Berlin. Mercedes steckt den GLS in den Smoking. Denn als Antwort auf Rolls-Royce Cullinan und Bentley Bentayga wird der große Geländewagen jetzt zum Maybach. Zwar bieten die Schwaben ebenso viel Luxus wie die Briten. Doch unter der Haube zieht der 600er den Kürzeren.

Nach dem großen Erfolg der veredelten S-Klasse bringt Mercedes nun auch eine Luxusversion des Geländewagens GLS an den Start. Eben noch Konkurrent von BMW X7 oder Audi Q7 wird der Siebensitzer damit zum einzigen echten Herausforderer von Rolls-Royce Cullinan und Bentley Bentayga. Allerdings hat dieser Aufstieg auch seinen Preis. Während der GLS 580 mi 107.909 Euro in der Liste steht, werden für den Maybach mindestens 156.078 Euro fällig.

Anders als bei der S-Klasse, die Mercedes auf dem Weg zum Maybach deutlich gestreckt hat, ändert sich am Format des GLS nichts. Schließlich misst das größte Stuttgarter SUV ohnehin schon 5,21 Meter. Doch haben die Schwaben das Dickschiff vom Nadelstreifen-Grill bis zu den 23-Zoll-Rädern derart mit Extras versehen, dass er selbst seinen Oberklasse-Konkurrenten die Schau stiehlt. So befinden sich etwa auch am Unterboden zwei jeweils rund zwei Meter lange Trittleisten, die begleitet von einem LED-Spektakel ausfahren, sobald sich die Türen öffnen. Mehr Haute-Vollée geht kaum.

Liegen wie beim Fliegen

Drinnen erwartet die Maybach-Kundschaft ihre eigene Welt - vor allem im Fond. Während der gewöhnliche GLS über sieben Sitze verfügt, belässt es Mercedes hier in der zweiten Reihe bei zwei luxuriösen Einzelsesseln mit Massage-Polstern und beheizten Konsolen, die weit nach hinten gerückt sind. Wie im Flugzeug verwandeln sie sich auf Knopfdruck in Liegen, und wem das noch nicht reicht, der kann auch den Beifahrersitz nach vorn ausfalten. Falls die Arbeit ruft, gibt es elegante Klapptische. Wenn was zu feiern ist, stehen in der Konsole hinter den Sesseln der gekühlte Champagner und davor zwei silberne Kelche bereit - natürlich ebenfalls mit Maybach-Logo.

Derweil sorgt eine für die Hinterbänkler optimierte Federung mit Luftkissen und der spezielle Maybach-Fahrmodus für wolkenweichen Komfort. Zudem packt eine dicke Isolierung die Passagiere in Watte. Um auch noch die letzten Störgeräusche zu tilgen, hat Mercedes statt der üblichen Hutablage eine massive Trennwand zum Kofferraum eingebaut. Dabei gehen zwar ein paar Liter Laderaum verloren. Doch immerhin bleiben noch 520 Liter übrig, was für die meisten Anlässe reichen dürfte.

Volle Kraft, aber gedrosseltes Tempo

Auch wenn der Besitzer meist wohl nicht sebst am Steuer sitzt, genießt der Fahrer ebenfalls First-Class-Komfort. Dabei sitzt er in einem Cockpit, das viel moderner wirkt als bei den Briten - genau wie das Netz der Assistenten, das Mercedes etwas dichter geknüpft hat als Rolls-Royce oder Bentley. Nur beim Blick unter die Haube wird der Maybach-Fahrer womöglich verlegen. Denn das Typenkürzel 600 steht nicht mehr für den guten alten V12, der bei den Konkurrenten noch zu haben ist.

Hinter dem mächtigen Grill säuselt nur ein 4,0 Liter großer V8-Motor, dem ein elektrischer Startergenerator und ein 48-Volt-Bordnetz behilflich sind. Nicht dass 410 kW/558 PS und 730 Nm auch nur ansatzweise eine Schwäche zuließen. Im Gegenteil: Der Achtzylinder beschleunigt den immerhin 2,8 Tonnen schweren GLS so laut- und mühelos, dass man sich beinahe in einem Elektroauto wähnt. Und mit einem Sprintwert von 4,9 Sekunden sowie einem Spitzentempo von 250 km/h muss er sich zumindest hinter dem Cullinan nicht verstecken. Der Bentayga bringt es mit einem 12-Zylinder-Motor indes auf etwas über 300 km/h. Doch der GLS hält sich beim Tempo freiwillig zurück und begrenzt damit auch den Durchschnittsverbrauch auf 11,7 Liter und den CO2-Ausstoß auf 266 g/km.

Dafür nimmt der Maybach gemessen an seinen Konkurrenten eine sonst für Mercedes eher ungewöhnliche Rolle ein: Er ist ein Schnäppchen. Der Bentley kostet rund 20.000 Euro mehr und der Rolls-Royce sogar rund 100.000 Euro. Allerdings kann auch bei Mercedes der Preis schnell nach oben gehen: So muss man etwa für das weiße Leder 15.000 Euro oder für die Zweifarb-Lackierung 20.000 Euro mehr ausgeben.

Fazit: Maybachs GLS schließt zum automobilen Adel auf

Es hat zwar lange gedauert, doch mit dem Maybach GLS hat Mercedes eine passende Antwort auf Rolls-Royce Cullinan und Bentley Bentayga gefunden. Außen mehr Prestige, innen mehr Platz und auch ohne zwölf Zylinder reichlich Power - so beweist Mercedes, dass nicht nur die Briten was vom automobilen Adel verstehen.

Datenblatt: Mercedes-Maybach GLS 600

Motor und Antrieb V8-Zylinder-Turbobenziner
Hubraum: 3982 ccm
Max. Leistung: 410 kW/355830 PS bei 6000 - 6500 U/min
Max. Drehmoment: 730 Nm bei 2500 - 5000 U/min
Antrieb: Allradantrieb
Getriebe: Neungang-Automatik
Maße und Gewichte
Länge: 5207 mm
Breite: 1956 mm
Höhe: 1823 mm
Radstand: 3135 mm
Leergewicht: 2785 kg
Zuladung: 565 kg
Kofferraumvolumen: 520 Liter
Fahrdaten:
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 4,9 s
Durchschnittsverbrauch: 11,7 Liter/100 km
Reichweite: 770 km
CO2-Emission: 266 g/km
Kraftstoff: Super
Schadstoffklasse: Eu6D
Energieeffizienzklasse: D
Kosten:
Basispreis des Mercedes GLS 350d: 85.950 Euro
Grundpreis des Mercedes GLS 450d: 156.078 Euro
Typklassen: k.A.
Kfz-Steuer: 422 Euro/Jahr
Wichtige Serienausstattung:
Sicherheit: Sieben Airbags, LED-Scheinwerfer, Allradantrieb
Komfort: Klimaautomatik, elektrische Liegesitze im Fond, elektrische Trittleisten
Spritspartechnik: Mild-Hybrid-Technik

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

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