Berlin. Darlehen für das Bausparen bieten inzwischen bessere Zinsen als normale Immobilienkredite von der Bank. Doch die Sache hat einen Haken.

Zum Jahresende rühren Bausparkassen traditionell kräftig die Werbetrommel. In diesem Jahr liefert ihnen dabei der Zinsanstieg bei Baukrediten das beste Argument: Kostete Baugeld von der Bank im Januar noch etwa ein Prozent pro Jahr an Zinsen, sind es Ende Oktober eher vier Prozent und mehr. Bei den Bausparkassen dagegen nur 1,4 bis 3 Prozent.

Doch der Schein trügt, das zeigt eine Beispielrechnung des Geld-Ratgebers Finanztip. Denn das günstige Baugeld aus einem Bausparvertrag gibt es nicht sofort. Der Vertrag muss erst „zuteilungsreif“ sein, wie es im Bauspar-Deutsch heißt. Etwa die Hälfte der Bausparsumme müssen Kunden selbst ansparen.

Bei einer Bausparsumme von 50.000 Euro sind das 20.000 bis 25.000 Euro. In der Beispielrechnung bei einer großen deutschen Bausparkasse dauert es dann acht Jahre, bis es die andere Hälfte der Bausparsumme als Baugeld gibt, in diesem Fall zu 2,8 Prozent effektivem Jahreszins.

Wo die Bauzinsen in acht Jahren liegen, lässt sich allerdings nicht vorhersagen: Die Bauzinsen könnten weiter ansteigen, aber sie könnten in ein paar Jahren auch wieder sinken, wenn die Energiepreiskrise hoffentlich überwunden ist.

Es ist also offen, ob Kunden mit dem Bauspardarlehen tatsächlich Zinsen sparen. In jedem Fall genügt es nicht, die aktuellen Bauzinsen der Banken mit den Zinssätzen aus einem neuen Bausparvertrag zu vergleichen. Wichtig ist vielmehr der Blick auf die langen Jahre der Ansparphase.

Bausparvertrag: Warum er nicht zum Sparen taugt

Das Problem: Obwohl die Zinsen auch für Sparer seit einigen Monaten steigen, zahlen die Bausparkassen weiterhin kaum Zinsen, so die Beobachtung von Finanztip. Mickrige 0,01 Prozent aufs Ersparte sind keine Seltenheit.

Außerdem fallen Kosten an: eine Abschlussgebühr und laufende Gebühren wie das jährliche Vertragsentgelt. Allein die Abschlusskosten schlagen mit 1 bis 1,6 Prozent der Bausparsumme zu Buche. Selbst mit staatlicher Förderung kommt so ein Vertrag also auch in acht Jahren kaum wieder ins Plus: Die bekannte Wohnungsbauprämie liegt für Singles bei gerade einmal 70 Euro pro Jahr. Außerdem darf für die Prämie das Einkommen nicht zu hoch sein.

Unterm Strich passt diese Lösung nur für Kunden, die heute schon wissen, dass sie zum errechneten Zeitpunkt das Bauspardarlehen definitiv in Anspruch nehmen wollen. Und das ist für Jahre im Voraus kaum zu entscheiden.

Statt Bausparvertrag: Sparen mit Tagesgeld und Festgeld

Wer sich selbst eine Lösung zusammenstellt, kann den Bausparvertrag um einige Tausend Euro schlagen. Der Grund: Gute Angebote beim Tagesgeld bringen inzwischen schon wieder 0,6 bis über 1 Prozent an Zinsen – Tendenz steigend. Ein Tagesgeldkonto ist außerdem kostenlos. Wer wie beim Bausparvertrag monatlich eine feste Summe spart, ist mit diesem Konto daher ab dem ersten Tag im Plus.

Sobald dann eine größere Summe angespart ist, rät Finanztip zu einem Festgeldkonto für den nächsten Sprung beim Zins. Aktuell gibt es schon Angebote mit jährlich drei Prozent für drei Jahre. Bei einem Sparbeitrag von monatlich 250 Euro kommen in den ersten drei Jahren bereits 9000 Euro zusammen. Als Festgeld für drei Jahre anlegt bringt diese erste Tranche über 830 Euro an Zinsen. Gleichzeitig überweist man weiter Monat für Monat 250 Euro aufs Tagesgeldkonto.

Die Bausparkassen zahlen weiterhin kaum Zinsen für das Ersparte.
Die Bausparkassen zahlen weiterhin kaum Zinsen für das Ersparte. © Getty Images/iStockphoto | AndreyPopov

Nach sechs Jahren wandern dann das Guthaben, die Zinsen, und die nächsten 9000 Euro vom Tagesgeld noch einmal auf ein Festgeldkonto. Bei 2,5 Prozent Zinsen (für ein Zwei-Jahres-Festgeld wie aktuell), kommen so noch einmal über 900 Euro an Zinsen zusammen. Vergleicht man das mit Zinsen und Gebühren beim Bausparen, so liegt diese Lösung um mehr als 2000 Euro vorn.

Zudem ist die Lösung flexibler: Der Sparer kann alle paar Jahre auf die Kreditvariante umschwenken, etwa wenn die Bauzinsen gerade wieder günstig sind. Dazu kommt: Er muss das Baugeld nicht unbedingt bei einer Bank aufnehmen.

Günstiges Baugeld und Zuschüsse vom Staat

Wer den Baukredit zum Beispiel für eine energetische Sanierung verwenden will, hat günstige Alternativen zum Bauspardarlehen: Es ist mehr als wahrscheinlich, dass der Staat auch in Zukunft die energetische Sanierung von Gebäuden fördert. Immobilienbesitzer können darauf setzen, dass es für die Dämmung von Fassaden und Dach oder für die neue Heizung auch in drei oder fünf Jahren zinsgünstige Kredite und Zuschüsse vom Staat gibt.

Zurzeit bietet die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) Kredite zwischen 0,58 und 1,72 Prozent – mehr als drei Prozentpunkte unter dem aktuellen Marktzins. Außerdem zahlt die Förderbank unter bestimmten Voraussetzungen Zuschüsse. Wer braucht da noch einen Bausparvertrag?

Dieser Beitrag erscheint in Kooperation mit finanztip.de. Der Geld-Ratgeber für Verbraucher ist Teil der Finanztip-Stiftung.