Kuala Lumpur. Vor neun Jahren verschwand ein Passagierflugzeug der Malaysia Airlines spurlos. Die Frage bleibt: Was ist mit Flug MH370 passiert?

Um 0:42 Uhr am 8. März 2014 hebt am größten Flughafen Malaysias, dem Kuala Lumpur International Airport, ein Flugzeug ab. Die Boeing 777 ist einer der ersten Flieger, die an diesem Morgen starten. An Bord: 239 Männer, Frauen und Kinder. Sie werden ihr Ziel, Peking, nie erreichen. Wenige Stunden nach Abflug verschwinden sie spurlos. Das Schicksal von Flug MH370 beschäftigt die Weltöffentlichkeit bis heute. Was ist mit dem Flugzeug passiert?

Flug MH 370: Was ist passiert?

Zwanzig Minuten nach Abflug erreicht das Passagierflugzeug seine Reiseflughöhe. Weitere zwanzig Minuten später der letzte Funkspruch: Der Kapitän wünscht eine gute Nacht. Dann plötzlich – nichts mehr. Der Transponder ist aus, das Flugzeug verschwindet vom Radar. Doch die Maschine sendet weiterhin automatische Signale an einen Satelliten. Experten werden später auf Grundlage dieser Signale erste wichtige Vermutungen anstellen: Das Flugzeug änderte noch mehrmals seinen Kurs, bevor es sich nach Süden wandte und auf den Indischen Ozean hinausflog. Sieben Stunden.

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Was folgt ist eine zwei Jahre andauernde Suchaktion unter Beteiligung Australiens, Malaysias und Chinas. Mehrere Spezialschiffe werden ausgesandt, das Flugzeugwrack auf 60.000 Quadratmetern bisher unerforschtem Meeresboden ausfindig zu machen. Anfang 2017 wird die Suche ohne Ergebnis abgebrochen. Auch die US-Firma „Ocean Infinity“ findet keine Spur von der Boeing.

Suche nach der Absturzstelle von Flug MH 370 bisher erfolglos

Das Problem: Wo die Maschine abgestürzt ist, ist schwer einzugrenzen. Viele Fachleute vermuten die Absturzstelle weit westlich von Australien; immerhin war das Flugzeug noch stundenlang über dem offenen Meer unterwegs. Im August 2015 wird auf der Insel La Réunion ein Trümmerteil einer Boeing 777 angeschwemmt. Es handelt sich um die Flügelklappe einer Tragfläche. Da kein anderes Exemplar dieses Flugzeugtyps als vermisst gilt, ordnen Experten das Wrackteil dem Flug MH370 zu.

Der Flug MH370 gibt weiterhin Rätsel auf: 2015 wurden Teile des Flugzeugwracks auf der Insel La Réunion im Indischen Ozean angespült.
Der Flug MH370 gibt weiterhin Rätsel auf: 2015 wurden Teile des Flugzeugwracks auf der Insel La Réunion im Indischen Ozean angespült. © dpa | Raymond Wae Tion

Ein Jahr später findet man an einem Strand der Insel Mauritius die Kante einer Flügelklappe. Weitere Wrackteile tauchen im Juni desselben Jahres an der Küste Tansanias auf. Verschwunden bleibt der Flugrekorder – die eine Quelle verlässlicher Informationen, die vielleicht noch Aufschluss über die Tragödie hätte geben könnte. Die Chancen, daraus noch wertvolle Informationen zu ziehen, schwanden mit der Zeit. Wie sich später herausstellen sollten, waren die Batterien im Ortungsgerät der Boeing schon vor dem Verschwinden des Flugzeugs abgelaufen.

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Flug MH 370: Untersuchungsbericht lässt Absturzursache offen

Vier Jahre sollte es dauern, bis die malaysische Regierung ihren Untersuchungsbericht veröffentlicht. Chefermittler Kok Soo Chon tritt mit einer ernüchternden Nachricht vor die Presse: „Wir sind nicht in der Lage, den Grund für das Verschwinden des Flugzeugs zu bestimmen.“

Die allgemeine Enttäuschung ist groß, vor allem bei den Angehörigen: „Es steht nichts neues im Bericht, aber er zeigt, dass die Behörden einiges hätten besser machen können“, sagte eine von ihnen der ARD. Auch die Fluggesellschaft Malaysia Airlines, die eine Entschädigung für die Angehörigen in Aussicht stellte, geriet wegen Verzögerung und widersprüchlichen Erklärungen in die Kritik.

Von Verzögerung ist auch im Untersuchungsbericht die Rede – allerdings in Bezug auf die Fluglotsen. Die Ermittler halten fest, dass diese das das Verschwinden des Fluges MH370 erst mit einiger Verzögerung bemerkt und gemeldet hätten. Es sei inakzeptabel, dass Passagierflugzeuge, die von ihrem vorgesehenen Flugplan abwichen, nicht identifiziert werden können. Inakzeptabel, aber eben nicht unmöglich.

Auch neun Jahre nach dem Verschwinden von Flug MH370 warten die Hinterbliebenen der Passagiere noch immer auf Antworten.
Auch neun Jahre nach dem Verschwinden von Flug MH370 warten die Hinterbliebenen der Passagiere noch immer auf Antworten. © dpa | Azhar Rahim

Was ist mit Flug MH370 passiert? Diese Theorien gibt es

Theorien zum mutmaßlichen Absturz von Flug MH370 gibt es viele, eindeutige Beweise keinen einzigen. Eine weit verbreitete Annahme: Der Pilot könnte Selbstmord begangen haben. Wer die Maschine bis zuletzt steuerte, ist jedoch unklar. Der plötzliche Ausfall des Transponders würde eine Manipulation der Systeme durch Menschenhand zumindest nahelegen.

Auch gehen Fachleute davon aus, dass die Flugroute absichtlich geändert wurde. Die Ermittler hielten einen Suizid jedoch letztlich für unwahrscheinlich. Im Umfeld des Piloten habe man keinerlei Motive für eine solche Tat finden können, heißt es im Untersuchungsbericht.

Eine weitere Theorie: Das Flugzeug wurde entführt. Grund zu dieser Annahme bieten die häufigen Kurswechsel sowie, einmal mehr, der abgeschaltete Transponder. Aber auch diese Vermutung lässt sich nicht bestätigen. Das internationale Ermittlerteam nahm bei seinen Nachforschungen auch die zwölfköpfige Crew und ihre Fluggäste unter die Lupe, konnte jedoch keinerlei Auffälligkeiten feststellen, die etwa auf einen Terrorakt schließen lassen würden.

Genauso wenig lässt sich das Verschwinden mit abschließender Gewissheit auf eine technische Fehlfunktion oder Explosion zurückführen. Die angeschwemmten Wrackteile deuten zwar darauf hin, dass das Flugzeug auseinandergebrochen ist. Das hätte aber auch ein Absturz aus großer Höhe zur Folge.

Einem anderen Narrativ zufolge befand sich an Bord des Flugzeugs gestohlene US-Spionagetechnik, die nach China transportiert werden sollte. Als die Amerikaner den Diebstahl bemerkten, brachten sie das Flugzeug zum Absturz. So manche Spekulation über den Verbleib des vermissten Flugzeugs driften scheinbar in Verschwörungstheorien ab. Letztlich verliefen sie bisher alle im Sand, oder besser gesagt: in den Untiefen des Indischen Ozeans.