Berlin. Italien wird offenbar auch von der zweiten Corona-Welle hart getroffen. Weihnachten soll daher nur mit der engsten Familie stattfinden.

Viele Italiener feiern Weihnachten mit einem Festessen mit der Großfamilie – mit der Nonna und dem Nonno (Oma und Opa) mit der Zia, dem Zio (Tante und Onkel), mit Schwager und Schwippschwager und natürlich mit vielen Kindern. Doch das wird in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie voraussichtlich so nicht möglich sein.

Denn die italienische Regierung plant eine Verordnung mit Anti-Corona-Vorschriften für die Weihnachtszeit. Das kündigte Vize-Gesundheitsministerin Sandra Zampa im Interview mit der Tageszeitung „La Stampa” an. „Familien werden sich nur im engsten Kreis treffen können, Verwandte ersten Grads, Geschwister. Die meisten gegenwärtigen Anti-Covid-Maßnahmen sollen über die Weihnachtsfeiertage in Kraft bleiben”, so die sozialdemokratische Politikerin.

Noch schärfer formulierte es Pierpaolo Sileri (Chirurg, 5-Sterne-Bewegung), ebenfalls Vize-Gesundheitsminister, im Fernsehsender Rai: „Auch an Weihnachten müssen wir zwischenmenschliche Kontakte einschränken und vermeiden. Es gelten die gleichen Empfehlungen wie heute, Familien-Festessen sollten nicht stattfinden.“

Italien meldet fast 600 Corona-Tote binnen 24 Stunden

Hintergrund der Appelle sind die erneut dramatisch steigenden Corona-Zahlen: Am Dienstagabend meldeten Italiens Gesundheitsbehörden rund 35.100 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. 580 Menschen starben an oder mit dem Virus. Damit starben in dem Land mit rund seinen 60 Millionen Einwohnern seit Februar insgesamt 42.330 Menschen im Zusammenhang mit der Viruskrankheit.

In manchen Krankenhäusern gibt es kein freies Bett mehr, Berichten zufolge wandelten bereits zwei Kliniken ihre Kapellen in Not-Lazarette um.

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Anti-Corona-Maßnahmen drücken auf die Wirtschaft

Im Handel hingegen könnte es zu einigen Lockerungen kommen. „Diese Epidemie muss mit größter Vernunft in Angriff genommen werden. Wenn es zu keiner Trendwende kommt, kann kein Gesundheitssystem der Welt dem Druck der Epidemie Stand halten”, sagte Sandra Zampa.

Die zunehmend restriktiveren Maßnahmen in Italien könnten das Konsumverhalten in den Adventswochen deutlich mindern. Die Regierung hat Weihnachtsmärkte verboten. In mehreren Regionen Italiens gilt seit Freitag ein „Mini-Lockdown” mit der Schließung aller Geschäfte mit Ausnahme von lebenswichtigen Läden wie Supermärkten, Apotheken und Zeitungskiosken.

Das historische Zentrum von Florenz ist während der nächtlichen Ausgangsperre aufgrund der Corona-Pandemie menschenleer.
Das historische Zentrum von Florenz ist während der nächtlichen Ausgangsperre aufgrund der Corona-Pandemie menschenleer. © dpa | Marco Pasquini

Nach Protesten gegen die verschärften Corona-Vorschriften hat die Regierung in Rom am Samstag neue Hilfsmaßnahmen für betroffene Unternehmen und Arbeitnehmer beschlossen. Das Hilfspaket in der Größenordnung von 2,5 Milliarden Euro sieht unter anderem Steuererleichterungen, Kredite, Zahlungsaufschübe und Zuschüsse vor. Ende Oktober hatte die Regierung bereits Hilfsmaßnahmen in Höhe von 5,4 Milliarden Euro bewilligt.

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In Italien gilt derzeit eine nächtliche Ausgangssperre

Für fünf italienische Regionen gilt ein Teil-Lockdown, der allerdings weniger streng ist als im Frühjahr. Zu den „roten Zonen“ gehören im Norden die wirtschaftsstarke Lombardei mit zehn Millionen Menschen, das Piemont, Südtirol und das Aostatal sowie im Süden Kalabrien. Die bisher „gelben” Regionen – Abruzzen, Basilikata, Ligurien, Toskana und Umbrien – werden seit Mittwoch als „orange Zonen” geführt.

Landesweit wurden weitere Beschränkungen eingeführt, darunter eine nächtliche Ausgangssperre. Für den Weg zur Arbeit oder zum Arzt sind Ausnahmen erlaubt. Im ganzen Land sind die Museen zu. Höhere Schulen und Universitäten müssen auf Online-Unterricht umstellen. (bef)