Göttingen. Auch in der kalten Jahreszeit wollen viele nicht auf das Fahrrad oder das Pedelec verzichten. Wir sagen, wie man Nässe, Eis und Schnee ein Schnippchen schlägt.

Auch wenn ein Winter wärmer ausfällt, kann es dann immer noch sehr ungemütlich auf dem Fahrrad werden. Doch die richtige Ausrüstung kann dazu beitragen, dass auch im Winter die Radler gern in die Pedale treten.

"Die clevere Wahl der Kleidung ist entscheidend, ob die Fahrt zur Arbeit auch im Winter Freude bereitet oder zur Tortur wird", weiß Benjamin Topf. "Grundsätzlich sollte man auf das bekannte Zwiebelprinzip setzen, also mehrere Kleidungstücke übereinander tragen", erklärt der Chefredakteur des E-Bike- und Lifestyle-Magazins "Downtown".

So sollte die unterste Schicht auf der Haut möglichst aus einer Kunststofffaser bestehen: Die kann den Schweiß von der Haut wegtransportieren. Bei der mittleren Schicht, die den Körper warmhalten soll, könne man durchaus zu Merino greifen. "Das wärmt sensationell, selbst wenn das Material durch das Schwitzen leicht feucht wird", weiß Topf. Für die oberste Schicht rät er zu einer Jacke, deren Material dauerhaft vor Wind und Nässe schützt.

Eine wasserfeste Softshell-Hose solle man sich ebenfalls gönnen, findet Gunnar Fehlau vom Pressedienst-Fahrrad (pd-f). Ebenso sollten Wind- und wetterabweisende Winterhandschuhe sowie eine Mütze, die unter dem Helm getragen werden kann, zur Grundausstattung zählen. "Und für den Schutz der Füße gibt es spezielle Winterfahrradschuhe mit Klickpedale-kompatiblen Sohlen", so der Vielfahrer. Auch Topf verweist darauf, dass die Extremitäten am ehesten schmerzen, wenn es mal richtig kalt werde. Dann gebe es für besonders kälteempfindliche "Kaltstarter" gar beheizte Handschuhe, Socken und Schuhsohlen sowie beheizbare Fahrradgriffe.

Mit breiten Reifen und Profil

Fehlau weist darauf hin, dass es beim Fahrrad zwar keine Winterreifenpflicht wie für Autos gebe, es aber dennoch ratsam sei, auf winterlichen Straßen einen buchstäblich profilierteren Reifen zu nutzen. "Es sollte ein breiter Reifen mit etwas Profil sein, auf gar keinen Fall aber sollte man mit Slicks fahren, also Reifen ohne Profil", präzisiert Topf. "Reifen mit Spikes dagegen machen nur Sinn bei wirklich winterlichen Bedingungen wie verschneiten oder vereisten Wegen". Reifenflicken werde im Winter schnell zum Alptraum. Topf rät zu schlauchlosen Reifen, um sich solche Erfahrungen zu sparen.

Sehen und gesehen werden - für die Sicherheit

Mindestens ebenso wichtig wie der richtige Reifen aber ist die der Jahreszeit entsprechende Beleuchtung. "Bei dichtem Schneetreiben etwa sollten Radfahrer auch tagsüber mit Licht unterwegs sein", sagt Fehlau. "Viele Scheinwerfer im Nabendynamobetrieb verfügen über ein sensorgesteuertes Tagfahrlicht. Nur noch einschalten, der Scheinwerfer regelt den Rest". Bei Akku-betriebenen Lichtanlagen dagegen gelte es, vor Fahrtantritt sicherzustellen, dass die Akkus vollständig geladen haben, warnt Topf.

Für Fehlau rät im Winter zum klugen Routenmanagement. Dazu gehört auch, sich zu erkundigen, wo die Straßen morgens zuerst geräumt werden. Dann kann auch die längere Strecke die kürzere Alternative sein. "Grundsätzlich gilt in Bezug auf die Fahrweise Gang rausnehmen." Das sei natürlich im übertragenen Sinne gemeint. Also mehr Zeit einplanen und früher starten, damit man nicht Sorge kommt, zu spät zu kommen und hektisch wird. "Hektik bedeutet Gefahr", mahnt er zur winterlichen Entschleunigung.

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