Berlin. Der Komet C/2022 E3 ist uns so nah wie seit 50.000 Jahren nicht. Doch Wolken versperren die Sicht. Was Experten raten, um ihn zu sehen.

  • Aktuell kommt der Komet C/2022 E3 der Erde so nahe wie seit rund 50.000 Jahren nicht mehr
  • Theoretisch könnte man ihn am Nachthimmel beobachten – wenn nicht die vielen Wolken im Weg wären
  • Experten geben Tipps, wie man das Himmelsphänomen trotz schlechtem Wetter sehen kann

Eine grün leuchtende Kugel mit langem Schweif, zu sehen bereits durch ein einfaches Fernglas oder sogar mit bloßem Auge: So hatten sich wohl viele die Sicht auf den Kometen C/2022 E3 (ZTF) vorgestellt. Die meisten wurden bisher enttäuscht. Wer nicht 50.000 Jahre warten will, bis der Komet wieder an der Erde vorbeifliegt, braucht nun Glück mit dem Wetter – und einen geschulten Blick in den Nachthimmel.

„Ich habe den Kometen leider noch gar nicht gesehen“, berichtet Ulrich Köhler. An Erfahrung mit dem Himmel oder Wissen über den ZTF-Kometen mangelt es Köhler nicht: Er ist Planetengeologe beim Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Vielmehr ist das Wetter schuld daran, dass er den Himmelskörper noch nicht zu Gesicht bekommen hat: „Bei den ganzen Wolken hat man einfach keine Möglichkeit, ihn zu sehen.“

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Grüner Komet C/2022 E3 erreicht erdnächsten Punkt am Mittwoch

Am 1. Februar kommt der Komet der Erde am nächsten. An den letzten Tagen des Januars und an den ersten des Februars erreicht er seine maximale Helligkeit. Astronomen hatten vorausgesagt, dass der Komet dann am besten zu sehen sei – in den frühen Morgenstunden, nachdem der Mond in der zweiten Nachthälfte untergegangen ist.

Um den Kometen zu sehen, muss jedoch der Himmel klar sein. Das sei er zum Monatswechsel hin aber nur in ganz seltenen Fällen, prognostiziert Medien-Meteorologin Magdalena Bertelmann vom Deutschen Wetterdienst (DWD) auf Anfrage: „Der Himmel ist sehr wolkenverhangen. Alle Wolkenschichten liegen zurzeit übereinander.“ Das werde sich bis zum Wochenende halten. Nur an einzelnen Orten würden für wenige Minuten Wolkenlücken entstehen – „und die Orte und Zeitpunkte lassen sich kaum vorhersagen“, so Bertelmann.

Das sei das Hauptproblem für alle, die den Kometen sehen wollen, betont auch Carolin Liefke, Vorstandsmitglied bei der Vereinigung der Sternfreunde: „In diesen Tagen braucht man schon sehr viel Glück, dass die Wolken mal aufreißen und man den Kometen sehen kann.“ Selbst mit einem Fernglas sei der Komet durch die oftmals dicke Wolkendecke nicht zu sehen. Dennoch plädiert sie dafür, die Suche nach dem seltenen Himmelsschauspiel nicht aufzugeben: „Sobald sich die Wolken für wenige Minuten verziehen, sollte man es versuchen.“

Wolken und Lichtverschmutzung erschweren den Blick auf den Kometen C/2022 E3. Was Experten raten, um ihn trotzdem noch zu sehen.
Wolken und Lichtverschmutzung erschweren den Blick auf den Kometen C/2022 E3. Was Experten raten, um ihn trotzdem noch zu sehen. © dpa | Thomas Lindemann

Lichtverschmutzung erschwert Blick auf den Kometen

Neben den Wolken und dem Mond, der den Himmel nachts aufhellt, würden Liefke zufolge die Lichter von Gebäuden und Straßenlaternen in Städten die Sicht auf den Kometen zusätzlich erschweren. Forscher nennen das Aufhellen des Nachthimmels durch künstliche Lichter auch „Lichtverschmutzung“. Die Sternenfreunde-Sprecherin rät: „Um die Chance zu erhöhen, den Kometen zu sehen, sollte man sich also nicht unter eine Straßenlaterne stellen.“ Am besten sei er von dunklen Wiesen und Hügeln aus zu entdecken.

Selbst bei einem klaren und dunklen Nachthimmel müssten Beobachter den Kometen zudem von Sternen unterscheiden können. „Die grüne Farbe wird man ohne Teleskop kaum sehen. Der Komet sieht dann eher aus wie ein kleines graues Wattebäuschchen“, erklärt Liefke. Die Vereinigung der Sternenfreunde hat auf ihrer Webseite eine Karte veröffentlicht, die die Bahn des Kometen am Mittwoch (1. Februar) zeigt. Lesen Sie auch: Potentially hazardous objects – Diese Objekte im All könnten uns gefährlich werden

Sternenfreunde: So finden Laien den Kometen C/2022 E3 am Nachthimmel

Liefke rät, nach Norden zu blicken und den Polarstern zu suchen. Er befindet sich im Sternbild des „Kleinen Bären“, das auch als „Kleiner Wagen“ bekannt ist. Der Polarstern ist der hellste und letzte Stern in der Konstellation. Dienstagnacht (31. Januar) sei der Komet nahe des Polarsterns zu finden. Von dort aus wandere er immer weiter westlich in Richtung des Sternbilds „Giraffe“.

Außerdem hat Liefke eine Empfehlung für alle, die kein Fernglas haben und den Stern nicht entdecken: „Die sollten schauen, ob es in der Nähe eine Sternwarte gibt. Die haben oft professionelle Teleskope und helfen dabei, den Kometen zu finden.“ Zu Ereignissen wie dem Erscheinen des Kometen C/2022 E3 würden viele Sternwarten spezielle Beobachtungsabende anbieten – oft sogar kostenlos.

Ein Teleskop der „Zwicky Transient Facility“ hat den Kometen entdeckt. Daher wird er mit ZTF abgekürzt. „2022 E3“ steht für den Monat, in dem er erkannt wurde: März 2022. Der langperiodische Komet benötigt für einen Umlauf um die Sonne rund 50.000 Jahre. Als er zuletzt den inneren Bereich unseres Sonnensystems durchquerte, lebten noch Neandertaler auf der Erde.