Jena. Ermittlern gelingt ein Schlag gegen Enkeltrickbetrüger, die mit Schockanrufen Menschen um deren Geld bringen wollen. Auch Thüringen ist beteiligt. Zudem gibt es eine neue perfide Betrugsvariante.

Bei einem internationalen Einsatz zur Bekämpfung des sogenannten Enkeltrickbetrugs sind auch in Thüringen Ermittlerinnen und Ermittler gegen mutmaßliche Täter vorgegangen. Von Ende November bis in den Dezember hinein seien im Freistaat 34 Versuche bekannt geworden, bei denen die Täter insgesamt mehr als 1,29 Millionen Euro in Form von Bargeld, Schmuck oder Goldbarren forderten, wie die die Landespolizeiinspektion Jena am Donnerstag mitteilte. Die Kripo Jena koordinierte demnach den Gesamteinsatz für Thüringen. In zwei der genannten Fälle waren die Täter erfolgreich und verursachten Schäden in Höhe von 7800 und 55.000 Euro.

An dem Großeinsatz waren unter anderem Polizisten aus allen Bundesländern, Beamte des Bundeskriminalamts, aus Polen, Österreich, der Schweiz und Luxemburg sowie von Europol - der EU-Polizeibehörde - beteiligt. Täglich seien etwa 1000 Einsatzkräfte mit den Aufgaben beschäftigt gewesen. Das Berliner Landeskriminalamt habe 27 Tatverdächtige festgenommen, die auf verschiedene Weise an den Trickbetrügereien beteiligt gewesen sein sollen. Insgesamt konnte konnten 74 Enkeltricktaten und ein Schaden in Gesamthöhe von etwa 5 Millionen Euro verhindert werden, wie es hieß.

Täter nutzen Trauer um einen geliebten Menschen

Die im Ermittlerjargon „Keiler“ genannten Tatverdächtigen, welche mögliche Opfer anrufen, würden sich vorwiegend in Polen befinden, hieß es. Sie nutzten vor allem eine Verkehrsunfalllegende als Betrugsmasche: Den meist älteren Menschen berichten die Anrufer am Telefon, dass eine Tochter, ein Sohn oder ein anderes Familienmitglied einen Autounfall verursacht habe. Nur mit der sofortigen Zahlung einer hohen Kaution könne verhindert werden, dass die Verwandten in Haft kommen.

Zudem warnt die Polizei vor einer neuen Variante des Enkeltrickbetrugs. Betrügter machen sich demnach Traueranzeigen aus Tageszeitungen zu nutzen, um Namen der Kinder von Verstorbenen zu erfahren. Mit diesen Namen melden sie sich dann bei den Hinterbliebenen als angebliche Verursacher eines Unfalls. „Die Tatverdächtigen nutzen damit die Zeit der Trauer nach dem Verlust eines geliebten Menschen. Die Forderungen liegen in diesen Fällen in der Regel bei mehr als 100.000 Euro“, so die Polizei.

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