Berlin. „Stern TV“ ließ die Zuschauer über Aufreger der Woche wie Winnetou-Verbot und Übergewinnsteuer abstimmen. Das Ergebnis war eindeutig.

Bei „Stern TV am Sonntag“ diskutierten die Gäste über verschiedene Aufreger der Woche. Auch die Zuschauerinnen und Zuschauer wurden nach ihrer Meinung gefragt. Das ist das Schöne an der Sendung: Die Themen sind klar umrissen, die Anzahl der Gäste übersichtlich, ihre Positionen eindeutig pro oder contra.

Am Ende eines jeden Themenblocks können die Zuschauer dann kurzerhand per App abstimmen, in welche Richtung es ihrer Meinung nach gehen sollte. „Brauchen wir eine Übergewinnsteuer für Krisengewinner?“, fragte Moderator Dieter Könnes kurz vor dem ersten Werbeblock. Von mehr als 12.000, die an der Umfrage teilnahmen, stimmten überwältigende 92,56 Prozent dafür. Eindeutiger ging es kaum.

„Stern TV“: FDP-Politiker Höne hat einen schweren Stand

„Eine Übergewinnsteuer würde auch die Windenergie-Betreiber treffen“, merkte Henning Höne (FDP) an. Deshalb wehrte sich seine Partei gegen eine Sonderbesteuerung von Unternehmensgewinnen in der Energiekrise.

„Auch die Erneuerbaren Energien profitierten von der Preisentwicklung“, so Höne weiter. Würden sie zusätzlich besteuert, könnten Wind- oder Solarparks ihre Gewinne nicht reinvestieren. Das wäre schlecht, weil es den Ausbau und die Weiterentwicklung der Erneuerbaren abwürgen konnte.

Trotzdem hatte der Fraktionsvorsitzender der NRW-FDP bei „Stern TV am Sonntag“ einen schweren Stand. Keiner mochte ihm bei seiner Argumentation folgen. Für Lisa Ortiges, WDR-Moderatorin von „Frau TV“, war es „eine Frage der Fairness“, wenn die Energie-Konzerne an den Kosten der Krise beteiligt wurden, statt ihre Gewinne „wie Fallobst“ einzusacken. Auch Kabarettist Serdar Somuncu befand, dass die „Lasten gerecht verteilt“ werden sollten, befürchtete er sonst Straßen-Proteste und wachsende Zustimmung zur AfD ab Herbst.

Stern TV-Moderator Dieter Könnes
Stern TV-Moderator Dieter Könnes © RTL / Guido Engels

„Stern TV“ rechnet nach: Unternehmensgewinne bis zu 400 Prozent

Moderator Dieter Könnes sah das ähnlich: Während Deutschlands Durchschnittsverdiener, wie beispielsweise Familie Nutz aus dem hessischen Lautertal, unter den Mehrkosten für Benzin, Heizöl und Strom ächzten, machten die großen Konzerne „massenhaft“ Gewinne. „Stern TV“ hatte nachgerechnet, wie viel: Exxon verdiente satte 400 Prozent mehr, BP 300 Prozent und RWE 200 Prozent. Zusammen machten das ein Plus von 20 Milliarden – nur weil die Energiepreise als Folge des Ukraine-Krieges stiegen.

War das noch gerecht? Natürlich nicht. „Starke Schultern müssen auch ihren Beitrag leisten“, verteidigte Bundestagsabgeordnete Verena Hubertz (SPD), den Plan ihrer Partei. Schon am Donnerstag wollte ihre Fraktion ein „umfassendes Papier“ zur Entlastung vorstellen. Und gab sich zuversichtlich, dass sich die Koalition noch auf einen Kompromiss einigen würde. Doch der FDP-Mann ließ sich nicht beirren: „Eine zusätzliche Steuer ist nicht das richtige Instrument“, beharrte er. Lesen Sie auch: "Markus Lanz" - SPD-Politiker warnt vor "heißem Herbst"

Dieter Könnes grätschte immer wieder in die FDP-Argumentation und zeigte auf, wie europäische Nachbarn das Übergewinn-Problem lösten: Belgien besteuert Krisengewinnler ab 10 Prozent Mehrgewinn, Großbritannien verlangt von allen seinen Energie-Unternehmen gleich 25 Prozent mehr Steuern, egal ob sie ein zusätzliches Plus machten oder nicht. „Die haben auch nicht unser Grundgesetzt“, patzte der FDP-Mann nur zurück.

Winnetou-Aufreger: Zuschauer sind gegen Verbot

Auch bei der Einschätzung des zweiten Aufregers der Woche fiel das Abstimmungsergebnis fast einstimmig aus: 95,12 der teilnehmenden Zuschauer fanden die Reaktion des Ravensburger Verlags übertrieben, sein „Winnetou-Buch“ wegen Rassismus-Vorwürfen vom Markt zu nehmen.

Selbst Laura Schäfer, Journalistin und Angehörige der Inka-Hochkultur aus Peru, fühlte sich nicht durch die im Buch verwendeten Indianer-Stereotypen verletzt. Sie konnte aber gut nachvollziehen, „wenn sich jemand aus der in Deutschland sehr kleinen Minderheit der Indigenen“ dadurch angegriffen fühlte. Lesen Sie dazu den Kommentar: Winnetou war mein Held – und soll es bleiben

Zum Beispiel Tyrone White, der das „red facing“ der Karl-May-Buches öffentlich stark verurteilte, eine Teilnahme an der Sendung aber abgelehnt hatte. Stattdessen wünschte sich Laura Schäfer, dass der Verlag zukünftig mehr Fakten-Checking betreiben würde und sich vor einer Veröffentlichung auch „Input aus der indigenen Community“ holte.

Nur bei der Hunde-DNA-Bank, wie sie sich Rolf Jung, Bürgermeister von Selters, schon seit 2014 wünschte, um die Hundebesitzer mit einem Bußgeld zu belegen, die die Hinterlassenschaften ihrer Lieblinge einfach liegen ließen, statt sie einzutüten, war das Abstimmungsergebnis ziemlich ausgeglichen: 50:50, wobei – wenig überraschend – Hundebesitzer zu Zweidritteln gegen eine Hunde-DNA-Erhebung stimmten und die ohne Hund zu Zweidritteln dafür. Auch interessant: "Brisant"- Moderatorin Mareile Höppner verlässt ARD

Dieser Artikel erschien zuerst bei morgenpost.de.