Berlin. Der Bayerische Rundfunk steht in der Kritik: In einer Satiresendung mimt ein schwarz angemalter Weißer einen afrikanischen Diktator.

"Wenn die Mächtigsten - und die, die es gern wären - ihre Eigenheiten zum Besten geben, läuft Helmut Schleich zur Höchstform auf: witzig, wandlungsfähig und wortgewandt", so lautet das Versprechen des Bayerischen Rundfunks zur Satiresendung "SchleichFernsehen". Die jüngste Folge wird von vielen allerdings als rassistisch, respektlos und rückwärtsgewandt aufgefasst: Schleich versucht sich an einer Franz-Josef-Strauß-Parodie und schlüpft dafür mittels "Blackfacing" in die Rolle eines afrikanischen Diktators.

Bereits die Anmoderation der Szene lässt Unheil vermuten: Sich über die schlechten Umfragewerte des CDU-Vorsitzenden Armin Laschet beklagend, wünscht sich Schleich einen "wirklich schwarzen" Kanzlerkandidaten herbei - und fragt sich, was wohl wäre, wenn Strauß bei einem seiner Besuche in Afrika einen Sohn gezeugt hätte.

"Blackfacing" bei "SchleichFernsehen": Bedienung von Stereotypen

"Schuhcreme im Gesicht, ein Krokodil und ein möglichst exotisch klingender Staatenname - fertig ist Afrika", dürften sich die Verantwortlichen für die nun folgende Szene gedacht haben. Schleich ist darin schwarz geschminkt in einer Militäruniform an einem Schreibtisch zu sehen, neben ihm ein Wappen der fiktiven "Free People's Republic Mbongalo" - als Maxwell Strauß.

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Blackfacing bei "SchleichFernsehen": Helmut Schleich als fiktiver afrikanischer Diktator. © imago images/Arnulf Hettrich

"Mein Vater hatte eine schwarze Seele, aber sein Gesicht war weiß", trägt er vor. In "Mbongalo" brauche man kein Infektionsschutzgesetz, tönt er, während er mit einem ausgestopften Krokodil herumwedelt. "Wir brauchen keinen Virus, um unser Volk zu regieren. Wir haben dauerhaft einen Lockdown und eine Ausgangssperre" - und ein "Shut Up" für die Opposition, erklärt er auf Denglisch mit bayerischer Färbung, was offenbar an Strauß erinnern soll.

Die "SchleichFernsehen"-Folge schlägt hohe Wellen. Zahlreiche Personen klagen die Darstellungsform in den sozialen Netzwerken an. "Das ist BR Fernsehen 2021. Ich bin fassungslos", schreibt der Journalist Malcolm Ohanwe auf Twitter und teilt ein Video zu der Szene.

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Auch die durch "Let's Dance" bekannte Tänzerin Motsi Mabuse meldet sich in einem Tweet zu Wort. Die Szene sei unsensibel, alarmierend, beleidigend und vor allem rassistisch, schreibt sie darin. "Wie oft muss das wiederholt werden?"

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Eine Reaktion des Bayerischen Rundfunks und von Helmut Schleich blieben zunächst aus. Bereits Mitte März sprach Schleich jedoch mit dem "Münchner Merkur" über seine Rolle als unehelicher Sohn von Strauß in Afrika, in die er eigenen Angaben zufolge bereits öfter geschlüpft ist: "Und plötzlich fragst du dich, ob du diese Figur noch spielen kannst mit schwarz angemaltem Gesicht. Stattdessen einen sterilen Vortrag über Kolonialismus zu halten, ist ja beileibe nicht lustiger."

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"Blackfacing": Rassistischer Ursprung

Unter "Blackfacing" versteht man das Auftreten weißer Darsteller in Rollen Schwarzer Menschen. Populär wurde es in den US-amerikanischen "Minstrel Shows" im 19. Jahrhundert: Bei den Vorführungen machten sich Weiße mittels "Blackfacing" über rassistische Stereotype lustig - im Fokus stand meist die Darstellung eines dümmlichen Schwarzen.

Heute werden durch "Blackfacing" "rassistische Traditionen und rassistische Bilder" aufgerufen und reproduziert, schreibt die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland auf ihrer Webseite in einer Stellungnahme zu einer "Verstehen Sie Spaß?"-Sendung von 2016, in der sich ebenfalls der Methode bedient wurde. Es handle sich um eine Form der Darstellung, die "zu keinem Zeitpunkt hinnehmbar war oder ist".

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Öffentlich-rechtlicher Rundfunk: Erneute Rassismus-Vorwürfe

Mit dem aktuellen Beispiel sieht sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk wiederholt dem Vorwurf ausgesetzt, einen problematischen Umgang mit sensiblen Inhalten an den Tag zu legen: Erst zu Beginn des Jahres ernetete der WDR einen Shitstorm, weil Micky Beisenherz, Thomas Gottschalk, Janine Kunze und Jürgen Milski in der Talksendung "Die letzte Instanz" Menschen die Berechtigung absprachen, sich von rassistischen Begriffen diskriminiert fühlen zu dürfen.