Venedig. Venedig zieht unzählige Touristen an, vor allem Fahrten auf den Gondeln sind begehrt. Dabei hat die Stadt noch viel mehr zu bieten.

Welch eine Stadt fasziniert mehr als Venedig? Sie ist die Stadt der Liebe, der Brücken, der Gondeln und der Schönheit. An jeder Ecke winken Sehenswürdigkeiten, die Tausende Touristen aus aller Welt begeistern. Aber gibt es noch Geheimtipps in Venedig? Ja, es gibt sie! Abseits der bekannten Touristenpfade können Sie ein Venedig entdecken, das nur Einheimische kennen. Eine Italien-Expertin führt sie an unbekannte Orte.

Venedig: Weltberühmtes Kloster mit ältesten Weinbergen und Erstausgabe des Korans

Die Franziskanerkirche aus dem 14. Jahrhundert mit ihrer Fassade des weltberühmten Architekten Andrea Palladio San Francesco della Vigna befindet sich im Stadtviertel Sestiere Castello. Das Kloster der Kirche besitzt die ältesten Weinberge Venedigs, die auf das 13. Jahrhundert zurückgehen und bis in unsere Zeit der Produktion des Weins "Harmonia Mundi" dienen. Heute ist das Kloster Sitz einer multireligiösen Gruppe theologischer Gelehrter und beherbergt das erste gedruckte Exemplar des Korans und zahlreiche alte jüdische Bibeln. Es wird häufig als Veranstaltungsort für kulturelle Events genutzt, darunter auch für einige temporäre Ausstellungen der Biennale.

Die Franziskanerkirche im Stadtviertel Sestiere Castello.
Die Franziskanerkirche im Stadtviertel Sestiere Castello. © IMAGO / Panthermedia

Italien-Urlaub: Das Parfümlabor der alten Dufthersteller

Wollen Sie in das Leben der venezianischen Patrizier des 17. Jahrhunderts, dem Höhepunkt der Blütezeit Venedigs, eintauchen? Dann besuchen Sie Palazzo Mocenigo im Santa Croce-Viertel mit seinem Parfüm-Museum. Nicht viele wissen, dass Parfüm, wie wir es heute kennen, in Venedig entstanden ist. Aus der Zeit der großen Handelsreisen im Orient, brachten die Venezianer Aromen, Öle und Essenzen in ihre Stadt. Im Erdgeschoss des Palazzo Mocenigo winkt die Reproduktion des Parfümlabors der "Spezieri", der traditionsreichen venezianischen Dufthersteller, die das gesamte Wissen über Pflanzen und Kräuter innehatten und auch mit Alchemie bestens bewandert waren.

Venedig: Acht Jahrhunderte Mode in der Traditionsweberei

Wer sich für Mode interessiert, wird von den kostbaren Kleidern und antiken Accessoires der venezianischen Adeligen fasziniert sein. Wer wissen will, wie die Stoffe für diese prunkvollen Kleidungsstücke hergestellt wurden, sollte die Traditionsweberei Bevilacqua besuchen. In der Werkstätte unweit der Rialto-Brücke kann man acht Jahrhunderte Geschichte des Stoffdesigns erleben. In der großen Halle, in der die Sonne durch die Oberlichter scheint, ragen hölzerne Geräte und das überbordende Musterarchiv auf: Eine riesige Spinn- und eine Fadenmaschine, sowie eine Reihe von Webstühlen. Sorgfältig verarbeitete Stoffe, bereichert durch kostbare Stickereien und Spitzen, bezeugen die Kunst der Handwerker und die edle und luxuriöse Eleganz, für die die Venezianer bekannt waren.

Italien: Zuhause der berühmten Goldmosaiken

Mosaike sind die feinste Kombination aus Glas und Stein. Die berühmten Goldmosaiken in der Markusbasilika stammen aus der Mosaikmanufaktur "Orsoni". Im Cannaregio-Viertel, hinter hohen Mauern versteckt, liegt diese Glashütte, die allein weiterhin berechtigt ist, im historischen Zentrum in Venedig mit offenem Feuer zu arbeiten. Im Farblager befinden sich rund 3500 Glasplatten mit verschiedenen Farben, darunter rund 20 diversen Gold- und Silberschattierungen. Die Besucher der Manufaktur können die jahrtausendealte Handwerkskunst der Mosaikherstellung erleben und bewundern, wie auf blaue Glasplatten feinstes Blattgold aufgelegt und mit hauchdünnem Kristallglas eingeschweißt wird.

