Berlin. Im NDR-Podcast appelliert Drosten an die Politik, Maßnahmen zu verschärfen. Sonst könnte die Wirtschaft noch mehr Schaden nehmen.

  • Kurz vor Weihnachten liegen die Corona-Zahlen weiter auf einem hohen Niveau
  • Christian Drosten schlägt in seinem NDR-Podcast deshalb mahnende Worte an: Die aktuelle Corona-Situation sei ernst, die Maßnahmen müssten verschärft werden, sagte er
  • Mit Blick auf Weihnachten sollte absolute Vorsicht gelten. Deshalb schlägt der Virologe zehn Tage vor dem Fest eine deutliche Kontaktabnahme vor

Corona-Experte Christian Drosten hat in seinem wöchentlichen „Coronavirus-Update“-Podcast Stellung zu der jüngsten Lockdown-Forderung der Leopoldina genommen. Auch gab der Virologe im Gespräch mit Korinna Hennig eine Prognose über den weiteren Verlauf der Pandemie ab, sollte der Appell der Virologen von Politikern nicht beherzigt werden.

Drosten lobt Lockdown-Forderung der Leopoldina

Der Virologe der Berliner Charité nannte die gebündelte Stellungnahme der Nationalen Akademie der Wissenschaften eine Handlungsanweisung an Politiker und Bürger, die „vielleicht so verstanden werden sollte, wie eine deutliche und letzte Warnung der Wissenschaft.“

Für den Fall, dass die bisher angedachten Lockerungen nach wie vor gestattet werden sollten, fand Drosten eindeutige Worte an Bund und Länder: „Wenn sich die Politik dann aber anders entscheidet, dann hat sie sich auch nicht mehr für die Wissenschaft entschieden.“

Feiertage und Jahreswechseln sollten für einen „harten Lockdown“ genutzt werden

Der Experte, der ebenfalls an der am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme der Nationalen Wissenschaftsakademie Leopoldina mitgewirkt hat, sprach sich für eine schnelle Verschärfung der Corona-Maßnahmen aus. „Es ist schon so, dass wir jetzt unbedingt etwas tun müssen. (...) Es könnte passieren, dass, wenn man jetzt nicht nachreguliert, man Ende Januar und über den gesamten Februar hinaus dann gezwungen ist, dann in einen richtigen Lockdown zu gehen, der massiv die Wirtschaft schädigt.“

Wie bereits in der Stellungnahme der Leopoldina forderte Drosten, die Feiertage und den Jahreswechsel für einen „harten Lockdown“ zu nutzen. Vom 24. Dezember bis mindestens 10. Januar sollte „in ganz Deutschland das öffentliche Leben weitgehend ruhen“.

Vorbereitung auf die Weihnachtstage: Strenge Kontaktbeschränkungen notwendig

Bereits ab 14. Dezember müssten Kontakte auf ein „absolutes Mindestmaß“ reduziert werden. Laut Drosten bedeute die Vor-Quarantäne von zehn Tagen auch, die Schulpflicht aufzuheben, um damit die nötige Vorlaufzeit zu haben, falls man an Weihnachten nach wie vor Verwandtenbesuch plant.

Gerade in Schulen seien nicht die Kinder per se die Faktoren, die zur Verbreitung des Virus beitragen würden, sondern die Tatsache, dass in Schulen viel Personenverkehr stattfinde. Als weitere Möglichkeit, die Infektionsausbreitung in Schulen zu dämpfen, nennt Drosten das sogenannte „Network Chain Cohorting“.

Dabei sollen Schulklassen nicht willkürlich halbiert, sondern in Anbetracht der inner- und außerschulischen Kontakte eingeteilt werde. Auf diese Weise könne man zumindest etwas sicherstellen, dass Kinder ihren Kreis auch in ihrer Freizeit auf dieselben Freunde beschränken.

Selbst bei leichten Corona-Anzeichen wie Rücken- oder Kopfschmerzen empfiehlt Drosten eine fünftägige Selbstisolation. Den Gebrauch von Antigentests bewertet Drosten im Hinblick auf die Feiertage als hilfreich – allerdings müsste man sich aufgrund der begrenzten Gültigkeit der Tests auf einen Tag streng genommen jeden Morgen testen.

Die strenge Vorbereitung auf die Feiertage hält Drosten für unausweichlich – so könne man die Ansteckungsgefahr während des ohnehin eher kontraproduktiven Menschenauflaufs über die Feiertage zumindest etwas unter Kontrolle halten: „Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem weiteren Anstieg führt, ist groß und wir kommen dann noch weiter in Inzidenzgebiete hinein, die man nicht mehr so leicht durchbrechen kann durch so leichte Kontaktreduktionsmaßnahmen.“ (day)

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