Berlin. An jedem dritten Tag bringt ein Mann eine Frau um. Welche Strukturen dahinter stecken und welche Lösungen es gibt, zeigt eine neue Doku im ZDF.

"Am Anfang war es mächtig schön." Es war der Beginn einer Beziehung, sie habe gehofft, dass etwas Großes daraus wird. Nun sitzt sie vor einer Kamera und erzählt ihre Geschichte, in einer Dokumentation über Gewalt gegen Frauen. Der Täter: ihr Freund.

Jeden Tag versucht ein Mann in Deutschland, seine Partnerin oder Ex-Partnerin umzubringen. Jeden dritten Tag gelingt es. Das ist die traurige Statistik der Frauenmorde, genannt Femizide. 117 Frauen allein im Jahr 2019.

Eine ZDF-Dokumentation rückt das Thema nun in den Fokus. Zu Wort kommen fast nur Frauen, Opfer, Forscherinnen, Anwältinnen, Sozialarbeiterinnen. Eindrücklich erzählt eine Frau von ihrer Schwester, einer 21-Jährigen, 2013 tot aus einem Fluss gezogen, ermordet von ihrem Freund.

Gewalt gegen Frauen: Polizei und Staat sind nicht für den Umgang geschult

Eine weitere berichtet fast nüchtern über die Schläge und die Gewalt ihres Ehemanns, eine andere über ihre Flucht und die Mordversuche, die sie überlebte. Es sind brutale Schilderungen, beeindruckend wie bedrückend - deshalb ist der Film auch erst am späteren Abend im Fernsehen zu sehen, und steht in der Mediathek erst ab 22 Uhr zur Verfügung.

Die Doku beleuchtet die strukturellen Probleme hinter der Gewalt gegen Frauen: schlecht oder gar nicht geschulte Polizisten, die auf einen Notruf reagieren und tatenlos wieder gehen, Richterinnen und Richter, die mit dem Täter sympathisieren, fehlende Plätze in Frauenhäusern. Aber auch ein Gesetz, das aus einem Femizid einen Totschlag macht, wenn die Frau sich vor der Tat von ihrem Partner trennen wollte - ein mildernder Umstand.

In den Medien werden Morde an Frauen durch ihre Partner oft fast romantisiert, da ist die Rede von "Eifersuchtsdramen" und "Beziehungstaten". Während diese Morde verharmlost werden, stehen sogenannte Ehrenmorde immer wieder im Fokus. Ein Blick in die Statistik zeigt jedoch: Femizide passieren unabhängig von ökonomischen, sozialen oder kulturellen Hintergründen, in jeder Bildungsschicht und immer wieder.

Spanien gilt als Vorreiter im Schutz von Frauen

Die Doku zeigt die Probleme auf, aber sie sucht auch nach Lösungen. Ein Blick nach Spanien, wo der Schutz von Frauen als "Staatsaufgabe mit hoher Priorität" gilt, zeigt, wie Prävention funktionieren kann - Ansätze, die in Deutschland noch nicht weit verbreitet sind, obwohl auch hier seit 2018 die Umsetzung der Istanbul-Konvention verpflichtend ist.

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Pilotprojekte gibt es dennoch auch in Deutschland, zum Beispiel das Konzept "High Risk", das von der Polizei in Neustadt an der Weinstraße angewandt wird. Jeder Fall häuslicher Gewalt wird beurteilt und Maßnahmen gegen den Täter beschlossen. Denn um den Täter müsste es viel mehr gehen, so die Botschaft: Frauenhäuser und Opferberatung sind wichtig, aber das Problem hört nur auf, wenn die Täter aufhören.

  • Die Dokumentation „Femizid - Wenn Männer Frauen töten" ist täglich von 22 bis 6 Uhr in der ZDF Mediathek zu sehen.
  • Am Montag, 15. November, läuft sie außerdem um 22.30 Uhr bei ZDF Info.
  • Der Film ist von der Autorin und Regisseurin Svaantje Schröder.