Berlin. Hinter einem Vorhang singt ein Kandidat bei “The Voice“ den Adele-Hit „Easy On Me“ – und sorgt mit seinem Auftritt für einige Tränen.

Es gibt so Talente, da weiß man schon in der „Blind Audition“, dass sie es bei „The Voice of Germany“ weit bringen werden. Paul Seifert ist eines davon. "Die Leute werden überrascht sein und sehr berührt", ist die Prognose seiner Mutter. "Jedes Mal, wenn ich seine Stimme höre, geht mir das Herz auf" – während sie redet, kommen ihr die Tränen.

„There ain't no gold in this river / That I've been washin' my hands in forever / I know there is hope in these waters / But I can't bring myself to swim”, singt er los. Dabei steht er hinter dem Vorhang. Ein oft etwas nerviges Gimmick der Show, dass den Zuschauenden den Effekt vor Augen führen soll, wie es ist, ein Talent zu hören, aber nicht zu sehen. Auch als der Song vorüber ist, fällt der Vorhang nicht, sodass der Kandidat nicht weiß, wer oder ob sich jemand überhaupt für ihn umgedreht hat.

Coach Rea Garvey landet bei “The Voice” einen Volltreffer

„Willkommen in der öffentlichen Duschkabine von ‚The Voice of Germany‘“, begrüßt ihn Coach Rea Garvey. Mark Forster stellt sich hingegen schon ganz andere Fragen: „Ich finde, die große Frage, die sich stellt, ist, wie alt du bist“, sagt er. Die Stimme habe eine Reife, was Kratziges, „aber es gibt auch einen Grund, warum da ein Vorhang ist. Vielleicht bist du ein achtjähriges Mädchen oder sowas“, scherzt er. Er lasse sich nicht verarschen. „Ich glaube, er ist so Mitte 40“, überlegt er sich schließlich. Das verneint nicht nur das Talent, sondern auch Stefanie und Rea. „Ich glaube, er ist locker so 21“, meint Rea. „Nee, nee“, will Stefanie korrigieren. Doch da gibt das Talent Rea schon Recht. Fassungslosigkeit bei den Coaches.

Gemeinsam mit dem Talent einigen sie sich darauf, dass er nochmal beginnt zu singen und währenddessen der Vorhang fällt. Schon nach wenigen Takten fällt der „Duschvorhang“ und Paul sieht, dass sich drei Coaches – alle außer Peter Maffay - für ihn umgedreht haben.

Paul Seifert bei "The Voice": Ein Kandidat fürs Finale

Der Auftritt ist noch viel emotionaler, wenn man ihm dabei zuschauen kann. Abgesehen von dem flatternden Vibrato, begeistert Paul Seifert mit enormer Gefühlstiefe, einem leichten Kratzen, einwandfreier Intonation und einer besonderen Stimmfarbe. Schnell wird klar: Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass hier einer der diesjährigen Finalisten auf der Bühne steht. Zu Tränen gerührt steht dieser Mann auf der Bühne, als der Song endet. Warum er hier ist, will Stefanie von ihm wissen. „Beruflich bin ich Elektriker, ich singe nur als Hobby. Das war einfach nur, um zu wissen, ob's funktionieren könnte“, gesteht er.

Auch Stefanies Vater war Elektriker, erzählt sie. „Er starb, als ich 18 war.“ Es gäbe so ein paar Momente, wo sie denke: „Ich würde mir so wünschen, er hätte das noch sehen können, dass es so eine Sendung gibt und dass es Menschen gibt, die mit Musik viel bewirken können und viel bewegen können.“ Sie sei sich sicher, „wenn er dich gesehen hätte, dann hätte er sich gefreut".

"The Voice": Rea Garvey braucht einen Elektriker

Auch Rea ist von Paul begeistert: „Ich glaube, du bist eines dieser Talente, du weißt zwar, dass du singen kannst, aber du weißt nicht, wie gut du singen kannst.“ Er könne ihm helfen – „Und ich brauche auch tatsächlich einen Elektriker“, lockert er die Stimmung wieder auf – bis Mark seine ebenfalls emotionale Einschätzung gibt: „Ich glaube einfach, dass du vielleicht einfach ein bisschen zu wenig Applaus abbekommen hast. Dafür, wie gut du eigentlich bist. Eins kann ich dir versprechen: Du kriegst jetzt ein bisschen Applaus in den nächsten Wochen und Monaten – und ich hoffe in meinem Team.“

Bevor Paul ein Team auswählt, möchte er von Peter wissen, weswegen er sich nicht umgedreht hat. „Es gibt manchmal Situationen, über die ist man sich selbst nicht im Klaren. Ich habe mich einfach falsch entschieden. Du bist ein Mörder Sänger. Manchmal greift man einfach in die Tinte!“, gesteht dieser. Als Wiedergutmachung kommt er zu Paul auf die Bühne und stimmt mit ihm „Nessaja“ an. Ein Moment, der Paul sichtlich berührt. Mit gereckter Faust steht der 21-Jährige bei den Schlusstönen auf der Bühne. „Eine große Ehre“, bedankt er sich bei Peter. Kurz bevor er sich für das Team von Stefanie Klos entscheidet.

Insgesamt sind in der neunten Folge der diesjährigen „The Voice“-Staffel ungewohnt viele schwache Talente dabei. Da gehen so einige Töne verloren, der Rhythmus wird nicht gefunden, die Bühnenpräsenz ist schwach. War man sonst aufgrund des hohen musikalischen Niveaus teilweise verwundert, warum sich die Coaches für ein Talent nicht umdrehen, wundert man sich diesmal, warum sie sich teilweise umdrehen.

Was bisher bei „The Voice of Germany“ geschah

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Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.