Essen. Verena Altenberger ermittelt als Elisabeth „Bessie“ Eyckhoff in ihrem ersten „Polizeiruf 110“. Der Fall ist düster und kompliziert.

Hanns von Meuffels wird einem noch lange vertraut bleiben. Für die Reihe „Polizeiruf 110“ hat der Schauspieler Matthias Brandt mit dieser Figur, weit ab vom normalen Krimi, etwas erschaffen, das noch einige Zeit nachhallen wird. Ihn zu ersetzen, das mag nicht einfach gewesen sein. Immerhin hatte man von Anfang an die Parole „jünger, offener, weiblicher“ ausgegeben.

Das Ergebnis steht nun in Gestalt der österreichischen Schauspielerin Verena Altenberger (31) vor uns, die künftig als Polizeioberkommissarin Elisabeth „Bessie“ Eyckhoff agieren wird. Ihr erster Fall mit dem prosaischen Titel „Der Ort, von dem die Wolken kommen“ erweist sich als denkbar düster – und denkbar kompliziert.

„Polizeiruf 110“: In der Welt der Hypnose

An der Isar hat man einen verwahrlosten und offensichtlich verhaltensgestörten, etwa 14-jährigen Jungen aufgegriffen. Bis auf die Preisgabe seines Namens Polou ist er kaum in der Lage, zu kommunizieren. Sein Körper ist von Narben überzogen, die Hornhaut an seinem Gesäß lässt auf furchtbare Züchtigungen schließen. Der behandelnde Arzt im Krankenhaus erkennt ein Kasper-Hauser-Syndrom.

Verena Altenberger als Elisabeth „Bessie“ Eyckhoff.
Verena Altenberger als Elisabeth „Bessie“ Eyckhoff. © dpa | Tobias Hase

„Bessie“ und ihr ebenfalls bei der Polizei beschäftigte Halbbruder Cem versuchen derweil alles, um zu dem Jungen durchzudringen. Die Polizistin selbst ist schon bald seine einzige Bezugsperson. Als dann plötzlich eine offenbar über Leichen gehende Frau im Pelzmantel auftaucht, vermutlich um den Jungen umzubringen, wird die Situation denkbar gefährlicher.

Natürlich hätte man gern mehr erfahren über diese Killer-Dame und warum es für sie mit ihrem schweren Pelz so leicht ist, einen Polizisten zu einem One-Night-Stand zu verleiten. Doch damit kann man sich jetzt nicht mehr aufhalten, denn wir sind endlich dort angelangt, wo der Film eigentlich längst hinwollte – in die Welt der Hypnose.

Spannung dies Films wird wunderbar aufgebaut

Die auf traumatisierte Kinder spezialisierte Ärztin Dr. Kutay (Katja Bürkle) hat längst schon vorgeschlagen, Polou gemeinsam mit der Kommissarin zu hypnotisieren. Von nun an bewegt sich auch der Zuschauer in einer Art Schwebezustand. Er taucht mit ein in die Düsternis eines Hauses, in dem vermutlich noch drei weitere Kinder existieren. Aber wie das so ist, wenn man einmal etwas angefangen hat: „Bessis“ Vorgesetzter (Norman Hacker) will plötzlich immer mehr aus Polous Erinnerungen herausholen.

Bei diesen Tauchgängen ins Unterbewusste hat man schließlich seine liebe Not, zwischen Realität und Imagination noch entscheiden zu können. Selbst unsere neue Ermittlerin hat Schwierigkeiten, die Dinge hier noch auseinander zu halten. Als sie dann endlich wieder aufwacht, wird ihr vom Vorgesetzten lapidar mitgeteilt, was hier eigentlich Sache war und dass nun alles geklärt sei.

Regisseur Florian Schwartz weiß die Spannung dieses Films wunderbar aufzubauen. Und selbst die langen Momente während der Hypnose sorgen noch für reichlich viele Angstmomente. Allein die spärliche Erklärung dessen, was letztendlich hinter allem gesteckt hat, lässt einen ein wenig ratlos zurück. Das mag vielleicht auch der Grund gewesen sein, dass Co-Drehbuchautor Günter Schütter seinen Namen zurückgenommen hat, um nun unter dem Pseudonym Thomas Korte zu fungieren.

Warum „Bessie“ bei den Beförderungen immer nur am Ende der Liste auftaucht, weiß man nach diesem Film. Dass sie auch sehr viel Humor besitzen soll, davon demnächst hoffentlich ein wenig mehr.