Berlin. Etwa zwölf Millionen Menschen in Deutschland haben Heuschnupfen. Wir erklären, welche Hausmittel gegen die Allergie helfen können.

  • Die ersten frühlingshaften Tage sind angebrochen
  • Viel Sonne, wenig Regen und warme Temperaturen: Hasel, Erle und Birke verbreiten jetzt ihre Pollen
  • Heuschnupfen-Allergiker haben das Nachsehen
  • Wir erklären, welche Hausmittel und Apps Abhilfe schaffen können

Ständig tränende, juckende Augen und knappe Luft dank verstopfter Nase: Etwa zwölf Millionen Menschen in Deutschland haben Heuschnupfen, so der Polleninformationsdienst. Einige von ihnen spüren die Auswirkungen des milden Winters bereits seit Ende Februar. Denn ausbleibender Frost und Schnee führen zu einem frühen Start der Allergie-Saison.

Die Pollen der Frühblüher Hasel und Erle beispielsweise, die bei besonders vielen Menschen allergische Reaktionen auslösen, fliegen in einigen Regionen Deutschlands bereits seit Ende Dezember. Spätestens jetzt im März kommen auch Birke, Eiche und Raps hinzu.

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Heuschnupfen: So entsteht die Allergie

Die im Blütenstaub erhaltenen Eiweiße lassen das Immunsystem von Allergikern verrücktspielen. Es verbucht sie fälschlicherweise als Angreifer und reagiert mit der Produktion von Antikörpern, die sich an so genannte Mastzellen heften. Die setzen den Entzündungsbotenstoff Histamin frei, der eine Kette allergischer Reaktionen wie Niesattacken, geschwollene Augenlider oder juckende Schleimhäute in Mund und Rachen auslösen kann.

Abschwellendes Nasenspray, Augentropfen, Antihistaminika als Tabletten und Hyposensibilisierung mit Spritzen oder täglichen Pillen können die Beschwerden lindern. Wichtig ist, umgehend auf die ersten Anzeichen der Allergie zu reagieren. Bei Augentropfen und Nasensprays sollten Verbraucher Medikamente bevorzugen, die auf Konservierungsstoffe verzichten, rät die Stiftung Warentest. Erst wenn Spray und Nasentropfen nicht mehr ausreichen, sollten Allergiker Tabletten, Saft oder Sirup einnehmen.

Kampf gegen die Allergie: Das hilft in den eigenen vier Wänden

„Wer beispielsweise eine Birke vor dem Fenster hat, sollte darüber nachdenken, sich ein Pollenschutzgitter anzuschaffen“, rät Allergologin Margitta Worms von der Berliner Charité. Grundsätzlich gilt: Je weniger Pollen in der Wohnung landen, desto besser für Allergiker. Fenster sollten deshalb eher geschlossen bleiben. „In ländlichen Regionen ist die Pollenbelastung morgens höher, weshalb Betroffene besser abends Stoßlüften sollten. In der Stadt verhält es sich genau andersherum“, sagt Allergologin Mandy Cuevas vom Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden.

Während es regnet und auch noch kurz danach, ist die Pollenbelastung geringer. Nicht so jedoch kurz vor einem Gewitter oder Regenschauer: Weil die Luftfeuchtigkeit steigt, saugen sich Pollen voller Wasser und platzen. Dadurch verschlimmern sich die Beschwerden einiger Betroffener kurzzeitig sogar.

Heuschnupfen: Nicht länger als nötig ins Freie gehen

Tatsächlich sollten sich Allergiker während der Pollensaison nicht länger als nötig im Freien aufhalten. Erst recht nicht, um Sport zu treiben: Durch die körperliche Anstrengung atmen Athleten kräftiger und häufiger ein. Der Blütenstaub gelangt so tief in die Lunge. Wer sich dennoch ertüchtigen möchte, kann stattdessen ins Fitnessstudio gehen oder im Wohnzimmer trainieren.

Dass sich Blütenstaub in Kleidung und Haaren festsetzt, lässt sich allerdings kaum vermeiden. Um sicherzugehen, dass er nicht ins Schlafzimmer gelangt und nächtliche Nies–Attacken auslöst, sollten Pollenallergiker Körper und Haare vor dem Schlafengehen waschen und sich, wenn möglich, außerhalb des Schlafzimmers umziehen. „Wichtig ist auch, gewaschene Kleidung während der Pollen-Saison in der Wohnung zu trocknen“, rät Allergie-Expertin Cuevas. Sonst trägt man die Blütenpollen mit der frischen Wäsche direkt ins Haus.

