Berlin. Ab Mitte 2023 werden keine neuen EC-Karten mit Maestro-Funktion ausgestellt. Auch die Volksbank muss dann eine Alternative finden.

Die von der Expertenkommission empfohlene Einmalzahlung und die Preisbremse für Gaskunden könnten schon ab November 2022 Realität werden. Die Ampel-Koalition will damit Unternehmen und Verbraucher entlasten. Und ab Januar 2023 sollen noch weitere Änderungen dazukommen – etwa das Bürgergeld als neues Arbeitslosengeld II oder die von der SPD, Grünen und FDP beschlossene Wohngeld-Reform. Neben politischen Neuerungen steht jedoch auch eine Neuerung im Finanzsektor an – im Kern geht es um die EC-Karte.

Maestro-Funktion wird eingestellt: Volksbanken setzen weiter auf EC-Karte

Gerade bei reinen Online-Banken wird die traditionelle EC- oder auch Girokarte zum Auslaufmodell – diese Kreditinstitute setzen auf die internationale Debitkarte, die die Vorteile von EC- und Kreditkarte verbinden soll. Jedoch kann das viele Verbraucher vor große Probleme stellen. Der Hintergrund ist, dass noch nicht alle Einzelhändler die reine Debitkarte anerkennen, sprich: Im Extremfall funktioniert die Bankkarte an der Kasse nicht. Hat man dann keine Alternative zur Debitkarte im Geldbeutel, ist guter Rat teuer. Erst recht, wenn man die klassische EC-Karte gar nicht mehr besitzt.

Für die Kunden der Volksbank ändert sich im Hinblick auf das Maestro-Aus bei der Girokarte ab 2023 auch etwas. Neue Girokarten dürfen dann nicht mehr mit dem Co-Badge ausgegeben werden. "Bargeldlos und sicher bezahlen mit Ihrer Girocard, die auch Debitkarte genannt wird", heißt es hierzu auf der Infoseite der Volksbank Raiffeisenbanken. Der Name ist übrigens nicht der einzige große Unterschied der klassischen EC- und der neuen Debitkarte, wie eine Übersicht der Stiftung Warentest zeigt:

FunktionGiro- (EC-Karte)Internationale Debitkarte
Abbuchung der Umsätze direkt vom Giro­kontoJaJa
Zusätzliche Merkmale auf der KarteGiro / ECDebit (Maestro, V-Pay)
Weltweite AkzeptanzJa, sofern Co-BadgeJa (europaweit)
Kontaktlos bezahlenJaJa
Online bezahlenTeilweiseJa
Mobil via Smartphone bezahlenJaJa
Zusatzleistungen (etwa Versicherungen)NeinNein

Aus der Maestro-Funktion: Volksbanken suchen neues Co-Badge für EC-Karten

"Volksbank-Kunden mit Girokarte mit Maestro-Co-Badging, deren Karten ab dem zweiten Halbjahr 2023 auslaufen, werden auch bei der von ihrer Volksbank Raiffeisenbank ausgegebenen Nachfolgekarte auf alle bestehenden Funktionen zugreifen können", sagte Steffen Steudel vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken unserer Redaktion. Statt der Maestro-Funktion soll dann ein anderes Co-Badge zum Einsatz kommen. Als mögliche Alternativen nennt Steudel Debit Mastercard, Visa Debit oder ein V-Pay-Co-Badge.

Kontaktloses und mobiles Bezahlen, Online-Shopping oder auch die Nutzung im Ausland – all das ist auch mit einer EC-Karte mit Co-Badge-Funktion möglich. Wer stattdessen nur eine reine Debitkarte besitzt, die nicht an das Girocard-System in Deutschland angeschlossen ist, sollte sich über die Nachteile bewusst sein. Hierzu zählt neben der teils noch fehlenden Akzeptanz im Einzelhandel auch die Nutzung von V-Pay-Debitkarten im EU-Ausland, wo oftmals nur reine Kreditkarten akzeptiert werden.

Nicht alle Einzelhändler in Deutschland akzeptieren die Funktion der neuen Debitkarte

Bei der EC-Karte mit Co-Badge als auch bei der Debitkarte ist zu beachten, dass die Visa Inc. mit den Banken zwar kooperiert, die Karten deshalb aber nicht automatisch zu Kreditkarten werden. Das bedeutet, dass die Beträge etwa direkt vom Konto abgebucht werden und gesammelt, wie es bei reinen Kreditkarten der Fall ist. Bei der Volksbank haben die Kunden die Möglichkeit, sich eine reguläre Kreditkarte ausstellen zu lassen – in einigen Girokonto-Tarifen ist diese jedoch kostenpflichtig.

Auch auf Debitkarten findet sich oftmals das Logo von Visa oder Mastercard - das macht die Karte aber nicht automatisch zu einer Kreditkarte.
Auch auf Debitkarten findet sich oftmals das Logo von Visa oder Mastercard - das macht die Karte aber nicht automatisch zu einer Kreditkarte. © imago stock

Innerhalb der EU wird die internationale Debitkarte normalerweise akzeptiert – jedoch kann es wie in Deutschland vereinzelt passieren, dass ein Einzelhändler oder eine Behörde die noch recht neue Bankkarte nicht akzeptiert. Von einer "sechsstelligen Anzahl von Einzelhändlern", welche die neue Funktion nicht akzeptieren, sagte etwa Ulrich Binnebößel unserer Redaktion. Er ist beim Handelsverband Deutschland (HDE) für den Zahlungsverkehr zuständig.

Auch wenn derzeit noch Akzeptanz-Lücken klaffen: Mit der zunehmenden Popularität der Debitkarte in Deutschland dürfte wohl auch der Einzelhandel nachziehen und sie als gängiges Zahlungsmittel annehmen.

Der Artikel "Aus für Maestro-Funktion: Was Volksbank-Kunden wissen müssen" erschien zuerst auf morgenpost.de.