Bonn. Schöne Touren erleben Motorradfahrer gerne in der Gruppe oder zu zweit auf der Maschine. Damit die Fahrt allen Spaß bereitet, sollten sich die Passagiere gut vorbereiten.

Kurvige Landstraßen oder kerzengerade Allee. Jeder Motorradfahrer hat eine Lieblingsstrecke. Schön, wenn man diese mit Freunden oder Familienmitgliedern teilen kann. Entweder mit anderen Motorradfahrern in einer Gruppe oder mit einer Sozia oder einem Sozius auf der Rücksitzbank.

Damit die gemeinsame Fahrt auf einer Maschine zum schönen Erlebnis wird, sollten sich beide Passagiere vorbereiten und ein paar Vorkehrungen treffen.

Teamarbeit im Doppelpack

Für Jörg Lohse sind Absprachen entscheidend. "Die Fahrt gleicht einer Teamarbeit, beide Personen müssen sich aufeinander abstimmen", sagt der stellvertretende Chefredakteur der Zeitschrift "Motorrad". Fahren beide erstmals gemeinsam, oder wieder nach einer längeren Zeit wie am Saisonanfang, sollten sie sich vor der Fahrt auf Signale wie Hand- oder Klopfzeichen verständigen. "Das dient zur schnellen Verständigung, um beispielsweise vor zu schnellem Fahren zu warnen oder auf eine Pause hinzuweisen." Eine luxuriösere Lösung sei eine Gegensprechanlage, die sich auch nachträglich in den Helm integrieren lasse.

Vor der ersten großen Tour rät Lohse zu einer Übungsfahrt auf einem großen Parkplatz oder einer leeren Industriestraße. "Wenn kein Verkehr in Sicht ist, kann das Team Beschleunigung, Bremsen, Vollbremsung und Kurvenfahrten üben und sein Zusammenspiel verfeinern", sagt er. Besonders für Neulinge ist es ein neues dynamisches Fahrerlebnis, das geübt werden sollte.

Welche Motorräder machen die Zweisamkeit komfortabler?

Zu den geeigneten Maschinen zählt Lohse alle Motorräder, die eine breite, weiche, lange und bequeme Sitzbank aufweisen, wie etwa Reiseenduros oder Tourer. Auch wenn Maschinen für den Zwei-Personen-Betrieb mit hinteren Fußrasten und Haltegriffen ausgelegt sind, rät Jürgen Bente vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) zu einer technischen Anpassung. Je nach Typ verlangen Hersteller die Vorspannung der hinteren Feder und eventuell eine Erhöhung des Luftdrucks. Genaue Daten und Anweisungen finden sich im Handbuch des Motorrads - auch das zulässige Gesamtgewicht darf nicht überschritten werden.

Nun kann es losgehen - aber wie?

Michael Lenzen rät beim Aufsteigen auf die Maschine zur Vorsicht. "Am einfachsten gelingt das Aufsteigen, wenn der Pilot mit einem sicheren Stand die Maschine hält, die Sozia oder der Sozius auf eine Fußraste tritt und sich mit einer Hand an der Schulter des Piloten hochzieht", erklärt der erklärt der Vorsitzender vom Bundesverband der Motorradfahrer (BVDM). Auch beim Anhalten müssen beide Passagiere dafür sorgen, dass sie das Gleichgewicht halten.

Umsichtige Piloten beginnen die Tour langsam und mit möglichst wenig Schräglage, Beschleunigungsorgien und Bremsmanövern. Einen sichern halt findet, wer den Piloten an der Hüfte umarmt. Zwar dienen auch Haltegriffe am Heck als Halt, verlagern aber meist den Schwerpunkt Richtung Heck. "Bei Freunden oder Familienmitgliedern raten wir deshalb zum Klammergriff an den Piloten", sagt Lenzen.

"Neben den abgesprochenen Handzeichen sollten Sozia oder Sozius die gleiche Körperhaltung und Bewegung wie der Fahrer einlegen, sich also in die Kurve reinlegen", sagt Bente. Bei Kurvenfahrten schaut der Sozius im Idealfall im Kurveninneren vorbei. So knallen auch nicht die Helme beim Bremsen aneinander.

Auch die Person am Lenker muss sich umstellen: "Wegen des höheren Gewichtes ändert sich das Fahrverhalten. Beschleunigung und Bremsweg dauern länger. Außerdem benötigt der Pilot mehr Druck für den Bremshebel", erklärt Bente. Und nicht gleich übertreiben: "Besonders die erste Fahrt, bei der die Sozia oder der Sozius sich noch nicht an das Fahren gewöhnt hat, muss nicht lang sein", rät Lenzen.

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