um die Klassenkameraden der Toten zu befragen, müssen die Kommissare zurück an jene Schule, auf die sie selbst einst gegangen sind. Sie treffen dort auch auf ihren alten Lehrer Lausch (Kai Wiesinger), mit dessen abweisenden Sohn das Opfer kurz vor ihrem Tod Schluss gemacht hat. Auch andere Mitschüler verhalten sich recht auffällig.
Cliffhanger: So geht zweite „Tatort“-Folge weiter
Aber nicht nur das wirft die Ermittler in ihre Kindheit zurück. Sie verbindet ja, das haben wir in ihrem ersten Fall gelernt, ein dunkles Geheimnis. Schürk wurde als Junge immer wieder von seinem Vater brutal verprügelt, bis Schürk ihn dabei mit einer Metallstange niederschlug. 15 Jahre lang lag der Vater im Koma, bis er am Ende der ersten Folge wiedererwachte. Welch ein Cliffhanger war das: Wird sich der Vater erinnern? Werden die Ermittler als Täter belangt?
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Auch davon handelt nun diese zweite Folge. Die Mutter bittet Schürk, für ein paar Tage ins verhasste Elternhaus zurückzukommen. Weil auch sie Angst vor ihrem Mann hat. Schürk senior (Torsten Michaelis) scheint sich nicht an alles zu erinnern, entschuldigt sich aber bei seinem Sohn wegen seines aggressiven Verhaltens. Aber mehr noch: Der Vater, ist es ein Versöhnungsversuch oder väterliche Bevormundung, mischt sich in die Ermittlungen ein. Die jungen Kommissare müssen sich nicht nur mit vorlauten Schülern plagen und mit ihren beiden spitzzüngigen Assistentinnen, sondern immerzu die Aufdeckung ihrer dunklen Vergangenheit fürchten.
„Tatort“ am Ostermontag: Es wird spannend und intensiv
Die Saarbrücker halten nicht ganz die Marke, die ihr grandioses Debüt vor ziemlich genau einem Jahr gesetzt hat. Doch auch der zweite Fall ist so spannend und so intensiv gespielt, dass er seinen Feiertagssendeplatz an Ostermontag durchaus verdient hat. Am Ende gibt es allerdings einen ähnlichen Cliffhanger wie beim ersten Fall. Gemein, nun heißt es wieder lange warten.
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Durch den Serienboom ist horizontales Erzählen ja en vogue. Wenn es Folgen aber nur in großem Abstand gibt, ist das durchaus ein Wagnis. Auch die Berliner „Tatorte“ sind nach ein paar Folgen davon abgekommen. Wenn man erst in einem Jahr den nächsten Fall sehen wird, stellt sich schon die Frage, ob man sich noch genau erinnern kann, woran das anknüpft.
„Tatort: Der Herr des Waldes“: ARD, Ostermontag, 5. April, 20.15 Uhr.