Berlin. Inflation und Krisen machen viele Menschen pampig und unfreundlich: Experten erklären, was gegen die angespannte Stimmung helfen kann.

Telefonische Bandansage bei einem hessischen Hausarzt: Es gebe 400 bis 480 Anrufe täglich. Man tue alles, um die Menge der Anfragen so gut wie möglich zu bearbeiten. Dann ein bemerkenswerter Satz: "Wir bitten Sie als Patientinnen und Patienten, dringlich und mit Nachdruck, unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern freundlich und respektvoll zu begegnen."

Beim Besuch in der Praxis schaut man in müde Gesichter frustrierter Mitarbeiterinnen, die kurz davor seien hinzuschmeißen. "Ich bin es so leid, immer angemotzt und angeschrien zu werden", sagt eine. Von Mitarbeitenden im Einzelhandel, der Gastronomie und Hotellerie ist Ähnliches zu hören.

Aktuell scheint sich persönlicher Stress immer öfter im gesellschaftlichen Miteinander zu entladen. Das beobachtet auch Selbstkontrollforscher Wilhelm Hofmann von der Ruhr-Universität Bochum. "Die gegenwärtigen Dauerkrisen verlangen uns allen viel ab", erklärt der Professor für Sozialpsychologie.

"Krieg in Europa, Pandemie, Krankheitswellen, Energiekrise, Klimakrise, Inflation: Einige wissen nicht mehr so richtig, wie sie das alles überhaupt stemmen können." Ärztin, Therapeutin und Autorin Mirriam Prieß findet gar: "Wir befinden uns als Gesellschaft in einer Erschöpfungsdepression."