Italienische Insel Murano: Kunst der Glasbläserei entdecken

Wollen Sie die jahrhundertealte Kunst der venezianischen Glasbläserei kennenlernen? Dann sollten Sie unbedingt bei einer Führung durch die Colleoni-Glasfabrik auf der Insel Murano, Heimat der weltweit besten Kunstglasbläser, mitmachen. Hier beobachtet man, wie ein Meister das geschmolzene Glas mit einer Kombination aus Hitze-, Blas- und Skulpturtechniken formt. Im Ausstellungsraum der Fabrik können sie farbenfrohe, Kunstwerke bewundern, für die die Glasmeister von Murano in aller Welt bekannt sind. Am Schluss wird man vom Glasmeister mit einem Souvenir beehrt. Lesen Sie auch: Das sind die beliebtesten Regionen für Urlaub in Italien

Venedig: Die bekannteste Gondelwerft der Stadt

Die Gondel ist das international bekannte Wahrzeichen Venedigs. In der Lagunenstadt gab es früher dutzende Gondelwerften, heute sind es nur noch sehr wenige. Die Squero San Trovaso, die bekannteste Gondelwerft Venedigs, befindet sich unweit der Accademia-Brücke im Stadteil Dorsoduro. Die Gondelwerft, deren Wurzeln bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen, liegt direkt an einem kleinen Kanal, zu dem sich nicht viele Touristen verirren. Hier werden neue Gondeln gebaut und alte repariert. Die Gondeln sind mindestens elf Meter lang und nach einer Verordnung der Stadt Venedig alle in schwarzer Farbe. Das Wissen um den Gondelbau wird von Generation zu Generation weitergegeben. Auch heute dauert es noch zehn Jahre, bis man zum Gondelbau-Meister wird und alleine Gondeln bauen kann. Die Herstellung dieser Boote dauert viele Monate.

Wetter in Italien: Die durchschnittliche Temperatur

MonatDurchschnittliche Temperatur in Italien gesamt in Grad Celsius
Januar7
Februar8
März11
April15
Mai19
Juni23
Juli26
August26
September23
Oktober18
November12
Dezember8

Italien: Stöbern im schönsten Buchladen der Welt

Á propos Gondeln: Haben Sie schon mal einen Buchladen mit einer echten "Gondola" erlebt? Die Libreria "Acqua Alta" befindet sich nur etwa fünf Minuten zu Fuß von der Rialto-Brücke. Sie ist der "schönste Buchladen der Welt", wie an einem Schild am Eingang zu lesen ist. Im Hof gibt es eine Treppe, die aus alten Büchern besteht. Eine echte Gondel dient als Bücherregal und nimmt so fast den ganzen Hauptraum des Buchladens ein. Eine weitere Gondel ankert direkt vor dem Fenster im Nebenraum und auf der Terrasse kann man mit bester Aussicht auf den Kanal sitzen und ein Buch lesen. Das Besondere: Die Bücher reihen sich nicht ordentlich in Regale, meistens sind sie auf dem Boden die Wände hochgestapelt. Der Name des Ladens "Acqua Alta" (Hochwasser) ist darauf zurückzuführen, dass die Bücherei häufig von Flutwellen überschwemmt wird.

Die Libreria
Die Libreria "Acqua Alta" in Venedig. © IMAGO / Andre Poling

Kreuzfahrt an Bord des Bootes von Maria Callas

Wer würde nicht gern in der Lagune auf der wunderbaren Jacht "Edipo Re" shippern, die einst im Besitz des bekannten italienischen Regisseurs Pier Paolo Pasolini stand. Pasolini nutzte die Jacht als Inspirationsort für seine Werke, als geselligen Ort für Künstler und Intellektuelle, als Kulisse für einige Filme, darunter "Medea" mit Maria Callas. Das Schiff wurde kürzlich restauriert und bietet nun Mini-Kreuzfahrten rund um Venedig bis zu den Inseln wie Murano oder Torcello an. An Bord kann man auch ein Mittagessen genießen.

"Venezianisches Gold": Ausflug mit den Krabben-Fischern der Lagune

Die "Moeche", die auch als venezianisches Gold bezeichnet werden, sind kleine lokale Strandkrabben, die im Frühling und Herbst in die Lagune kommen, um ihre Panzer abzuwerfen. Sie sind eine begehrte Delikatesse der venezianischen Gastronomie. Die Krabbenfischerei ist ein traditioneller Wirtschaftszweig in Venedig. Seit 500 Jahren leben und arbeiten die auf die "Moeche" spezialisierten Fischer, im Dialekt "Moecanti", auf der Giudecca, der lang gezogenen Vorstadtinselgruppe Venedigs. Die Zahl der Moecanti ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Einige von ihnen bieten Halbtagsausflüge ab der Insel Burano an. An Bord eines leuchtend rot-grünen Bragozzo (einem traditionellen Trawlerboot) werden Sie in die smaragdgrünen Gewässer hinausgefahren, um die Geheimnisse der lokalen Fischerei kennenzulernen.

Urlaub in Italien: Abstecher in Casanovas Lokal

Wer nach den Stadtbesichtigungen hungrig wird, kann in der "Cantina do Mori" in der Nähe der Rialto-Brücke einkehren. Das Lokal ist der älteste "Bacaro", ein typisches Gasthaus von Venedig, und wurde im Jahr 1462 eröffnet. Die Legende besagt, dass der junge Casanova hier seine zahlreichen Geliebten traf. Die Besonderheit dieses Lokals ist die Einrichtung: Die Decke ist mit Dutzenden von Kupfertöpfen geschmückt. Dank der hölzernen Theke, der Dosen dahinter, der aufgereihten Flaschen und der alten Bilder taucht man in die einzigartige Atmosphäre alter Zeiten ein.