Berlin. Schon vor 40 Millionen Jahren sollen unsere Primaten-Vorfahren masturbiert haben. Laut einer Studie hatte das für sie mehrere Vorteile.

Dass Masturbation keine menschliche Erfindung ist, wissen Biologen schon seit langem. Immer wieder beobachten sie bei unseren nächsten Verwandten, den Primaten, wie sich Schimpanse, Gorilla oder Orang Utan selbstbefriedigen. Trotzdem sind die Ergebnisse einer neuen Studie für die Wissenschaft überraschend. Denn laut den Evolutions-Biologen des University College London sollen die Ursprünge der menschlichen Masturbation bis zu 40 Millionen Jahre zurückreichen.

Damit ist die Masturbation um einige zehn Millionen Jahre älter als der moderne Mensch und andere heute lebenden Menschenaffen. Die Erkenntnisse der Studie beruhen auf dem größten jemals zur Masturbation gesammelten Datensatz. Demnach wurde Selbstbefriedigung als Verhalten durch die Evolution weitergereicht. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher im Wissenschafts-Journal "Proceedings of the Royal Society B".

Der Grund für die Entwicklung der Masturbation galt lange als rätselhaft. So sei Masturbation aus einem evolutionärem Blickpunkt verschwenderisch, ablenkend und sogar gefährlich, wie die leitende Forscherin Dr. Matilda Brindle der Studie ihr Interesse an dem Phänomen erklärt. Doch das sorgfältige Zusammentragen von Studien und Beobachtungen verschiedenster Primatenarten lässt eine Reihe von Rückschlüssen auf die Vorteile der Masturbation zu. Die Wissenschaftler konnten dadurch auch den Zeitpunkt bestimmen, wann Selbstbefriedigung in dem Evolutionsbaum der Menschen auftauchte: Vor etwa 40 Millionen Jahren.

Masturbation bei Menschen und Affen: Männliche Selbstbefriedigung erhöht Chance auf Befruchtung

Die Forscher konnten nach der Analyse des Materials eines feststellen: Masturbation taucht bei allen Primaten auf, unabhängig von Geschlecht oder Alter. Warum genau sich das Verhalten genau vor 40 Millionen Jahren entwickelte ist dagegen unklar. Besonders die dünne wissenschaftliche Datenlage zur weiblichen Masturbation bei Menschen und im Tierreich, bereitete den Forschern Schwierigkeiten.

Bei den männlichen Primaten gebe es laut der Studie mehrere gute Gründe für die Selbstbefriedigung. So würden im Tierreich sich Männchen durch Masturbation an den Rand einer Ejakulation bringen, um den Geschlechtsverkehr so kurz wie möglich zu halten. Denn ein anderer dominanterer Artgenosse könnte jederzeit seinen Konkurrenten von der Dame seiner Wahl vertreiben. Die Forscher vermuten außerdem, dass regelmäßige Masturbation dazu beiträgt, das Sperma frisch zu halten und altes Sperma auszutauschen. Gleichzeitig schütze die Masturbation vor Sexualkrankheiten, indem der Genitaltrakt durch den Samenerguss gereinigt wird.

Für weibliche Primaten sind die Ursprünge der Masturbation wegen der mangelhaften Datenlage rätselhafter. Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass die Weibchen sich durch die sexuelle Stimulation aussuchen können, mit welchem Geschlechtspartner sie schwanger werden wollen. Denn die bei der Masturbation entstehende Gleitflüssigkeit erhöhe die Chance für die Spermien, in der Vagina zu überleben und die Eizelle zu befruchten. (os)

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