Berlin. Der Vorsitzende des Weltärztebunds hat angesichts der Ausbreitung der Affenpocken eine Pocken-Impfung für Jüngere ins Spiel gebracht.

Angesichts der aktuellen Ausbreitung der Affenpocken in Deutschland und Europa schlägt der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, vor, ungeimpfte Bevölkerungsgruppen jetzt gegen die Pocken zu impfen. "Wer gegen die Pocken geimpft ist, hat einen guten Schutz", sagt der Mediziner im Gespräch mit dieser Redaktion. Wer besonders gefährdet ist, wie man sich schützt – und warum sogar Küssen manchmal gefährlich sein kann.

Herr Montgomery, überrascht Sie der Ausbruch der Affenpocken?

Frank Ulrich Montgomery: Wir bereiten uns bei der WHO und dem Weltärztebund seit Jahren auf solche Ausbrüche vor. Daher überrascht mich das überhaupt nicht. Wir müssen uns durch die weltweit wachsende Mobilität und die engen Kontakte zwischen Menschen und Tieren immer öfter auf solche Virus-Ausbrüche einstellen. Die allermeisten werden bei den Affenpocken milde Verläufe erleben. Wir werden aber auch einige Menschen haben, die schwer erkranken. Die Affenpocken sind jedoch weit weniger und auf ganz andere Art gefährlich als das Coronavirus. Wichtig ist, dass Infizierte schnell isoliert werden, damit wir die Infektionsketten unterbrechen.

Was hilft gegen eine Ansteckung?

Montgomery: Die einfachste Schutzmaßnahme ist das Reduzieren von Körperkontakt. Die Affenpocken werden nur sehr selten durch Aerosole in der Atemluft übertragen wie das Coronavirus, sondern über Körperflüssigkeiten wie Sperma, Speichel oder andere Sekrete. Auch Küssen kann also riskant sein.

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Ältere sind noch gegen Pocken geimpft…

Montgomery: Wer gegen die Pocken geimpft ist, hat einen guten Schutz. Wer jünger ist und diesen Impfschutz nicht hat, hat ein höheres Risiko, an den Affenpocken zu erkranken. Es wäre deswegen sinnvoll, allen Jüngeren, die nicht mehr unter die Pockenimpflicht gefallen sind, jetzt ein Impfangebot zu machen. Wir sollten dabei in erster Linie an die aktuell besonders gefährdeten Gruppen denken – also in der Regel jüngere Männer mit vielen wechselnden Sexualkontakten.

Aktuell sieht es so aus, als verbreite sich das Virus vor allem in derjenigen Bevölkerungsgruppe, die auch von HIV besonders betroffen waren. Die Pocken haben wir übrigens mit weltweiten Impfungen ausgerottet. Eine solche Impfkampagne ergibt aber nur Sinn, wenn man es weltweit macht.

Dieser Artikel erschien zuerst bei morgenpost.de.