Rio de Janeiro. In Brasilien ist eine Zehnjährige von ihrem Onkel vergewaltigt und geschwängert worden. Nun attackieren Abtreibungsgegner das Mächen.

Eine Zehnjährige in Brasilien wurde nach einer Vergewaltigung durch ihren Onkel schwanger – und ist seit einem legalen Schwangerschaftsausbruch nun den Attacken von Abtreibungsgegnern ausgesetzt.

Die persönlichen Daten des Mädchens kursieren in den sozialen Netzwerken. Brasilianischen Medien zufolge forderte die Justiz des Bundesstaates Espírito die Plattformen dazu auf, Veröffentlichungen mit den Daten der Betroffenen zu löschen.

In Brasilien ist das Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch stark eingeschränkt. Erlaubt sind Abtreibungen nur nach einer Vergewaltigung oder bei Gefahr für das Leben der Mutter. Normalerweise werden entsprechende Fälle streng vertraulich behandelt. Die Daten der vergewaltigten Zehnjährigen gelangten jedoch an die Öffentlichkeit.

Nach Vergewaltigung: Rechte Aktivistin veröffentlichte Namen der Zehnjährigen

Die Frauen- und Familienministerin Damares Alves bedauerte auf Facebook die Entscheidung der Justiz, die dem Mädchen das Recht zugestanden hatte, einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen. Die Politikerin ist evangelikale Pastorin und spricht sich immer wieder gegen ein Recht auf Abtreibung aus.

Die rechte Aktivistin Sara Winter veröffentlichte die Namen des Mädchens und des behandelnden Krankenhauses auf ihrer Seite. Zudem machte sie in einem Post Feministinnen für den Schwangerschaftsabbruch der Zehnjährigen verantwortlich. Winter ist ebenfalls als radikale Abtreibungsgegnerin bekannt.

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Mädchen wurde jahrelang von ihrem Onkel vergewaltigt

Wie der „Guardian“ berichtet, hatte der Onkel das Mädchen vergewaltigt, seit dieses sechs Jahre alt war. Aus Angst soll sie sich zuvor niemandem anvertraut haben. Die Schwangerschaft sei ans Licht gekommen, als das Mädchen mit Bauchschmerzen im Krankenhaus vorstellig wurde. Gegen den 33-jährigen Mann wurde Haftbefehl angeordnet. Er befindet sich auf der Flucht.

Die Klinik in Espírito Santo lehnte den Schwangerschaftsabbruch ab, woraufhin das Mädchen in eine Spezialklinik in die Stadt Recife gebracht wurde – fast 2000 Kilometer von ihrer Heimatstadt entfernt. Vor dem Krankenhaus hatten sich zahlreiche Abtreibungsgegner und konservative Politiker versammelt. In einem Video ist zu sehen, wie aufgebrachte Demonstranten den zuständigen Arzt als „Mörder“ beschimpfen.

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Statistisch werden dem brasilianischen Jahrbuch für öffentliche Sicherheit zufolge jede Stunde vier Brasilianerinnen unter 13 Jahren vergewaltigt – meistens von Tätern aus der Verwandtschaft. 2018 zählte Brasilien 66.000 Vergewaltigungsopfer. Mehr als die Hälfte von ihnen war jünger als 13 Jahre. (dpa/raer)