London. Ende der Lehrjahre – Der neue britische König Charles III. will seinem Volk dienen und das lebenslang. Er eifert seiner Mutter nach.

König Charles III. will am Rollenverständnis seiner verstorbenen Mutter, Queen Elizabeth, anknüpfen: als Diener des Volkes. Dieses Versprechen habe sie gehalten, er wolle es erneuern, sagte der König in einer TV-Ansprache, die knapp zehn Minuten dauerte.

In noch einem anderen Punkt wird der 73-Jährige ihr wohl nacheifern: Charles, der als Kronprinz jahrzehntelang auf seine Chance warten musste, deutete an, dass er nicht zugunsten seines Sohnes William vorzeitig abtreten würde. Während der Jahre, "die Gott mir gewährt", will der König "für die Prinzipien unserer Nation" eintreten. Also: ein Leben lang.

Queen Elizabeth II.

William wird erst einmal Herzog von Cornwall. Auch will er ihn zum Prinz von Wales ernennen. "Für mich war das ein Privileg", erzählte Charles III.

Seinen jüngsten Sohn Harry erwähnt er mit einem Satz. Seine Liebe gelte auch ihm und seiner Schwiegertochter Meghan, die sich ein Leben im Ausland aufbauten.

Prinz Harry verlässt nach dem Tod der Queen am Freitagmorgen Schottland Richtung London.
Prinz Harry verlässt nach dem Tod der Queen am Freitagmorgen Schottland Richtung London. © dpa | Aaron Chown

König Charles III.: Camilla ist der neuen Rolle gewachsen

Eine breitere Rolle in der Rede nahm seine königliche Gemahlin (Queen Consort) ein: Camilla. "Ich weiß, dass sie die Anforderungen ihrer neuen Rolle mit der unerschütterlichen Hingabe zur Pflicht angehen wird", sagte er. Das Leben der Firma, wie das Königshaus sich schon mal selbstironisch nennt, werde sich ändern. So werde es für ihn nicht länger möglich sein, sich den wohltätigen Organisationen zu widmen, "die mir so sehr am Herzen liegen".

Kein Wort zur politischen Gesamtlage, erst recht nicht zum Ukraine-Krieg. Auffällig war sein Bekenntnis zur Verfassung. Beobachter wollten darin einen Wink erkennen, nachdem seine Mutter 2019 auf Bitten des früheren Premiers Boris Johnson dem Parlament eine Zwangspause verordnet hatte, was in Großbritannien seinerzeit als undemokratisch getadelt wurde.

König Charles III.: Die Mutter war ihm eine Inspiration

Insgesamt nahm sich Charles selbst zurück. Im Vordergrund stand die Würdigung seiner Mutter. Sie sei für die Königsfamilie eine Inspiration – er dankte ihr für ihre Zuneigung, ihre Liebe, ihre Ratschläge. Er lobte ihre Wärme, ihren Humor, "ihre Fähigkeit, das Beste im Menschen zu sehen".

Zum Schluss wurde es gefühlig: "Liebste Mama, während du deine letzte große Reise zu meinem lieben verstorbenen Papa beginnst, will ich nur eines sagen: Danke. Danke für deine Liebe und Hingabe für unsere Familie und für all die Nationen, denen du so fleißig gedient hast in all den Jahren. Mögen die Engel über Deine Ruhe wachen." Nach seinen Worten werden die Trauerfeierlichkeiten "in einer Woche" stattfinden.

Ein Bad in der Menge und das Blumenmeer vor dem Palast

König Charles III. schüttelt vor dem Buckingham-Palast zahlreiche Hände und nimmt Trauerbekundungen entgegen.
König Charles III. schüttelt vor dem Buckingham-Palast zahlreiche Hände und nimmt Trauerbekundungen entgegen. © Yui Mok/PA Wire/dpa

Zuvor hatte der König nach Ankunft im Buckingham-Palast die Nähe zu den Menschen gesucht, die vor dem Gebäude warteten und ein Meer von Blumen niedergelegt hatten. Die Menge stimmte die Nationalhymne "God Save the King" an. Im Palast empfing der König auch Premierministerin Liz Truss zu einer Audienz. Sie ist erst seit Dienstag im Amt.

Mit der Ankunft im Palast wurde die auf halbmast wehende Nationalflagge eingeholt und durch die königliche Standarte ersetzt. Sie repräsentiert das Staatsoberhaupt und wird aufgezogen, wo der Monarch zugegen ist. Es ist die einzige Flagge, die nie auf halbmast gesetzt wird.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.