Berlin. Schon bei geringen Emissionen könnte es ab 2030 in der Arktis zu einer Katastrophe kommen. Der Klimawandel hat drastische Konsequenzen.

Das Meereis der Arktis ist durch den Klimawandel deutlich bedrohter als bisher angenommen. Schon bei einem Szenario mit geringen CO2-Emissionen könnte der Nordpol ab den 2030er Jahren im Sommer eisfrei sein. Ein Jahrzehnt früher als bisher angenommen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, in der Wissenschaftler auf Grundlage von Satellitendaten den Rückgang der Meereisfläche in der Region um den Nordpol über 40 Jahre untersucht haben.

„Die Ergebnisse lassen erkennen, dass sich unabhängig von Emissionsszenarien der erste meereisfreie September schon in den 2030er bis 2050er Jahren einstellt“, schreiben die Autoren um den südkoreanischen Forscher Min Seung Ki von der Pohang-Universität für Wissenschaft und Technologie im Fachblatt „Nature Communications“.

Zu ihrer Prognose kamen die Forscher, nachdem sie Messdaten für jeden Kalendermonat zwischen 1979 und 2019 auswerteten und mit zunächst simulierten Veränderungen verglichen. Mitte September erreicht dabei die Ausdehnung des arktischen Meereises ihr sommerliches Minimum. „Das arktische Meereisgebiet ging in den vergangenen Jahrzehnten rapide zurück, mit einer stärkeren Abnahme seit 2000“, so das Team, darunter der Klimaforscher Dirk Notz von der Universität Hamburg.

Klimawandel in Arktis hat heftigere Auswirkungen als bisher angenommen

Die Ergebnisse der Studie gehen über den jüngsten Sachstandsbericht des Weltklimarats (IPCC) hinaus. Demzufolge wäre die Arktis im September erst gegen Mitte des Jahrhunderts im Durchschnitt praktisch eisfrei - allerdings unter Szenarien mit mittleren und hohen Treibhausgas-Emissionen.

Die Forscher um Min folgern dagegen aus ihrer auf Beobachtungen basierten Prognose, „dass wir in den nächsten ein oder zwei Jahrzehnten ein noch nie dagewesenes eisfreies arktisches Klima erleben könnten, unabhängig vom Emissionszenario“. Das würde sich auf menschlichen Gesellschaften und auf Ökosysteme inner- und außerhalb der Arktis auswirken. Wichtig sei nun, sich in naher Zukunft auf eine saisonal eisfreie Arktis einzustellen und entsprechend zu planen. (dpa/fmg)

Lesen Sie auch: Putins Geheimwaffe? Belugawal vor Schweden gesichtet