Berlin. Genau vor 40 Jahren erschien das erste Album von Ćéline Dion. Eine solche Karriere wäre heute kaum mehr denkbar, zeigt ein Kinofilm.

Sex, Drugs & Rock ’n’ Roll? Céline Dions (53) genau 40 Jahre währende Karriere beruht auf drei anderen Säulen: Familie, Liebe und einer Stimme, die jedes Herz erreicht. 1981 erschien ihr erstes Album „La Voix Du Bon Dieu“. Cool war sie nie, das sagt sie selber. Aber sie ist Kult. Rapper Drake (35) ging vor ihr auf die Knie, Helene Fischer (37) nennt sie ihr Vorbild, Adele (33) hat ein benutztes Kaugummi von ihr gerahmt an der Wand.

Bei den Billboard Awards 2017 in Las Vegas geht Rapper Drake vor Dion auf die Knie.
Bei den Billboard Awards 2017 in Las Vegas geht Rapper Drake vor Dion auf die Knie. © Getty Images Entertainment/Getty Images | Kevin Mazur/BBMA2017

Am 23. Dezember nun startet die Kino-Biografie „Aline – The Voice of Love“. In Frankreich sahen den Film bereits fast eine Million Menschen, bei den Festspielen in Cannes wurde er gefeiert. Der mal bewegende, mal bizarr-witzige Film basiert zwar auf dem Leben der Frankokanadierin, balanciert dabei aber zwischen Wirklichkeit und Fiktion. Doch er zeigt: Eine solche Karriere wie die von Dion wäre heute wohl nicht mehr möglich.

Die französische Regisseurin Valérie Lemercier ist erklärter Céline-Dion-Fan und versteht ihren Film als Hommage. „Sie ist so lustig und die Erste, wenn es darum geht, sich selbst zu parodieren“, sagt sie. „In Interviews ist sie wunderbar aufrichtig.“ In die üblichen Fallen, die der Ruhm so stellt, etwa Sucht oder Schönheits-OPs, sei sie nie getappt, wahrscheinlich wegen des familiären Rückhalts: „Sie ist eine echte Heldin.“

57-Jährige spielt den Popstar als Teenager

Und so übernahm die 57-Jährige die Hauptrolle direkt selbst. Und zwar in allen Lebensphasen, auch als sehr junges Mädchen. Was anfangs irritiert, funktioniert. Denn Dion wirkte schon damals nie wirklich jugendlich. „Du wirst enttäuscht sein, sie hat eine komische Visage“, warnt ein Produzent in einer Szene einen Musikboss.

Das schüchterne Mädchen wird erst einmal zum Zahnarzt geschleppt. Der Tanzunterricht dagegen erweist sich als vergeblich. In heutigen Instagram- und Tiktok-Zeiten hätte Céline Dion wohl keine Chance gehabt. Doch damals glaubte man an ihr Talent, der Rest war Nebensache.

„Sie hat etwas Besseres verdient“

Vor allem ihre Familie bestärkt Céline in ihrem Wunsch, Sängerin zu werden – ohne sie zu überfordern. Es sind einfache Leute, der Vater ist Waldarbeiter, Céline das jüngste von 14 Geschwistern. Ihre Mutter schickt eine Kassette mit dem Gesang ihrer Tochter an den Musikmanager René Angélil – und der beißt an. Da ist Céline 12, er fast 40. Die beiden werden ein Paar, wann genau, ist unklar. „Ich war 17, 18, als sich meine Gefühle für ihn änderten“, sagte Dion einmal.

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Was heute ein Skandal wäre, wird damals achselzuckend hingenommen. Einzig die Mutter versucht zu intervenieren. „Verstehen Sie nicht, dass meine kleine Prinzessin einen Prinzen verdient hat?“, staucht sie Angélil im Film zusammen. „Keine dicke, alte Runzelpflaume, die zweimal geschieden ist.“ Heute, wo sie selbst Mutter sei, könne sie ihre Mutter verstehen, sagte Dion vor einiger Zeit. Doch damals setzt sie sich durch, die beiden bleiben bis zu Angélils Krebstod 2016 verheiratet. Drei Kinder gehen aus der Ehe hervor.

Auch hätte heute keine Plattenfirma mehr einen so langen Atem: Außerhalb ihrer Heimatprovinz Québec interessiert sich niemand für die junge Sängerin. 1988 gewinnt sie für die Schweiz den Grand Prix, doch ihr Titel „Ne Partez Pas Sans Moi“ verkauft sich schlecht wie kaum je ein anderer Siegertitel. Der Durchbruch im Rest der Welt gelingt endlich 1993 mit dem Jennifer-Rush-Cover „The Power of Love“.

Die Frankokanadierin Céline Dion gewann 1988 für die Schweiz den Grand Prix. Ein Hit wurde der Titel aber nicht.
Die Frankokanadierin Céline Dion gewann 1988 für die Schweiz den Grand Prix. Ein Hit wurde der Titel aber nicht. © ullstein bild via Getty Images | ullstein bild Dtl.

Karrierehöhepunkt mit „Titanic“-Song

Erst 1998 ist Dion am Zenit ihrer Karriere – mithilfe eines Schiffs, das ins Verderben dampft. Der Schluchz-Schlager „My Heart Will Go On“ aus dem Kinohit „Titanic“ ist heute auf Platz zehn der meistverkauften Singles aller Zeiten. Verbogen und auf Trends aufgesprungen ist sie seitdem nie.

Im Moment sind Fans in Sorge: Seit Dion im Oktober wegen „andauernder Muskelkrämpfe“ ihre Las-Vegas-Shows bis Februar absagte, gibt es kein Lebenszeichen mehr.