Israel/Tel Aviv. Die Polizei in Israel rechnet nach der jüngsten Terrorattacke in Tel Aviv mit weiteren Anschlägen – die Sicherheitskräfte machen mobil.

Nach 35 Jahren hat das Leben des italienischen Rechtsanwaltes Alessandro Parini ein jähes Ende gefunden. Parini – der mit mehreren Freunden ein paar Tage Urlaub in Israel verbrachte – starb an den Folgen eines Terrorattentats in Tel Aviv. Sieben weitere Touristen wurden verletzt – drei von ihnen befinden sich immer noch in Spitalsbehandlung. Italiens Außenminister Antonio Tajani zeigte sich betroffen über den Gewaltakt. "Der Terrorismus kennt keine Gnade“, sagte Tajani. „Er muss mit großer Entschlossenheit verurteilt werden."

Schweres Attentat in Tel Aviv: Mann (44) rast in Menschenmenge – Toter und Verletzte

Ein 44-jähriger israelischer Araber war am späten Freitagabend mit seinem Auto in eine Menschenmenge an der Strandpromenade in Tel Aviv gerast. Es besteht kein Zweifel, dass der Lenker terroristische Absichten hatte. Laut einem Polizisten griff der Attentäter auch zu einer Waffe. Der Terrorist hatte den Zeitpunkt des Anschlags sorgfältig ausgewählt: Es war der Jahrestag des verheerenden Schussattentats in der belebten Tel Aviver Ausgehmeile Dizengoff-Straße im April 2022.

Damals hatte ein 28-jähriger Palestinenser Schüsse in eine Bar abgefeuert. Drei Israelis waren getötet und sechs weitere verwundet worden. Auf Videos der Überwachungskameras ist das Attentat klar zu sehen. Der Terrorist raste mit seinem Wagen auf einen Radweg und steuerte das Auto anschließend in eine Menschenmenge, die den Abend an der Strandpromenae ausklingen ließ. Der Wagen überschlug sich dabei. Als Polizisten sahen, dass der Mann eine Waffe zücken wollte, schossen sie auf ihn. Der Attentäter wurde noch an Ort und Stelle getötet.

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Nach Attentat in Tel Aviv: Immer mehr tödliche Anschläge – Israel mobilisiert Polizei

Wohin steuert Israel gerade? Das schwere Attentat von Tel Aviv am Freitag (7. April 2023) war schon der zweite tödliche Anschlag binnen eines Tages: Am Freitagvormittag waren bei einem Anschlag im Westjordanland zwei israelische Schwestern getötet worden – ihre Mutter schwebt weiterhin in Lebensgefahr. Am Samstag feuerte ein Palästinenser von seinem Wagen aus auf einen Militärposten im nördlichen Westjordanland – er konnte dabei aber von Soldaten am Stützpunkt rechtzeitig gestoppt werden.

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Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ordnete die Mobilisierung aller Reserveeinheiten der Grenzpolizei an. Den Geheimdiensten ist jedoch klar, dass sich Taten Einzelner wie jene in Tel Aviv nur schwer verhindern lassen. Der 44-jährige Attentäter war ein bisher unauffälliger Mann aus der israelisch-arabischen Stadt Kafr Kassem. Genau das ist die Taktik der Terrorgruppen Hamas und Islamischer Dschihad: Sie feuern nicht nur Raketen auf Israel ab – sondern rekrutieren laufend neue Freiwillige.

Ordnete die Mobilisierung aller Reserveeinheiten der Grenzpolizei an: Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu
Ordnete die Mobilisierung aller Reserveeinheiten der Grenzpolizei an: Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu © Ronen Zvulun/Reuters Pool/AP/dpa

Sicherheit hat sich massiv verschärft: Islamisten rekrutieren primär arabische Israelis

Diese sind frustriert und gewaltbereit genug, um sich dem terroristischen Kampf zu verschreiben. Zunehmend lassen sich auch israelische Araber für den Terror gewinnen. Vor rund drei Wochen hatte ein Sprecher des Islamischen Dschihads ganz gezielt arabische Israelis aufgerufen, “sich für diesen Krieg mobilisieren zu lassen”. Das Ziel sei “eine umfassende Intifada”, um die Juden aus der Region zu vertreiben. In Kafr Kassem – dem Wohnort des Attentäters von Tel Aviv – herrschte am Samstag Betroffenheit.

