Berlin. Die Urteile der „FameMaker“-Jury tun manchmal ganz schön weh. Während die Worte klarer werden, sorgen fehlende Lichter für Verwirrung.

Es wird immer alberner. Die Sänger werden schlechter, selbst die Jury macht sich mittlerweile ungehemmt lustig über die Leistung einiger Kandidaten. Bei „FameMaker“, der ProSieben-Casting-Show, bei dem die Jury zunächst nur die Performance bewertet, ohne einen Eindruck von den gesanglichen Fähigkeiten der Kandidaten zu bekommen, stehen alle Zeichen auf Flop.

Dabei machte das Kandidaten-Duo Niko und Tommy Jovanovic mit seiner Performance unter der schalldichten Glaskugel zunächst Hoffnung. Mit Hut, Jacken aus Ballonseide, blauen Jogginghosen und einer energievollen Choreografie schienen sie das Zeug zu haben, das Publikum zu unterhalten. Bis der völlig begeisterte Juror Teddy Teclebrhan die Glaskuppel für sie öffnete, weil er sie in seinem Team haben wollte.

„FameMaker“Kandidaten: Auftritt mutet zwischen grotesk und albern an

Nun bekamen Jury und Zuschauer auch einen nachhaltigen Eindruck davon, was die Zwillinge gesanglich auf dem Kasten hatten. Nämlich leider bei weitem nicht so viel, wie ihr sonstiger Auftritt versprach. Als man Niko und Tommy singen hörte, mutete die Performance eher zwischen grotesk und albern an. Zu viele Töne gingen daneben.

Vielversprechende Performance, überraschend schlechte Gesangsleistung: das Duo Niko und Tommy Jovanovic.
Vielversprechende Performance, überraschend schlechte Gesangsleistung: das Duo Niko und Tommy Jovanovic. © ProSieben/Willi Weber | Prosieben/Willi Weber/Dpa

Eigentlich sollten Toleranz und Verständnis bei Publikum und Jury für solche Unzulänglichkeiten vorhanden sein, denn schließlich gehört genau das zum Konzept der Sendung: nämlich den unwissenden Juroren Kandidaten sowohl mit viel als auch mit wenig Potenzial zu präsentieren und derlei Mängel im Können der schlechten Kandidaten aufzuarbeiten und auszubügeln, sobald sie es erstmal in die Teams der Juroren geschafft haben. Lesen Sie dazu: Raabs neue Showidee: Sänger-Casting ohne hörbaren Gesang

Problematisch wird es nur, wenn die gesangliche Performance Optimierungsbedarf hat – und die Kandidaten das selbst nicht merken.

Tedros Teddy Teclebrhan- Preisträger Best of Entertainment

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    „FameMaker“: Demütigend wie „Deutschland sucht den Superstar“

    „Wir sind Singersongwriter und haben schon so 70 Songs geschrieben“, erzählte einer der Jovanovic-Zwillinge auf der Bühne, ziemlich überzeugt von sich. Das Problem: Wenn die gesangliche Leistung nicht überzeugend ist und die Jury – neben Tedros „Teddy“ Teclebrhan bestehend aus Carolin Kebekus und Luke Mockridge – davon ausgeht, dass dem Kandidaten seine Schwäche bewusst ist, dann wird’s unangenehm und ähnlich demütigend wie bei „Deutschland sucht den Superstar“ zu seinen gemeinsten Zeiten.

    Nachdem die drei Juroren in der ersten Sendung noch sehr freundlich umschreibend waren, sprechen sie in Folge drei mittlerweile frei heraus – mit reichlich Sarkasmus angereichert. Und das kann ganz schön wehtun.

    Jury-Mitglied Luke Mockridge hält sich mit Sarkasmus nicht mehr zurück.
    Jury-Mitglied Luke Mockridge hält sich mit Sarkasmus nicht mehr zurück. © ProSieben/Willi Weber | Prosieben/Willi Weber

    Da war zum Beispiel der Kandidat, der laut Mockridge aussah „als würde er predigen“. Seinen Namen vergaß man sofort wieder, zu viele hatte man als Zuschauer mittlerweile gesehen. „Wie war es denn für dich?“, fragte Mockridge den 21-Jährigen und drückte sich so vor einem ersten Urteil. „Ich glaub, es war ganz gut. Ich hab‘ gemerkt, ihr habt nicht sofort gezogen, aber“, – und da unterbrach Mockridge ihn. Denn die Jury hatte sich gar nicht für den Kandidaten entschieden.

    Weiter oder nicht? Fehlende Lichtsignale verwirren Kandidaten und Zuschauer

    Nicht zum ersten Mal realisierte ein Kandidat erst beim Gespräch die negative Entscheidung der Jury. Bei „FameMaker“ fehlen die auf dem Boden aufleuchtenden Lichter, die man aus anderen Casting-Shows kennt und die signalisieren, dass jemand weitergekommen ist. Selbst für den Zuschauer ist häufig nicht ersichtlich, ob sich die Glaskuppel nach abgelaufener Zeit von selbst geöffnet oder ein Juror den Hebel gezogen hat, um das Talent in sein Team zu befördern.

    „Hätte ich jetzt erstmal nicht so erwartet“, zeigte sich der Kandidat überrascht über die Entscheidung der Jury. Er habe mit seinem Weiterkommen gerechnet, auch wenn er noch nie vor Leuten gesungen habe und lieber im Auto die aktuellen Charts mitsinge. „Genau dort ist deine Zukunft“, versetzte Mockridge ihm den letzten Dolchstoß. Autsch.

    Aber selbst die „guten“ Sänger wiesen am Donnerstagabend deutliche Intonationsschwierigkeiten auf. Manchmal blieb offen, ob ein Kandidat nun einer von den Fähigen oder denen mit hohem Verbesserungsbedarf sein sollte. Selbst die Jury bot diesmal ein ganz schönes Gesichtskaraoke beim Versuch, die Auftritte einzuschätzen.

    „FameMaker“ scheint eine Eintagsfliege zu werden. Eine zweite Staffel ist aktuell weder notwendig noch von den Zuschauern gewünscht.