Berlin. Fernwärme, Nahwärme, Wärmepumpe – klimafreundliche Heizungsalternativen sind sehr gefragt. Wir klären über Fern- und Nahwärme auf.

Fernwärme – ein Begriff, der aktuell in aller Munde ist. Erst am Montag hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) Branchenvertreter und Verbände in Berlin zum "Fernwärmegipfel" geladen. Das Ergebnis: Die Fernwärme soll eine wirkliche Alternative zu den Wärmepumpen und anderen klimafreundlichen Heizungen werden. Habeck erklärte, dass jedes Jahr 100.000 Häuser neu an Wärmenetze angeschlossen werden sollen.

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Was ist Fernwärme?

Aber was versteht man überhaupt unter Fernwärme? Fernwärme ist – wie der Begriff schon sagt – Wärme. Diese wird aber nicht im Haus von einer Heizung erzeugt – stattdessen kommt sie aus einem Kraft- oder Heizwerk in der Umgebung und verteilt sich auf die Heizkörper. Dort wird Wasser mit der in der Produktion entstehenden Wärme erhitzt und über isolierte Rohre innerhalb des Wärmenetzes an die umliegenden Gebäude verteilt. Fernwärme ist damit eine lokale Wärmequelle – Voraussetzung dafür ist ein Fernwärmenetz und ein Kraftwerk für die Wärmeerzeugung. Etwa jede siebte Wohnung in Deutschland wird mit Fernwärme beheizt. 2020 lag die Trassenlänge bei mehr als 31.000 Kilometern.

Fernwärme entsteht in Kraftwerken als Zusatzprodukt bei der Stromerzeugung und wird unter anderen an Privathaushalte abgegeben.
Fernwärme entsteht in Kraftwerken als Zusatzprodukt bei der Stromerzeugung und wird unter anderen an Privathaushalte abgegeben. © dpa-infografik

Wie sich die Fern- von der Nahwärme unterscheidet

Wie unterscheidet sich jetzt aber die Fernwärme von der sogenannten Nahwärme? Der Unterschied zur Nahwärme ist erst mal nur rein sprachlicher Natur. Bei Nahwärmenetzen ist in der Regel die Leitungslänge nicht größer als ein Kilometer. Aber auch hier erfolgt die Wärmeverteilung durch heißes Wasser, das durch unterirdische Rohre gepumpt wird. Die Temperaturen sind tendenziell niedriger als bei der Fernwärme.

Prinzipiell sind Zentralheizungen in Mehrfamilienhäusern als kleinste Nahwärmesysteme aufzufassen. Ein Nahwärmenetz verfügt über eine begrenzte Teilnehmerzahl und ist räumlich beschränkt, ohne dass die exakte Entfernung bzw. die Flächenausbreitung definiert wäre. Daher ist der Übergang zur Fernwärme und dem größeren Leitungsnetz fließend.

Es gibt auch "kalte Nahwärme"

Neben Nah- und Fernwärme kursiert auch der Begriff "kalte Nahwärme". Hier kommt die Wärme durch Geothermie zustande, das Prinzip des Wärmenetzes ähnelt sich dabei. Bei der Methode wird dem Erdboden unmittelbar unter der Oberfläche Wärme entzogen. Diese hat ganzjährig eine Temperatur von 10 bis 12 Grad. Warmwassererzeugung und Gebäudeheizung finden dabei nicht über einen Wärmetauscher, sondern über eine Wasserwärmepumpe statt. In Deutschland waren mit Stand Januar 2018 nur 15 Anlagen in Betrieb.

Bauministerin Klara Geywitz (SPD) betonte zuletzt, dass sich derjenige, der an ein Fern- oder Nahwärmenetz angeschlossen sei, keine Gedanken mehr über eine Wärmepumpe oder andere Alternativen machen müsse. "Wenn man im Fernwärmegebiet ist, muss man sich eigentlich um seine individuelle Heizung keinen Kopf machen, sondern kann sich an die Fernwärme anschließen", sagte sie im Sender "n-tv". Nahwärme könne in ländlichen Gebieten etwa das Heizen über Biomasse vom örtlichen Bauern bedeuten.