Berlin. Der Weimarer „Tatort“ ist längst heimlicher Comedy-„Tatort“ geworden. Das sind die fünf kuriosesten Momente von „Der letzte Schrey“.

Im Sonntagskrimi zerrt eine Entführung ein Familiengeheimnis zu Tage. Wie immer mit einer ordentlichen Prise Humor. Der Weimarer „Tatort“ ist mittlerweile der heimliche Comedy-Star unter den Sonntagskrimis. Dem legendären Münsteraner Ableger steht das Team aus der Stadt der Dichter und Denker in nichts nach.

Das liegt vor allem an Nora Tschirner und Christian Ulmen, die als Ermittler-Duo Dorn und Lessing zu jeder noch so absurden Situation einen Spruch parat haben. Der neue Fall, „Der letzte Schrey“, überzeugt vor allem, weil eben jene Sprüche dieses Mal weniger Kalauer und dafür feinsinniger sind, kein Witz der Geschichte aufgedrückt wurde. So konnten auch die für den Weimarer „Tatort“ typischen bizarren Charaktere und skurrilen Tatumstände besser wirken.

„Tatort“: Mord mit dem Fleischhammer und späte Rache

Für die Aufklärung des neuen Falls mussten alle Opfer bringen: Für das Ermittlerduo geht der freie Tag drauf, für seinen Chef (Thorsten Merten) und den immer leicht einfältigen Lupo (Arndt Schwering-Sohnrey) gleich der zweiwöchige Ibiza-Urlaub. Vor der Terrasse eines beliebten Ausflugslokals inmitten eines Kornfeldes wird Marlies Schrey, die Gattin des Strickwaren-Herstellers Gerd Schrey (Jörg Schüttauf), am helllichten Tag von zwei einfältigen, aber grandios gespielten Mördern (Christopher Vantis und Sarah Viktoria Frick) gefesselt und mit einem Fleischhammer getötet.

Ihr Mann bleibt unterdessen verschwunden und bald taucht eine Lösegeldforderung von über zwei Millionen Euro auf. Dass das Ehepaar eine bald auslaufende Kidnapping-Police abgeschlossen hat, kommt da natürlich gelegen. Doch während Dorn und Lessing vermuten, dass Schrey alles selbst inszeniert hat, um die marode „Strickeria“ zu retten, steckt hinter dem verworrenen Mord- und Entführungsfall jemand ganz anderes.

Das Todesopfer Marlies verließ nämlich einst Hals über Kopf für Gerd Schrey ihren damaligen Partner samt der kleinen Kinder. Und die rächen sich jetzt an dem Unternehmer. Über 90 Minuten entspinnt sich so ein wahrhaftiges Krimi-Labyrinth, das für gute Unterhaltung sorgt. An kuriosen Momenten mangelt es dem „Tatort“ jedenfalls nicht – die besten haben wir für Sie festgehalten.

1. Babysitterin auf Abwegen

Gleich zu Beginn erleben Kira Dorn und Lessing den absoluten Albtraum junger Eltern. An ihrem freien Tag taucht nicht nur eine Leiche auf und versaut damit den entspannten Café-Besuch – in der Fußgängerzone begegnen sie auch noch ihrer französischen Babysitterin. Natürlich ohne „Zwerg“ im Schlepptau. Das Kind wurde bei der Nachbarin geparkt.

Lessing, der in der Babysitterin schon ein langfristiges Aupair-Mädchen gesehen hatte, fällt alles aus dem Gesicht, Dorn ruft hektisch bei den Bekannten an. Dass die französische Studentin am Ende zumindest ein bisschen zur Aufklärung des Falls beiträgt, trägt ein wenig zur Wiedergutmachung bei.

2. Hunde, die bellen…

…werden noch vor dem Frauchen ermordet.

„Ginger“, der Schoßhund von Marlies Schrey, muss gleich zu Beginn des Sonntagskrimis dran glauben. Für Freunde von Vierbeinern ist der niedersausende Fleischhammer kein schöner Anblick. Dass der Hund aber rosafarbenen Strick im Partnerlook mit seiner Besitzerin, der „Strick-Designerin Thüringens“, trägt, ist dagegen ein echt skurriler Blickfang.

3. Die neue Uniform des Vorgesetzten

Beiges Jackett, beige Shorts und eine Bauchtasche – das trägt Kurt Stich (Thomas Merten), als er den Tatort begutachtet. Für die Reise nach Ibiza hat der Vorgesetzte der Kommissare den typischen Touristenlook aus dem Schrank gekramt. Blöd nur, wenn man, statt ins Flugzeug zu steigen, durch taillenhohes Getreide waten muss. Der Urlaub ist zwar passé, doch zumindest gibt es von Dorn Anerkennung für die „neue Uniform“.

4. Freund und Helfer der Polizei: „Grillteller Mykonos“

Was macht man, wenn ein Versicherungsvertreter droht, die Geldübergabe bei einer Entführung zu behindern? Die Antwort ist in Weimar klar: Eine Einladung zum Griechen, ein „Grillteller Mykonos“ später und das Ding ist geritzt. Während Kurt Stich sich danach mit einer Million Euro in einen Helikopter quält, hütet der Mitarbeiter der Versicherung die Toilette im Polizeirevier. „Da muss ein Mann alleine durch“, weiß Stich, dem die zwei Kilo Fleisch in seinem Magen etwas weniger zusetzen. „Es kann halt nicht jeder so einen Asbest-Magen haben wie Sie“, sagt Dorn nur dazu. Wer hätte gedacht, dass Grillplatten als Hilfsmittel bei Ermittlungen dienen?

5. München liegt nicht in Bayern

Der große Showdown des Weimarer „Tatorts“ findet in München statt. Gemeint ist aber nicht die bayerische Landeshauptstadt, sondern ein Ortsteil der Stadt Bad Berka im Landkreis Weimarer Land. Sonst hätte die Autofahrt im Film wohl kaum nur ein paar Minuten gedauert. In dem Ort mit 97 Einwohnenden liegen die Sophienheilstätten, eine ehemalige Heilanstalt für Schwindsüchtige, die 1898 errichtet wurde. Das Gebäude ist heute verfallen, ein sogenannter „lost place“ mit Graffiti, löchrigen Fensterläden und reichlich Schutt. Perfekt geeignet also für ein spannendes Ende eines skurrilen Krimis.

„Tatort: Der letzte Schrey“, Pfingstmontag (!), 20.15 Uhr, ARD.