Das Bürgerkomitee von Kafr Kassem veröffentlichte eine Stellungnahme, in der sich die Vereinigung klar von der Tat vom Freitag distanzierte. Darin heißt es: „Wir verurteilen den schweren Terrorangriff und übermitteln der Familie des Ermordeten unsere Beileidswünsche." Die Lage in Israel hat sich inmitten des jüdischen Pessachfestes und des muslimischen Fastenmonats Ramadan massiv verschärft. Die Eskalation folgt auf Zusammenstöße zwischen Palästinensern und der israelischen Polizei Mitte der Woche an der Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem – der drittheiligsten Stätte des Islam.

Israel mobilisiert nach Anschlägen zusätzliche Sicherheitskräfte

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    Kritik an Polizeieinsatz in Al-Aqsa-Moschee: Terrorgruppen reagieren – Raketenangriffe

    Die Polizei war in die Moschee eingedrungen und teils gewaltsam gegen Muslime vorgegangen. Die Bilder von den Polizeieinsatz verbreiteten sich rasant und lösten Kritik an dem Vorgehen der Sicherheitskräfte aus. Am Donnerstag (6. April) reagierten palästinensische Terrorgruppen mit Raketenfeuer aus zwei Richtungen: Mindestens 34 Raketen waren vom Libanon aus auf israelisches Gebiet abgefeuert worden – heißt es von der israelische Armee. Der Angriff war die heftigste Eskalation an der Grenze seit der Konfrontation zwischen der radikalislamischen Hisbollah-Miliz und Israel im Libanonkrieg im Jahr 2006.

    Israelische Polizisten eskortieren eine Gruppe jüdischer Männer zum Tempelberg in der Altstadt von Jerusalem - im Hintergrund die Al-Aqsa-Moschee.
    Israelische Polizisten eskortieren eine Gruppe jüdischer Männer zum Tempelberg in der Altstadt von Jerusalem - im Hintergrund die Al-Aqsa-Moschee. © Mahmoud Illean/AP/dpa

    Lesen Sie auch: Israel unter Beschuss – droht ein neuer Krieg?

    Auch aus dem Gazastreifen waren Raketen Richtung Südisrael abgefeuert worden. Israels Armee reagierte mit dem Beschuss von Zielen der Hamas. Die Streitkräfte haben keinen Zweifel, dass auch der Raketenhagel aus dem Libanon auf das Konto palästinensischer Terroristen geht. Armeesprecher Richard Hecht dazu: "Wir wissen mit Sicherheit, dass es sich um palästinensisches Feuer handelt." Es könnte die Hamas sein, es könnte der Islamische Jihad sein, wir versuchen, das herauszufinden -– aber es war nicht die Hisbollah."

    Kurz erklärt: Der Tempelberg in Jerusalem

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      Trotz jüngster Terrorattentate: Protest gegen die israelische Regierung geht weiter

      Am Freitagabend teilte die israelische Armee mit, eine Drohne abgeschossen zu haben, die vom Libanon aus in den eigenen Luftraum eingedrungen sei. Nähere Angaben machte sie zunächst nicht. Trotz der landesweiten Trauer angesichts der jüngsten Terrorattentate ließen sich viele Demonstranten gegen Israels ultrarechte Regierung auch an diesem Samstag nicht davon abhalten, wie jede Woche in allen größeren Städten Israels auf die Straße zu gehen.

      Sie gaben aber der Bitte der Polizei nach, diesmal auf Marschrouten durch die Städte zu verzichten: Da jederzeit mit einem Anschlag gerechnet werden muss, sollen alle wichtigen Verkehrsrouten stets von Einsatzfahrzeugen befahren werden können.