Esna. Im ägyptischen Tempel von Esna sind seltene Gemälde entdeckt worden: Sie verraten viel über das astronomische Wissen der Alten Ägypter

Bilder von Sternbildern, Schlangen, Krokodilen und Fabelwesen: Forscherinnen und Forscher haben kürzlich seltene Gemälde im Tempel von Esna in Ägypten, rund 60 Kilometer südlich von Luxor, entdeckt. Die bunten Malereien sehen nicht nur eindrucksvoll aus, sondern lüften auch Rätsel um die Alten Ägypter. Was hat es mit dem Fund auf sich?

Ägyptischer Tempel von Esna: So spektakulär ist der Bilder-Fund

Die Gemälde sind nicht die ersten Bilder, die die Archäologen in dem altägyptischen Chnum-Tempel freigelegt haben. Bereits 2022 fand ein deutsch-ägyptisches Forschungsteam bunte Deckenmalereien. In dem Gemäuer offenbaren jetzt weitere Bilder, welches astronomisches Wissen die Alten Ägypter besaßen. Die Malereien und Reliefs zeigen die Planeten Jupiter, Saturn und Mars und einige Sterne, an denen die Menschen im Alten Ägypten wohl ihre Zeitmessung orientierten.

Auf den Bildern sind auch verschiedene Tierkreiszeichen dargestellt. Das lässt Expertinnen und Experten aufhorchen. Der Grund: Tierkreiszeichen tauchen in der Tempeldekoration sehr selten auf, so die Forschenden in einer Pressemitteilung der Universität Tübingen. Demnach gäbe es nur zwei weitere komplett erhaltene Versionen in einem Tempel im Ort Dendera.

Tempel-Gemälde: Das verraten die Malereien über die Alten Ägypter

Die farbenfrohen Bilder sind fast 2000 Jahre alt. Sie wurden jedoch im Laufe der Jahrhunderte durch Dreck und Staub nach und nach verdeckt. Jetzt hat sie ein Team von Forschenden unter der Leitung von Christian Leitz, einem Ägyptologen von der Universität Tübingen, und dem Archäologen Hisham El-Leithy, vom ägyptischen Ministerium für Tourismus und Altertümer, wieder freigelegt.

Die Forschenden vermuten, dass die Griechen das System der Tierkreiszeichen und der damit verbundenen Sternbilder in Ägypten einführten und es später populär wurde. Der Tierkreis zierte normalerweise private Gräber und Sarkophage. Er spielte zudem eine große Rolle in astrologischen Texten, zum Beispiel in Horoskopen, die auf beschrifteten Tonscherben gefunden wurden.

An Tempelwänden ist der Kreis aber eher selten – und darum besonders bemerkenswert. "Darstellungen des Tierkreises sind in ägyptischen Tempeln sehr ungewöhnlich", sagt Leitz gegenüber der Universität Tübingen. Der Tierkreis stamme aus der babylonischen Astronomie und sei im alten Ägypten erst seit der ptolemäischen Zeit zwischen 300 und 30 v. Chr. dargestellt worden.

Funde im ägyptischen Tempel: Auch Verschiedene Fabelwesen und Tiere

Während der Restaurierung wurden neben dem Tierkreis und den Sternbildern auch farbenprächtige Darstellungen von Schlangen, Krokodilen und verschiedenen Mischwesen entdeckt, etwa Bilder einer Schlange mit einem Widderkopf oder eines Vogels mit einem Krokodilkopf, einem Schlangenschwanz und vier Flügeln. Darüber hinaus wurden bislang unbekannte Beschriftungen gefunden.

Tempel von Esna: Darum steht nur noch die Vorhalle

Die Malereien befinden sich in der Vorhalle des Tempels von Esna. Im ersten Jahrhundert n. Chr. wurde die Halle unter der Herrschaft des römischen Kaisers Claudius als Erweiterung des ursprünglichen Tempelgebäudes erbaut. Von dem Tempel ist jedoch nur noch die Vorhalle erhalten – dafür ist die 37 Meter lange und 20 Meter hohe Halle aber komplett erhalten. Die Lage mitten im Stadtzentrum habe laut der Universität Tübingen wohl dazu beigetragen, dass die Vorhalle erhalten blieb und nicht in der Industrialisierung für Baumaterial zerstört wurde.

Schon seit fünf Jahren restaurieren Forscherinnen und Forscher den Tempel. Er zählt zu einem der großen sechs noch erhaltenen Tempel der griechisch-römischen Zeit, die von 332 v. Chr. bis 395 n. Chr. dauerte. (emi)