Mainz. Der Rhein fließt rund 290 Kilometer durch Rheinland-Pfalz. Etwa ein Dutzend Autofähren und eine Handvoll Personenfähren queren den Strom auf dieser Strecke. Corona, Kraftfahrzeugpreise und Personalmangel machen auch ihnen zu schaffen.

Wegen Personalmangels geht die Fahrradfähre zwischen Budenheim und dem hessischen Walluf in diesem Frühjahr nicht mehr an den Start. „Die Schiersteiner Brücke ist aber auch nur 2,5 Kilometer entfernt“, sagt die Mutter aus der Betreiberfamilie Nikolay.

Und immer mehr Menschen seien mit Elektro-Rädern unterwegs. Ausgemustert werden solle die „Libelle“ aber noch nicht, sondern vermietet werden. Die Familie betreibt die Fähre mit Hubertus Nikolay in fünfter Generation, ihr Hauptgeschäft ist aber die Fahrgastschifffahrt. Und für die Fahrradfähre fehle nach dem Tod des Vaters ein Fährmann. „Wir alle haben wahnsinnige Personalprobleme“, sagt der Vorsitzende des Deutschen Fährverbands, Michael Maul.

Die Zahl der Beschäftigten in den Fährbetrieben, also das Schiffspersonal in Rheinland-Pfalz, sei seit Corona nicht mehr genau erfasst worden, liegt aber noch stabil bei ungefähr 130, sagt Maul. Allerdings werde dringend Personal gesucht: „Wir suchen händeringend nach Kassierern, auch ohne Vorbildung.“

Der Umsatz im Bundesland sei - mit einer Ausnahme wegen einer weggefallenen Baustelle - 2022 gegenüber dem Vergleichsjahr 2019 vor der Pandemie um 3,9 Prozent gestiegen. Absolute Zahlen nennt der Verband nicht - „Allerdings sind bei dem Anstieg zwei Preiserhöhungen drin, so dass die Beförderungszahlen um etwa neun Prozent gesunken sind.“

Nur sonntags und feiertags in Betrieb

Die Fahrradfähre zwischen Budenheim und Walluf sei ein „sehr spezieller Fall“, sagt Maul. Sie sei in der Regel nur sonntags und feiertags unterwegs gewesen, „vor allem für den Schönwetter-Radverkehr“, sagt Maul, der die Fähre zwischen Oestrich-Winkel und Ingelheim betreibt.

„Aber ich finde es sehr schade. Das war so eine schöne Radtour, auf der einen Seite mit unserer Fähre hin und dann mit der anderen zurück.“ Diese Tour müssten die Radfahrer nun bis Mainz verlängern, diese Strecke sei aber nicht besonders schön.

„Ein beliebtes Ausflugsziel weniger“, sagt auch Rolf Pinckert vom ADFC Kreisverband Mainz-Bingen. „Die Schiersteiner Brücke ist ja für Radfahrer nicht so schön zu befahren.“ Auch die anderen Rheinbrücken in Mainz seien alle für Radfahrer nicht besonders attraktiv. Die Kaiserbrücke könnten insbesondere Pedelec-Fahrer nur sehr mühsam überqueren, weil die Fahrer absteigen müssen, um ihr Rad auf die Brücke zu schieben. Mit den geplanten „Rampen und Spindeln“ würde dies aber etwas besser werden.

Überquerungen am Rhein spärlich

Aber auch die anderen Rheinbrücken zwischen Mainz und Hessen seien für Pendler „nicht so toll“: Auf der Theodor-Heuss-Brücke behinderten sich Fußgänger und Radfahrer gegenseitig, die Autobahnbrücke bei Weisenau sei wegen des starken Verkehrs extrem unangenehm und die Eisenbahnbrücke dazwischen sehr eng. Aber auch im übrigen Bundesland seien die „Überquerenungen am Rhein sehr spärlich“, bedauert Pinckert.

Ein gutes Dutzend Autofähren schippert täglich in Rheinland-Pfalz über den Rhein - in der Regel ganzjährig. Vom pfälzischen Leimersheim nach Leopoldshafen im Kreis Karlsruhe bis Remagen-Linz im nördlichen Rheinland-Pfalz geht der Fährbetrieb.

Dazu kommt noch eine gute Handvoll - ausschließlich temporär verkehrender - Personenfähren, darunter die „Nixe“ zwischen Remagen und Erpel. Sie gehört zur Rheinfähre Linz-Kripp GmbH und hat nach eigenen Angaben „keine Probleme“. Ebenso die Personenfähre zwischen Bingen und Rüdesheim, die von der Autofähre mitbetrieben wird, wie Maul sagt.

Der Personalmangel mache auch den größeren Schiffen zu schaffen - allerdings sei er nicht existenzbedrohend - viele Branchen hätten damit zu kämpfen. Belastend für die Fährschifffahrt seien auch die hohen Kraftstoffkosten. „Die Zeiten sind schwierig.“