Berlin. Im November steigen die Gebühren für Tierärzte. Der Schritt war überfällig, könnte aber gerade für Tierheime existenzbedrohend sein.

Ab dem 22. November kostet ein Tierarztbesuch mehr, viel mehr. Auf Landwirte und Haustierbesitzer kommen deutliche Preissteigerungen zu.

Davon sind laut statista 47 Prozent der Haushalte in Deutschland (fast 35 Millionen Haustiere) betroffen. Die Erhöhung der Gebühren fällt nicht nur wegen der Inflation happig aus. Es ist das erste Mal seit mehr als 20 Jahren, dass diese Gebühren steigen. Die Erhöhung war also überfällig.

Özdemir zur Erhöhung: Beruf des Tierarztes wird attraktiver

Das Bundeslandwirtschaftsministerium unter Cem Özdemir (Grüne) erklärte am Dienstag unserer Redaktion, die Gebührensätze würden an die wirtschaftlichen Erfordernisse für den Betrieb einer Tierarztpraxis angepasst. Eine Studie habe ergeben, dass die einfachen Gebühren nicht mehr ausreichten.

Der Beruf des Tierarztes wird finanziell attraktiver. In den vergangenen Jahren haben viele Tierarztpraxen aus Kostengründen schließen müssen. Regional bestehen in Deutschland erhebliche Versorgungslücken. Allerdings sorgt sich der Tierschutzbund zugleich, dass beispielsweise Hunde oder Katzen – ebenfalls aus Kostengründen – nicht behandelt oder gar ausgesetzt werden könnten.

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"Es ist zu befürchten, dass viele Tierheime den Winter nicht überstehen"

Das würde zu einer doppelten Mehrbelastung von Tierheimen und Tierschutzvereinen führen: Sie müssten erstens höhere Kosten für die medizinische Versorgung einkalkulieren und zweitens auch noch mit mehr Tieren rechnen.

Dabei arbeiten sie heute schon vielerorts am Limit. Sie sind vielfach überfüllt und unterfinanziert – kämpfen mit den gestiegenen Mindestlöhnen und Preisen, insbesondere für Energie. Das gilt genau so für die landwirtschaftlichen Betriebe. Hinzu kommen die vielen "Corona-Tiere", die besonders bei Hunden mit intensiver Betreuung verbunden sind.

Tierschutzbund befürchtet Spendeneinbruch in der Krise

Auch befürchtet der Tierschutzbund, dass es in Folge von Inflation und Energiekrise zu einem Spendeneinbruch kommt. "Es ist zu befürchten, dass viele Tierheime den Winter nicht überstehen", erklärte der Deutsche Tierschutzbund unserer Redaktion.

Die Erhöhung fällt nicht pauschal, sondern je nach Behandlung unterschiedlich aus. Aber in der Mehrzahl der Fälle steigen die Gebühren nach Angaben des Agrarministeriums um etwa 22 Prozent.

Anstieg der Gebühren: Teilweise um ein Vielfaches

Eine „allgemeine Untersuchung und Beratung“ kostet für Hunde- und Katzenbesitzer künftig 23,62 Euro statt 8,98 (Katzen) und 13,47 Euro (Hunde), also spürbar mehr. Weitere Beispiele:

  • Für die Kastration eines Katers: Bisher fällt der einfache Satz mit 19,24 Euro zu Buche. Künftig: 30,32 Euro.
  • Bei eine Rüden kostet sie künftig 70,60 Euro, fast 20 Euro mehr.
  • Eine Injektion bei einem Schwein kostet bisher im einfachen Satz 3,85 Euro, künftig dann 5,75 Euro.
  • Die Preise für Impfungen für Hunde oder Katzen verdoppeln sich von 4,49 Euro auf 11,50 Euro.

Je nach Diagnose und Behandlung kann die Ärztin oder Arzt auch den zwei- oder dreifachen Satz nehmen. Mithin kommen andere Kosten hinzu, etwa für Beratung oder Schmerzmittel. Außerdem werden für jede Behandlung 19 Prozent Umsatzsteuer fällig.

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Die schwerwiegendsten Folgen dürften nicht zuletzt die Bauern haben. Es stellt sich die Frage nach der Wirtschaftlichkeit der tierärztlichen Behandlung. Bei Haustieren kommt der Abschluss einer Krankenversicherung in Betracht, die aber zum Teil kostspielig sind.

­­­Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.