Berlin. Rund um die Themen Heizen, Lüften und Schimmelbildung herrscht viel Unwissenheit. Wir räumen mit sechs hartnäckigen Irrtümer auf.

Noch im vergangenen Winter haben sich die meisten Bürgerinnen und Bürger um eine warme Wohnung kaum Sorgen gemacht. Viele haben munter drauflosgeheizt. Die seit dem Frühjahr explodierenden Energiepreise haben das dramatisch geändert – aber in Sachen richtiges Heizen, Lüften und Schimmelgefahr herrscht immer noch Unsicherheit. Viele Irrtümer halten sich hartnäckig.

Heiz-Irrtum 1: Heizung zeitweise ausschalten bringt nichts

Ein Grad Celsius weniger in der Wohnung senkt die Heizkosten um rund sechs Prozent – das leuchtet den meisten Verbraucherinnen und Verbrauchern noch ein. Viele bezweifeln aber, dass das Herunterdrehen der Heizung in der Nacht etwas bringt, weil das Wiederaufwärmen der Räume die Ersparnis aufzehre.

Doch das ist falsch, sagen die Verbraucherzentralen. Sie veranschlagen den Spareffekt einer Nachtabsenkung auf 5 bis 12 Prozent. Dasselbe gilt für tagsüber, wenn einige Stunden niemand zu Hause ist. Laut Umweltbundesamt sollte die Heizung nachts aber nicht ausgeschaltet, sondern nur um bis zu 5 Grad gedrosselt werden, um ein Auskühlen der Räume zu verhindern. Der Eigentümerverband Haus und Grund empfiehlt, 16 Grad in keinem Zimmer zu unterschreiten. Lesen Sie dazu: Viele Mieter machen es falsch – Heizung nie komplett abdrehen

Heiz-Irrtum 2: Wenn ich weniger heize, ist es morgens und abends kalt

Heruntergedrehte Heizkörper brauchen zwar einige Zeit, bis die Wohnung danach wieder warm ist. Die Uhrzeit, ab der das Aufwärmen beginnt, lässt sich aber voreinstellen, ebenso wie der Zeitpunkt, ab dem es kälter werden kann. „Das geht bequem mit programmierbaren Heizkörperthermostaten“, so der Verband Sanitär, Heizung und Klima.

Per Smartphone-App können manche Thermostate sogar von unterwegs gesteuert werden. Die Kosten laut Verbraucherzentrale: 30 bis 100 Euro je nach Funktionsumfang der Geräte. „Programmierbare Thermostate passen meist auf jeden Heizkörper, sie lassen sich mittels Adapter auch von Laien anbringen“, berichtet die Zeitschrift „Ökotest“. Auch interessant: Energie sparen – Wo sich Smarthome-Geräte auszahlen

Heiz-Irrtum 3: Wenn ich die Heizung ganz hochdrehe, wird es schneller warm

Die Einstellung des Heizkörperthermostats markiert die Zieltemperatur. Mit der Schnelligkeit des Aufwärmens hat das nichts zu tun. Sind zum Beispiel 20 Grad gewünscht, reicht die Thermostateinstellung „3“. Bei „5“ wird es nicht schneller warm, dafür kommt es zum Überheizen auf etwa 28 Grad. Auf Stufe „2“ herrschen etwa 16 Grad, auf Stufe „4“ etwa 24 Grad Celsius.

Beim Thema Heizen halten sich hartnäckig einige Irrtümer.
Beim Thema Heizen halten sich hartnäckig einige Irrtümer. © dpa-tmn | Christin Klose

Heiz-Irrtum 4: Wenn es zu kalt in der Wohnung ist, droht Schimmel

Warme Luft speichert mehr Nässe als kalte Luft. Deshalb kann sich in kalten Räumen leichter Feuchtigkeit an den Wänden niederschlagen, wo sie zum Nährboden für Schimmelpilze wird. Schimmel kann nicht nur zu Gebäudeschäden führen, sondern auch die Gesundheit gefährden.

Aber: Bei Kälte entsteht keineswegs immer Schimmel, da es auf die jeweils vorhandene Feuchtigkeit ankommt. „Es gibt keinen Automatismus, dass Kälte gleich Schimmel bedeutet. Aber trocken muss die Luft sein“, sagt Hans Weinreuter, Fachbereichsleiter Energie der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Deshalb sollte Luft, die viel Feuchtigkeit enthält, weggelüftet werden. Lesen Sie hier: Schimmel an der Fensterdichtung – Diese Mittel helfen

Viele wissen nicht, wie hoch die Luftfeuchtigkeit bei ihnen zu Hause ist. Daher können sie auch nicht abschätzen, wie lange sie lüften müssen, um überschüssige Feuchte loszuwerden. Mit einem Thermo-Hygrometer, den es schon für unter 20 Euro zu kaufen gibt, lässt sich die relative Luftfeuchte, das heißt die Sättigung der Luft bei gegebener Temperatur, beobachten. Mehr zum Thema: Energie sparen – Kann der Verzicht der Gesundheit schaden?

Bei 100 Prozent relativer Luftfeuchte wird Kondenswasser sichtbar, etwa an beschlagenen Fensterscheiben und Spiegeln. Die Verbraucherzentralen raten zum Lüften, wenn 50 Prozent relative Luftfeuchte länger überschritten sind. Wichtig zu wissen ist nämlich: Wird in der Mitte des Raumes gemessen, liegt die Luftfeuchte an den kalten Außenwänden höher, sodass sich Schimmel auf der Tapete festsetzen kann.

Außerdem sollten die 50 Prozent nur als Mittelwert betrachtet werden. In schlecht gedämmten Wohnungen können den Angaben zufolge schon 40 Prozent zu viel sein, während bei guter Dämmung selbst 60 Prozent nicht unbedingt zu Schimmel führen.

So heizt und lüftet man die Wohnung richtig

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    Heiz-Irrtum 5: Kurzes Stoßlüften reicht aus

    Ein Vier-Personen-Haushalt produziert laut Umweltbundesamt bis zu zwölf Liter Feuchtigkeit pro Tag – durch Duschen, Atmen, nächtliches Schwitzen, Kochen oder Waschen. Deshalb rät die Behörde, die Fenster mehrmals täglich mindestens fünf Minuten zur Stoßlüftung weit zu öffnen. Kleinere Haushalte und solche, in denen am Tag niemand zu Hause ist, brauchen weniger zu lüften als andere. Wer die Wäsche in der Wohnung trocknet, muss hingegen umso mehr lüften.

    Heiz-Irrtum 6: Ein gut geheizter Raum kann andere mitwärmen

    Es klingt verlockend, das Wohn- oder Esszimmer auf Wohlfühltemperatur zu bringen und die Türen offenzulassen, damit etwa das Eltern- und die Kinderschlafzimmer – scheinbar kostenlos – mitgeheizt werden. Das aber überfordert die Kapazität des aufgedrehten Heizkörpers und erhöht die Schimmelgefahr. Denn wenn die warme Luft in die kälteren Räume zieht, kann die dortige Luft weniger Feuchtigkeit binden.

    Die überschüssige Nässe setzt sich an den Wänden ab, besonders an den kalten Außenwänden. Daher raten die Verbraucherzentralen, die Räume entsprechend ihrer Nutzung unterschiedlich zu heizen und die Türen geschlossen zu halten. Im Wohnzimmer herrschen dann beispielsweise 20 Grad, in der Küche aber nur 16.

    Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.