Paris. Eine Studie zeigt: Menschen, die allein leben, leiden häufig an Depressionen oder Ängsten. Was hinter dem wachsenden Problem steckt.

Es ist ein Gefühl, das mehr und mehr Menschen in Deutschland kennen: Einsamkeit. Dass Einsamkeit nicht nur bedrückend ist, sondern auch krank machen kann, zeigt eine Studie französischer Forscher.

Demnach leiden Alleinlebende 1,5- bis 2,5-mal so häufig an den am meisten verbreiteten psychischen Erkrankungen als diejenigen, die mit anderen zusammenlebten. Dazu gehören etwa Depressionen sowie Zwangs- und Angststörungen.

Ob das Alleinleben Ursache dieser Erkrankungen ist, lässt sich aus den Ergebnissen aber nicht ableiten. Es kann etwa auch sein, dass Menschen mit Depressionen oder Angststörungen sich besonders häufig dafür entscheiden, allein zu leben. Laut der Wissenschaftler gäbe es aber vor allem bei den Menschen einen deutlichen statistischen Zusammenhang zwischen dem Alleinleben und den Erkrankungen, die sich einsam in ihrer Wohnsituation fühlten.

Alleinleben macht nicht automatisch psychisch krank

Auch Arno Deister, Chefarzt des Zentrums für Psychosoziale Medizin des Klinikums Itzehoe, warnt daher davor, vorschnell Zusammenhänge herzustellen: „In Großstädten gibt es zum Beispiel mehr Menschen mit psychischen Erkrankungen, was oft mit der Anonymität dort erklärt wird“, sagt er. „Häufig suchen psychisch kranke Menschen aber bewusst die Anonymität. Es ist ein Symptom von Depressionen, dass sich Menschen zurückziehen.“

Hintergrund:

Was man über Depressionen wissen muss

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    Alleinleben, so die Wissenschaftler Universität Versailles Saint-Quentin-en-Yvelines, mache demnach nicht prinzipiell krank. Viele liebten etwa die Freiheit, allein in einer Wohnung zu leben. Gefährlich werde es häufig dann, wenn die Entscheidung nicht freiwillig falle, sondern die Lebensumstände einen dazu gebracht hätten.

    Alleinsein und Einsamkeit ist etwas unterschiedliches

    Es gibt einen Unterschied zwischen Alleinleben und Einsamkeit, erklärt auch Psychiater Deister: „Wenn das Alleinsein gewollt ist, kann es für Menschen durchaus positiv sein.“ Einsamkeit bezeichne hingegen den ungewollten Verlust von Beziehungen.

    In Deutschland ist die Zahl der sogenannten Einpersonenhaushalte besonders hoch. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lebte 2016 in 41 Prozent aller Haushalte hierzulande nur eine Person – deutlich mehr als im EU-Schnitt von 33 Prozent.

    Die Gründe für diesen Anstieg sind vielfältig; Steigende Lebenserwartungen sowie sinkende Heirats- und Geburtenraten sind nur drei der Gründe. Einige wählen diese Lebensform auch ausdrücklich. (dpa/vem)