Berlin. Mit der Veröffentlichung des Werks „Der Archipel Gulag“ kam ans Licht, was lange verborgen blieb – was der Begriff „Gulag“ bedeutet.

Wer den Begriff „Gulag“ hört, denkt im ersten Moment an ein Straf- oder Konzentrationslager oder an das Konzept Gefängnis. Doch hinter dem Wort steckt mehr: Die Abkürzung „Gulag“ steht für das russische „Glavnoe Upravlenije Lagerej“ und bedeutet zu Deutsch „Hauptverwaltung der Lager“. Diese entstand unter der Herrschaft des Diktators Josef Stalin.

In diesen Tagen jährt sich die Erscheinung des Werks „Der Archipel Gulag“. Der ehemalige Häftling und russische Schriftsteller Alexander Solschenizyn veröffentliche das Buch 1973 und beschrieb damit erstmalig die Zustände in den sowjetischen Lagersystemen.

„Gulag“: Das steckt hinter dem Begriff

Bei dem Wort handelt es sich somit nicht um ein einziges Lager, sondern um das sowjetische System der Konzentrations- und Arbeitslager. Ab Mitte der 1930er-Jahre herrschte unter Stalin eine Ära des Terrors, in der Menschen wegen winziger Anschuldigungen oder sogar ohne erkennbaren Grund von der sowjetischen Geheimpolizei abgeholt und hingerichtet wurden. Viele Menschen verschwanden plötzlich vom Erdboden, ohne, dass Familie und Freunde etwas über den Verbleib wussten.

Sie „verschwanden im Gulag“, so schreibt es „planet-wissen“. Die von WDR und SWR produzierte Bildungsendung berichtet von 476 Lagerkomplexen mit Tausenden Einzellagern. In den Jahren von 1929 bis 1953 wurden schätzungsweise rund 18 Millionen Menschen in die Lager verschleppt. Dort litten sie unter Unterernährung, Krankheiten und strenge Strafen. Erst mit dem Tod des sowjetischen Diktators fand das Leid ein Ende.

Gulag: Gibt es Straflager im heutigen Russland?

Mit den Entwicklungen im Ukraine-Konflikt gibt es Berichte von der Wiederbelebung vieler Straflager. Um „Gulags“, wie zur Zeit Stalins, handelt es sich dabei aber nicht. Dennoch: Wer sich dem Kreml widersetzt oder gar etwas Falsches äußert, kann schnell in einem solchen Lager landen.

Auch viele Ukrainer wurden vom Kreml ins Visier genommen. Der wohl bekannteste Kritiker Putins, Alexej Nawalny, wurde im August 2023 zu 19 Jahren Haft verurteilt. Seitdem wird er, wie wahrscheinlich viele weitere Häftlinge, häufig verlegt. Diese Transporte dauern in Russland häufig mehrere Wochen.

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