Berlin. Nach dem Ende des 9-Euro-Tickets wollen Verbraucherzentralen ein weiteres Ticket-Angebot. Verkehrsminister Wissing reagiert zögerlich.

Der erste Monat mit dem 9-Euro-Ticket neigt sich dem Ende zu, doch wenn es nach den Verbraucherzentralen geht, soll die Regierung Reisenden auch nach der Aktion ein Angebot liefern. Angesichts weiterhin steigender Preise fordert der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) ein spezielles Anschluss-Angebot im bundesweiten Nahverkehr.

Die Chefin des vzbv, Jutta Gurkmann, wünscht sich demnach ein leicht buchbares Ticket für Bus und Bahn zu einem monatlichen Preis von 29 Euro. Das wäre rund ein Euro pro Tag. "Das würde in der Preiskrise alle entlasten, insbesondere aber Haushalte mit wenig Geld", erklärte sie gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Zudem würde ein solches Projekt auch die Verkehrswende anfeuern.

Die bisherigen 9-Euro-Tickets gelten im Juni, Juli und August für ganz Deutschland. Sie ermöglichen jeweils für einen Monat beliebig viele Fahrten in Bussen und Bahnen des Nah- und Regionalverkehrs. Viel günstiger als normale Monatstickets, die nur im Verbundbereich einer Region gelten.

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9-Euro-Ticket: Verbraucherschützer wollen Ticket weiterentwickeln

Die Effekte der Entlastungspakete reichen Gurkmann und den Verbraucherschützenden bisher nicht aus: Angesichts weiter steigender Energiepreise bei der Gasversorgung sei insgesamt ein Umdenken nötig.

So fordern die Verbraucherzentralen neben dem weiterentwickelten 9-Euro-Ticket für ein weiteres Entlastungspaket auch, dass die Bundesregierung finanzielle Hilfen wie den Heizkostenzuschuss für Wohngeldempfangende an die tatsächliche Preisentwicklung koppelt. "Es braucht ein dynamisches Modell mit Verbindung zur Preisrealität", so Gurkmann.

17 Stunden im RE: FUNKE-Reporter testet 9-Euro-Ticket

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    Vor allem Menschen mit wenig Einkommen, Rentnerinnen und Rentner und zunehmend auch Menschen mit mittlerem Einkommen stünden jetzt schon mit dem Rücken zur Wand, erklärt sie. Zudem befürchtet Gurkmann, dass die Akzeptanz der Maßnahmen nachlässt. Mehr dazu: Werden jetzt Rentner stärker entlastet?

    Besonders in Richtung der Bundesregierung äußert sie scharfe Kritik: Die Koalition dürfe Unternehmen und Verbraucherinnen und Verbraucher nicht ungleich behandeln. Es könne nicht sein, dass die Politik Unternehmen mit Anreizen zum Energiesparen bewegen wolle, privaten Haushalten aber mit geringeren Temperaturen heizen sollen. Maßnahmen müssten für alle gleichermaßen gelten, so Gurkmann.

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    9-Euro-Ticket: Bundesverkehrsminister will nicht verlängern

    Eine Verlängerung des jetzigen 9-Euro-Tickets soll es nach dem August allerdings vorerst nicht geben. Das erklärte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) am Mittwoch bereits in Berlin. Die Maßnahme sei als Reaktion auf die hohen Energiepreise zeitlich befristet im Gesetz angelegt. "Dementsprechend gibt es derzeit keine Überlegungen, das zu verlängern", so Wissing.

    Die Ergebnisse des Tickets sollten aber ausgewertet werden, um für vereinbarte Gespräche mit den Ländern wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen. Wissing sagte, er habe den Vorschlag der Verbraucherzentralen zur Kenntnis genommen. Weitere Fragen stellen sich für ihn erst nach der Evaluierung. Auch solche, die für die Fahrgäste mehr Anreize für eine Nahverkehrsnutzung im Alltag bringen könnten. (dpa/reba)

    Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.