Erfurt. Brühler Garten und Klein Venedig zählen durch laute Nächte zu den Problemzonen der Stadt. Welche Lösungen zur Debatte stehen.

Auch wenn die warmen Monate des Jahres vorbei sind, bleibt das nächtliche Leben in den Erfurter Parks ein Thema, das Bürger wie Stadtpolitik beschäftigt. Seit Beginn des Jahres hat eine Arbeitsgruppe an der „Konfliktlösung nächtlicher Nutzungskonkurrenzen in Erfurter Parks“ gearbeitet, also Vorschläge zusammengetragen, wie die Blumenstädter ihre Grünflächen auch nachts nutzen können, ohne die Anwohner zu stören oder Schäden zu verursachen.

  • Wie laut ist das Nachtleben in den Erfurter Parks wirklich?

Lautstärke und Sauberkeit sind große Mankos

In einem Beteiligungsprozess der Bämm Beteiligungsstruktur für junge Menschen in Erfurt wurden gemeinsam mit den Dezernaten für Sicherheit, Verkehr und Soziales an sogenannten „Quick wins“ gearbeitet. Diese einfachen Lösungswege sollen dazu führen, dass die Lautstärke im Luisenpark, im Klein Venedig und im Brühler Garten eine annehmbare Form annimmt und die Sauberkeit in den Parks erhalten wird.

Teamarbeit nach Dortmunder Vorbild ist zu teuer

Unter der Maßgabe, das Modellprojekt von Awarenessteams – also Teams, die sich um ein bewusstes und achtsames Miteinander einsetzen – wurden zahlreiche Szenarien entwickelt, die im kommenden Stadtrat diskutiert werden. Nach dem Vorbild einer Dortmunder Initiative könnten solche Teams zwischen Mai und September am Wochenende in den Abend- und Nachtstunden zum Einsatz kommen. Diese sollen als Moderatoren zwischen den Akteuren agieren, Konfliktsituationen entschärfen und die Parkbesucher für ein rücksichtsvolles Miteinander sensibilisieren. In einem gemeinsamen Gespräch sei dieser Punkt mit dem Nachtbürgermeister von Dortmund, dem Fachbeauftragten für Nachtkultur und Mitarbeitern der Erfurter Kulturdirektion besprochen. Das Ergebnis: Das Konzept ist in Dortmund sehr erfolgreich, in Erfurt jedoch finanziell kaum zu stemmen. „Es wurden verschiedene Träger angefragt. Jedoch konnte kein Träger gefunden werden, der die komplexe Aufgabe übernehmen kann“, heißt es dazu in der schriftlichen Antwort von Oberbürgermeister Andreas Bausewein.

Parks könnten um 22 Uhr geschlossen werden

Doch abseits dieses Modellprojekts die die Liste der Verbesserungsvorschläge für das Nachtleben in den Erfurter Parks eine lange. Neben klassischem Informationsmaterial und Schildern wird auch der immer wieder von Bürgern vorgetragenen Wunsch nach mehr Beleuchtung erneut vorgetragen. Was neu ist: erstmals kommt eine Schließzeit der Erfurter Parks zwischen 22 Uhr abends und 6 Uhr früh aufs Tablett, um „unerwünschte Aktivitäten“ zu verringern. Auch über ein Verweilverbot werde nachgedacht, wobei die Umsetzungsfähigkeit in beiden Fällen erst geprüft werden muss. So sei zudem fraglich, wie die Einhaltung solcher Verbote und Schließzeiten kontrolliert werden können.

Ruhestörung soll frühzeitig erkannt werden

Doch auch eine technologische Lösung wird angeboten, in dem ein Geräuscherkennungssystem installiert werden könnte, um Ruhestörungen frühzeitig zu erkennen. Jedoch sind auch hier die Ausstattung als auch ein Ort, an dem diese ohne die Gefahr von Diebstahl und Zerstörung aufgestellt werden kann, noch offene Themen.

Welcher dieser gesammelten Vorschläge im kommenden Frühjahr in die Tat umgesetzt werden, müssen also Prüfungen und die Entscheidungen der Stadtpolitik zeigen. Wichtig ist der Stadtverwaltung zu betonen, dass „die Auswahl der Maßnahmen von den spezifischen Gegebenheiten der jeweiligen Parkanlagen und den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger aller Altersgruppen abhängt. Verdrängt werden kann das Problem nicht, denn Verbote wirken nur temporär und räumlich begrenzt beziehungsweise verschieben die Problematik - lösen sie jedoch nicht auf“.