Menorca. Schon in der Bronzezeit sollen Menschen psychoaktive Drogen genutzt haben, um high zu werden. Feierten unsere Vorfahren Drogenpartys?

Unsere europäischen Vorfahren wussten einen guten Drogenrausch zu schätzen. In Südamerika oder Asien nutzten die Menschen wohl bereits seit Tausenden Jahren halluzinogene Drogen in Ritualen und Festen. Stoffe in einer 3000 Jahre alten Haarprobe von der balearischen Insel Menorca erbrachten jetzt für Europa den endgültigen Beweis.

In den Haaren wurden natürlich vorkommende Stoffverbindungen, sogenannte Alkoide, gefunden. Die lassen laut einer neuen Studie auf die Einnahme von Pflanzen schließen, die zur Familie der Nachtschattengewächse gehören. Nachtschattengewächse haben eine psychoaktive Wirkung auf Menschen. Sie können Halluzinationen, Euphorie und Koordinationsstörungen zur Folge haben.

Die rot gefärbten Haarsträhnen wurden zusammen mit anderen Grabbeilagen bereits in den Neunzigern von Archäologen in der Höhle Es Càrritx auf Menorca gefunden. Die Höhle wurde zu Bestattungszwecken in der Bronzezeit genutzt. Ihre Analyse der Haarsträhne veröffentlichten die Forscher der Autonomen Universität Barcelona im Wissenschaftsmagazin "Scientific Reports".

Drogenkonsum in Bronzezeit:

Diese neuen Ergebnisse seien der "früheste Beweis für Drogenkonsum im prähistorischen Europa", sagte die leitende Forscherin der Studie Elisa Guerra-Doce auf CNN.

Dass Menschen Drogen im Altertum konsumierten, stand für die Forscher schon lange fest. So wurden in Gefäßen aus der Bronzezeit Opiumreste und andere berauschende Pflanzen gefunden. Die Haarprobe aus Spanien erbringt den ersten direkten Beweis in menschlichen Überresten für den Drogenkonsum in Europa.

Haarproben aus einer Höhle von Menorca bringen den Beweis: Schon vor 3.000 Jahren konsumierten die Menschen Drogen.
Haarproben aus einer Höhle von Menorca bringen den Beweis: Schon vor 3.000 Jahren konsumierten die Menschen Drogen. © P. Witte /Universitat Autònoma de Barcelona.

Die analysierten Substanzen wurden wahrscheinlich zu rituellen Zwecken eingesetzt, um zum Beispiel mit den Ahnen in Kontakt zu treten. Dabei könnten Schamanen die starken Nebenwirkungen der Pflanzen überwacht haben.

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Höhle in Es Càrritx: 200 Gräber und seltsame Riten

Die Höhle Es Càrritx auf der Nachbarinsel von Mallorca gibt einen tiefen Einblick in das prähistorische Leben der Bronzezeit. 1995 entdeckten Forscher die Höhle mit ihrem 25 Meter hohen Eingang. Von schätzungsweise 1400 bis 800 vor Christus wurde die Höhle für Bestattungen genutzt . Um die 200 Männer, Frauen und Kinder wurden hier bestattet.

Einige von ihnen erhielten eine Sonderbehandlung: Locken ihrer Haare wurden rot gefärbt und sorgfältig in Gefäßen aus Holz oder Horn aufbewahrt. Die Behälter wurden in einer eigenen Kammer versteckt. Auf einigen Behältern sind spiralförmige Formen abgebildet, die den veränderten Geisteszustand symbolisieren könnten, wie einige Wissenschaftler annehmen. (os)

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