Anaphylaktischer Schock – was tun?

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    Allergien: Das Smartphone als Pollen-Frühwarnsystem

    Doch Allergiker können neben solchen Tricks auch auf ein digitales Hilfsmittel setzen: das Smartphone. Verschiedene Apps können Heuschnupfen-Patienten den Alltag erleichtern.

    • Husteblume“ ist eine App der Techniker Krankenkasse, die Allergiker über die Pollen–Belastung ihrer Umgebung informiert – und sogar Voraussagen über mehrere Tage anbietet. Betroffene können ihre Symptome außerdem in einem Tagebuch notieren und auswerten lassen.
    • Im „Pollen-Radar“ des Pharmaunternehmens Ratiopharm richten Nutzer ein eigenes Allergie-Profil mit dem für sie relevanten Blütenstaub ein. Die App zeigt ihnen daraufhin einen individuellen Pollenflug für die kommenden sechs Tage voraus.
    • Pollenflug-Vorhersage“ gibt tagesaktuell ortsgenaue Auskünfte über 15 allergieauslösende Pflanzen. Die Daten werden dreimal täglich aktualisiert. Auch hier profitieren Nutzer von einer Tagebuch-Funktion.
    • Alle Apps gibt es kostenlos im Google Play-Store und im App-Store.

    Heuschnupfen: Diese Hausmittel helfen

    Neben den digitalen Helfern gibt es diverse Hausmittel, die Allergie-Symptome abschwächen sollen. Welches wirklich hilft kann von Person zu Person unterschiedlich sein.

    Viele Allergiker leiden etwa unter geschwollenen und juckenden Nasenschleimhäuten. Dagegen kann eine Nasendusche am Abend helfen. Wer seinen Nasengang mit Salzwasser durchspült, entfernt Pollen von der Nasenschleimhaut und löst zusätzlich den festsitzenden Schleim. Dafür einfach Salzwasser aufkochen, abkühlen lassen und in die Nasendusche füllen.

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    Während Bronchien und Nase durch eine Schleimhaut geschützt sind, trifft Blütenstaub direkt auf die Bindehaut des Auges, die mit Tränen und Jucken reagieren kann. Ist sie leicht gereizt, kann eine kalte Kompresse Linderung verschaffen. Sie verengt die durch den entzündlichen Prozess erweiterten Blutgefäße. Entwickelt sich die Bindehautreizung jedoch zu einer Entzündung, sollten Betroffene umgehend einen Arzt aufsuchen.

    Bereits bevor es überhaupt zu allergischen Reaktionen kommt, kann Schwarzkümmelöl helfen. Das enthält die sogenannte Gamma-Linolsäure, die regulierend auf das Immunsystem wirkt. Täglich eingenommen kann das Öl so die Auswirkungen von etwa Heuschnupfen abschwächen. Mit der Einnahme sollte man allerdings schon einige Wochen vor dem ersten Pollenflug beginnen.

    Kreuzallergie: Lebensmittel können Allergie-Symptome verschlimmern

    Dass Pollenallergiker grundsätzlich auf histaminreiche Lebensmittel verzichten sollten, weil diese ihre Symptome noch verschlimmern könnten, kann Sonja Lämmel vom Deutschen Allergie und Asthmabund nicht bestätigen. „Allerdings leiden zirka 60 Prozent der Betroffenen unter so genannten Kreuzallergien. Ein Irrtum des Immunsystems“, sagt die Ernährungswissenschaftlerin.

    Ihr Organismus reagiert nicht nur auf die Proteine der Pflanzenpollen allergisch, sondern auch auf Eiweiße bestimmter Nahrungsmittel, die denen der Blütenpollen ähneln. Vielen Birkenpollen-Allergikern ergeht es so, wenn sie Nüsse, Äpfel, Erdbeeren oder Kirschen verzehren. Menschen, die allergisch auf Gräser reagieren, vertragen häufig auch keine Tomaten, Kartoffeln, Erdnüsse oder Soja. Alkohol kann die Abwehrreaktion des Körpers noch verstärken.

    „Typische Symptome sind Kribbeln oder Juckreiz im Mund“, sagt Allergologin Cuevas. Allergietests weisen Kreuzreaktionen in der Regel aber schnell nach. Betroffene können sich von einem Allergologen daraufhin untersuchen lassen. Ist das Immunsystem der Betroffenen durch Stress oder Infekte zusätzlich geschwächt, können sich die allergischen Symptome noch verstärken. „Letztlich hilft nur, betreffende Lebensmittel zu meiden“, sagt Cuevas.