Washington. . Blockbuster-Legende Bruce Willis hat FTD diagnostiziert bekommen. Die Demenz-Form ist unheilbar – und hat besonders grausame Symptome.

  • Hollywood-Star Bruce Willis lebt mit der Krankheit FTD
  • Dahinter verbirgt sich eine besondere Form von Demenz
  • Die Krankheit kommt oft mit grausamen Symptomen

Als CNN-Star-Moderator Jake Tapper kurz vor Weihnachten in bewegenden Worten vor laufender Kamera berichtete, dass sein Schwiegervater einer „grausamen und unerbittlichen Krankheit” namens „FTD” erlegen war, hörten im beschaulichen Ort „King of Prussia” nördlich von Philadelphia die Experteninnen und Experten um Sharon Denny genau hin.

Die Programm-Direktorin des einzigen US-Fachverbandes für Betroffene und Angehörige von „Frontotemporaler Demenz” ist grundsätzlich froh, wenn Aufmerksamkeit auf eine seltene Demenz-Form gelenkt wird, an der in den USA geschätzt 60.000 Menschen leiden. „Wobei die Dunkelziffer aufgrund der im Schnitt über dreieinhalb Jahren dauernden Diagnose viel höher ist", wie Denny im Gespräch mit unserer Redaktion anmerkt.

Bei Bruce Willis, dem weltweit vor allem für seine Action-Rolle in der „Stirb Langsam”-Kino-Reihe bekannten und geliebten US-Schauspieler, ging es entschieden schneller.

Frontotemporale Demenz: Nach und nach sterben die Nervenzellen ab

Knapp zehn Monate nachdem die Familie des 67-Jährigen unter großer Anteilnahme bekannt gab, dass Willis wegen einer schweren Sprachstörung (Aphasie) die Arbeit in Hollywood an den Nagel hängen muss, traten die Gattinnen Emma Heming (aktuell), Demi Moore (Ex) und die Töchter Rumer, Scout, Tallulah, Mabel und Evelyn erneut mit einer für Millionen Kino-Fans niederschmetternden Nachricht an die Öffentlichkeit: Bruce Willis hat FTD. „Sein Zustand hat sich verschlimmert.”

Tausende nehmen seit Donnerstagabend in sozialen Medien Anteil an seinem Schicksal, sprechen dem Schauspieler und seiner Familie Trost und Mut zu.

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„Auch wenn es schmerzhaft ist”, schreibt die Familie über Willis, der mit Filmen wie „Pulp Fiction”, „12 Monkeys,” „The Fifth Element,” „The Sixth Sense,” und „Armageddon” im Laufe von vier Jahrzehnten fünf Milliarden Dollar an den Kinokassen eingespielt hat, „so ist es eine Erlösung, endlich eine klare Beurteilung zu haben.”

Anders als bei Alzheimer sterben bei FTD im Frontal- und Temporallappen des Gehirns nach und nach die Nervenzellen ab. Lesen Sie dazu: Alzheimer, MS & Co.: Machen Virusinfektionen schwer krank?

Darunter leidet zunächst nicht das Gedächtnis oder der Orientierungssinn. Es leidet die Persönlichkeit. Das Sozialverhalten ändert sich. Entscheidungsfindung wird zur Qual. Das Beurteilungsvermögen schwindet. Das Ich stirbt ab. Und das alles sehr individuell.

Demenz-Erkrankung: Morbus Pick ist seit 1892 bekannt

Manche Patienten, sagen Fachleute der Mayo-Klinik, sind oberflächlich und unkonzentriert, teilnahmslos und apathisch. Sie vernachlässigen Job und Familie. Andere werden binnen Sekunden gereizt, aggressiv, taktlos oder lassen alle Hemmungen fahren. Wieder andere entwickeln Heißhunger auf Süßigkeiten oder verlottern körperlich.

„Eine Heilung gibt es zurzeit nicht, sagt Sharon Denny, „und auch keine wirksame medikamentöse Verlangsamung.” Obwohl der Prager Neurologe Arnold Pick die Krankheit bereit 1892 beschrieben hat. Weshalb man im deutschen Sprachraum gelegentlich noch von „Morbus Pick” spricht.

Nach Auftreten der ersten Symptome beträgt die Lebenserwartung sieben bis 13 Jahre. Der Prozess des Verfalls verläuft in der Regel schneller als bei anderen Demenz-Erkrankungen. Die Krankheit, sagen Ärzte an der Johns Hopkins-Universität in Baltimore, könne jeden treffen. In etwa 20 Prozent der Fälle sei die Frontotemporale Demenz erblich bedingt. Im Schnitt erkranken die Betroffenen mit 58 Jahren, aber auch Erkrankungen mit 40 oder noch früher können vorkommen. Mehr zum Thema: Zimt hilft beim Lernen – und soll vor Krankheit schützen

Bruce Willis' Familie hofft auf heilende Therapie

Sharon Denny und die „Association for Frontotemporal Degeneration” setzen darauf, dass die Forschungsbemühungen für eine Therapie intensiviert werden. „Schon ein Blut-Marker-Test, der eine verlässliche Diagnose ermöglicht, wäre viel wert.”

Dahinter stehen Leidensgeschichten von Angehörigen, die von Ärzten berichten, die den Dingen nicht auf den Grund gingen und auf Depressionen oder Schizophrenie tippten. Oder von Krankenversicherungen, die die vielen gerade in den USA kostspieligen Untersuchungen wie Kernspintomographie nicht mehr bezahlen wollten.

Willis' Familie hofft, dass sich die Aufmerksamkeit der Medien während des „Voranschreitens der Erkrankung von Bruce” auf diese Schwachstellen konzentriert. Damit es in der Zukunft eine Heilungsmöglichkeit gibt.

„Bruce hat immer daran geglaubt, seine Stimme einzusetzen, um anderen zu helfen und den Blick auf wichtige Themen zu lenken. Wir wissen aus unserem Herzen, dass er, wenn er könnte, heute weltweite Aufmerksamkeit und Verbundenheit mit denen erzeugen würde, die ebenfalls mit dieser kräftezehrenden Krankheit zu kämpfen haben.”