Monaco. Charlène ist wieder da. Vielfach wurde die erkrankte Fürstin von Monaco bereits abgeschrieben. Jetzt begräbt sie alte Rivalitäten.

„Wir vermissen dich, Mommy!“ Die selbst bemalten Schilder, die Prinz Jacques und Prinzessin Gabriella im November des vorigen Jahres in die Kameras hielten, machten Monacos „Fête du Prince“ zum wohl traurigsten Nationalfeiertag der Welt, und das ausgerechnet im Glitzerstaat an der Côte d‘Azur.

Ganz anders dieses Jahr: Die fürstliche Familie winkt vereint vom Palastbalkon, Fürst Albert (64) in Uniform, Fürstin Charlène (44) im eleganten weißen Mantel und mit schwarzem Hut. Die KinderJacques und Gabriella (7) sind fröhlich, aber durchaus schon staatstragend: Im vergangenen Jahr hatte Albert den Thronfolger und seine Zwillingsschwester zunehmend auf ihre zukünftige Rolle vorbereitet.

Erstmals trägt nun auch der kleine Jacques öffentlich Uniform. Monaco liefert wieder die Bilder, die die Welt so liebt.

Charlène tritt wieder öffentlich auf

Die Zukunft seines Landes – es ist Alberts wichtigstes Thema in jedem Gespräch. „Smart“ soll Monaco werden, sich aber trotz Hightech seiner Geschichte bewusst bleiben. Es ist eine Zukunft mit Charlène. Das machte der Fürst des Miniaturstaates in diesen Tagen deutlich. Dabei dachten viele, seine 2011 geschlossene Ehe mit der ehemaligen Schwimmerin sei Vergangenheit. Monatelang hatte die Fürstin sich mit einer langwierigen HNO-Infektion in ihrer ehemaligen Heimat Südafrika aufgehalten.

Dann tauchte sie wieder auf und verschwand sogleich erneut – in ein Schweizer Sanatorium. Spätestens da schrieben die meisten sie ab. Doch 2022 kämpfte sie sich allmählich zurück in ihr Amt als First Lady, begleitete Albert etwa im Juni zum Fernsehfestival von Monte Carlo und im September zur Beerdigung der Queen.

Albert, der Versöhner: Der Fürst lässt Charlène die Zeit, sich nach ihrer Rückkehr in den Dienst in Ruhe zurechtzufinden.
Albert, der Versöhner: Der Fürst lässt Charlène die Zeit, sich nach ihrer Rückkehr in den Dienst in Ruhe zurechtzufinden. © AFP | CLEMENT MAHOUDEAU

Jetzt verweist die Fürstin, über die man lästerte, ihre einzige Spur im Fürstentum sei die von ihr eröffnete Starbucks-Filiale, bei Instagram selbstbewusst auf ihre Leistungen: Ihre Stiftung, mit der sie benachteiligten Kindern das Schwimmen beibringt, wird zehn Jahre alt und mit einer Sonderbriefmarke geehrt. Sie ist wieder da.

Wenn auch noch nicht zu 100 Prozent, wie Albert seinem Hofblatt „Monaco-Matin“ erzählte. „Sie ist immer noch manchmal erschöpft. Wir müssen ihr noch Zeit geben, ehe sie auch in andere Aufgaben zurückfindet. Aber das wird sie.“ Mehr über die Fürstin: Fürstin Charlène macht große Ankündigung

Fürst Albert, der Versöhner

Die Strategie des Fürsten hat sich bisher als erfolgreich erwiesen: Geduldig gewährt er ihr einen schrittweisen Wiedereinstieg ohne Druck, eine Art „Hamburger Modell“ für First Ladys. Dafür war sie bereit, ihrem Mann ein Zugeständnis zu machen: Erstmals seit Jahren posierte sie mit ihrer Schwägerin Prinzessin Caroline (65) auf einem gemeinsamen Bild.

Bei dem Familienfoto auf dem roten Teppich der Gala zum Nationalfeiertag in der Oper steht zwar Albert zwischen ihnen, aber bisher hatten sie es sogar vermieden, irgendwo zeitgleich aufzutauchen in dem Zwei-Quadratkilometer-Land. Caroline, Kunstmäzenin und vierfache Mutter, war seit dem Unfalltod ihrer Mutter Grace Kelly 1982 inoffizielle First Lady und soll schon ihren ältesten Sohn Andrea (38) als Kronprinzen gesehen haben, ehe ihr Bruder mit Anfang 50 doch noch heiratete.

An Monacos Nationalfeiertag zeigte sich Charlène mit ihren Kindern Prinz Jacques und Prinzessin Gabriella.
An Monacos Nationalfeiertag zeigte sich Charlène mit ihren Kindern Prinz Jacques und Prinzessin Gabriella. © IMAGO

Ihre exponierte Stellung macht sie deutlich, indem sie sich als Königliche Hoheit anreden lässt – ein Titel, der ihr seit ihrer Heirat mit Ernst August von Hannover (68) zusteht, wenngleich es seit Jahren eine Ehe einzig auf dem Papier ist.

Während Charlènes Krankheit dann kümmerte sie sich um die Zwillinge – das soll Charlène versöhnlich gestimmt haben.

Charlène verändert die Monarchie

Auch bewegt Charlène hinter den Kulissen etwas: Dass die Rolle von Tochter Gabriella in der Monarchie gestärkt wird, wie Albert jetzt verkündete, wird ihrem Einfluss zugeschrieben. Die antiquierte Erbfolgeregel – Männer vor Frauen – ändert er zwar nicht. Aber seine Tochter soll weitgehend ebenso auf Regierungsaufgaben vorbereitet werden wie Jacques: „Sie muss informiert sein, um ihrem Bruder zu helfen.“ Das Band zwischen den beiden sei eng, sagt er. „Sie sind Komplizen.“

Eine Lektion, die er beiden mit auf den Weg geben will: „Um Monaco in eine sichere Zukunft zu führen, braucht es gute Beziehungen zu anderen Ländern. Ich kann es nicht ertragen, wenn Monaco auf irgendwelchen schwarzen Steuerlisten auftaucht.“ Schließlich muss der Fürst sich den Vorwurf gefallen lassen, zu sehr auf russisches Geld gesetzt haben.

„In der Zukunft liegt der Fokus darauf, andere Nationalitäten anzuziehen“, sagt er nun. Für die Superreichen müssen aber Monte Carlos Hochhäuser aus den 60er- und 70er-Jahren modernisiert oder ersetzt werden. Neue Bauprojekte sehen etwa 100-Millionen-Dollar-Villen auf Hochhausdächern vor. Das ständige Baggern und Umgraben vergrätzt wiederum die 7000 Urmonegassen.

Auch der traditionsreiche Grand Prix muss neu gedacht werden, um konkurrenzfähig zu bleiben gegen Formel-1-Rennen wie Abu Dhabi oder Las Vegas. Viel zu tun für den Fürsten. Er ist froh, dass er auf seine Frau wieder zählen kann.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.